Reckless Rebel
Sascha Krebs / 2005

Musicalsänger Sascha Th. G. Krebs legt eine Rock-Cover-CD vor – produziert vom Wildhorn-Spezialisten Koen Schoots.


„Ich wollte endlich mal eine CD machen, die so klingt, wie ich aussehe“, sagt Sascha Thomas Gustav Krebs über „Reckless Rebel“. Ja, aber wie sieht der gebürtige Heidelberger eigentlich aus? Die Website hilft nicht wirklich weiter: Da sind zum einen die Death-Metal-verdächtigen Privatfotos – das würde zum Titel („sorgloser Rebell“) passen. Aber da sind auch die eher braven Pics vom Foto-Shooting – so sieht nicht unbedingt jemand aus, der vorgibt, „tief im Herzen ein Rocker“ zu sein.

Mit dem Nachfolger von „Rockcastle“ (2002) will Sascha Krebs seine „Jugend aufarbeiten und denen Tribut zollen, die mich über viele Jahre begleitet und geprägt haben“. Deshalb sind auf „Reckless Rebel“ ausschließlich Cover-Versionen bekannter Rocksongs zu hören. Wer jedoch „richtige“ Hardrock-Stücke (oder gar Metal) erwartet, wird enttäuscht: Partyrock ist angesagt.

Den Anfang macht das monumentale „Bat out of Hell“ von Meat Loaf. Mit einer Spielzeit von 10:30 Minuten übertrumpft das Cover sogar noch das Original (9:51 Minuten). Vom Stimmvolumen bleibt Sascha Krebs naturgemäß hinter dem massigen „Fleischklops“ Marvin Lee zurück. Allerdings verliert „Bat out of Hell“ auch in der Produktion von Koen Schoots nichts von seiner Bombastik. Beim gelungenen „Since You’ve Been Gone“ – ursprünglich von Ritchie Blackmore’s Rainbow – leistet Gitarrist Ralf Templin so gute Arbeit, dass man meinen könnte, Meister Blackmore persönlich greife in die Saiten seiner legendären Fender Stratocaster.

So weit, so rockig, denn im Anschluss daran schmalzt Sascha Krebs „Make Me Lose Control“. Der Song aus „Dirty Dancing“ eignet sich nicht eben, um das wallende Haupthaar zu schütteln – das Original von Eric Carmen allerdings auch
nicht, wie man fairerweise sagen muss. Sehr zurückhaltend bearbeitet Drummer Jan Seeliger sein Schlagzeug in der Adaption von „One Night Love Affair“. Mit der Reibeisenstimme von Kanada-Rocker Bryan Adams vermag Sascha Krebs hier ebenfalls nicht zu konkurrieren. Das gelingt ihm schon eher bei der netten Interpretation von John Parrs „St. Elmo’s Fire“, das 1985 Nummer eins der amerikanischen Billboard Charts war.

Mit „I Will Remember“ und „Stop Loving You“ sind gleich zwei Nummern der kalifornischen Legende Toto auf der CD zu finden – und Sascha Krebs macht Toto-Leadsänger Bobby Kimball alle Ehre. Mike Reno von den kanadischen Loverboy läuft er sogar den Rang ab: Die Krebs’sche Version von „Turn Me Loose“ klingt um einiges fetziger als das Original. Gleiches gilt für John Farnhams „Have a Little Faith (in Us)“. Der Rausschmeißer „Juke Box Hero“ wirkt hingegen steril. Dem Song fehlt der raue Ursprungssound, den ihm seine Komponisten Foreigner einst mitgegeben haben.

Die 52 Minuten und 51 Sekunden von Reckless Rebel ziehen insgesamt ohne große Höhe- und Tiefpunkte am Hörer vorbei. Zwar ist die Scheibe solide produziert und nicht völlig unrockbar, aber eben nichts für Freunde des Headbanging.

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