Angelika Milster, einstmals Grizabella in Wien, interpretiert auf dem Solo-Album von 2006 neben Schlagern und Popsongs auch die Musicalnummern „Nur ein Blick“ („Sunset Boulevard“) und „Boote in der Nacht“ („Elisabeth“).
„La Milster“ hat in der Musicalszene einen guten Ruf. Noch heute läuft ihre „Memory“-Interpretation aus den 1980ern regelmäßig im Radio, 2001 überzeugte sie viele Skeptiker mit ihrem Musiktheater-Comeback als Baronin von Waldstätten in der Hamburger „Mozart!“-Produktion. Leider wird sie ihrem Ruf mit diesem Album nicht gerecht – neben etlichen gut gemachten Schlagern fallen ausgerechnet die Musicalsongs deutlich ab.“Nur ein Blick“ ist solide, mehr nicht. Angelika Milster trifft alle Töne, aber ihrer Interpretation mangelt es an Gefühl. Milsters Norma Desmond ist weder verbittert noch im Rausch oder in sonst einer erkennbaren Gefühlsverfassung. Das Divenhafte fehlt völlig. Diese Version würde auf einer der zahlreichen No-Name-Compilations höchstens durch die opulente Orchesterbegleitung auffallen.“Boote in der Nacht“ ist vom Arrangement her deutlich weiter vom Original entfernt. Die Milster interpretiert den Song sehr gemächlich, mit lang gehaltenen Tönen und viel Pathos – was ihm nicht gut bekommt. „Boote in der Nacht“ lebt in der ursprünglichen Version von der Verletztheit der Akteure, von einer gewissen Intimität. Milster macht daraus eine große Szene, eine divenhafte Anklage (der Part des Franz-Joseph wurde zu einer weiteren Strophe für Elisabeth umgetextet). Das begleitende Berlin International Orchestra unter Leitung von André Bauer unterstützt das, indem es klanglich viel zu dick aufträgt.Schade, denn ansonsten ist die CD schön geworden – etwa für wein- und rührselige Abende oder das Auffrischen der Tanzschul-Kenntnisse. Mit Pep und Gefühl singt sich Milster unter anderem durch deutsche Versionen von „Io che non vivo“, „La vie en rose“ oder „Holding out for a hero“. Die Songauswahl variiert von Discofox bis Ballade, die Interpretin wechselt zwischen eher klassischer Stimmlage und Popstimme. Natürlich ist alles ein wenig übertrieben, kitschig und manchmal auch knapp über der Schnulzengrenze, aber das darf man von einer Schlager-CD schließlich auch erwarten. Schade, dass die gewählten Musicalsongs so gar nicht in dieses Konzept passen.