Brandauer inszeniert Die Dreigroschenoper
Joachim Lucchesi / 2006

Begleitbuch zur Berliner Jubiläumsinszenierung der „Dreigroschenoper“ von Brecht und Weill.


Die legendäre „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill feierte in der Inszenierung von Klaus Maria Brandauer am 11. August 2006 seine Premiere im wiedereröffneten Berliner Admiralspalast. Anlässlich des 50. Brecht-Todestags hat Brandauer ein namhaft besetztes Ensemble auf der Bühne vereint – unter anderem mit den Schauspielerinnen Katrin Sass („Good Bye, Lenin“) und Birgit Minichmayr („Das Parfum“) sowie Campino, Frontmann der Band „Tote Hosen“, in der Hauptrolle des Mackie Messer.

Zu dieser Jubiläumsinszenierung der „Dreigroschenoper“ gibt der Suhrkamp Verlag ein 160-seitiges Begleitbuch von Joachim Lucchesi heraus. Das Buch dokumentiert vor allem die Geschichte des Admiralspalastes von der Eröffnung über die Nutzung des Theaters während des Zweiten Weltkrieges bis hin zur Wiedereröffnung im Jahr 2006. Bebildert ist das Werk mit historischen wie auch aktuellen Fotos – alle einheitlich in schwarz-weiß gehalten.Auf sehr kurzweilige Weise führt Lucchesi den Leser in seinem Buch hinter die Kulissen der „Dreigroschenoper“ und dokumentiert das Bühnenereignis. Geschichte und Mythos von Brechts größtem Publikumserfolg werden dargestellt, gespickt mit vielen Texten aus dem Bühnenstück wie der „Zuhälterballade“ und dem „Kanonensong“. Besonders schön ist es, dass man dieses Buch nicht zwingend von vorn nach hinten lesen muss. Es ist möglich, sich seine persönlichen Highlights herauszusuchen und in der Mitte mit dem Lesen zu beginnen, um sich anschließend weiter vor- oder zurückzuarbeiten. Sehr interessant ist beispielsweise das Kapitel von Campino, in dem er von seiner Annäherung an die Figur des Mackie Messer erzählt. Aber auch das Interview von Klaus Maria Brandauer mit Barbara Brecht-Schall ist lesenswert. Brandauer entlockt der Tochter Bertolt Brechts viele Anekdoten aus ihrer Jugend; sie erzählt von ihrem Vater und der Zeit, die ihre Familie im Exil in den USA verbrachte.

Auch weitere Ensemblemitglieder wie Minichmayr und Sass berichten in eigenen Beiträge von ihrer ersten Begegnung mit Brecht und seiner „Dreigroschenoper“. Außerdem vermittelt eine Zeittafel die Entstehung und den zeitgeschichtlichen Kontext des Stücks, die Herren Brecht und Weill werden biografisch kurz vorgestellt, Klaus Maria Brandauer erzählt von den Vorbereitungen zur Jubiläumsinszenierung und Probenfotos sowie Bühnenbildentwürfe runden das Taschenbuch ab.

Selbst ein bislang mit Brecht nicht in Berührung gekommener Leser kann an diesem Buch Gefallen finden. Es ist nicht nur Begleitbuch zur „Dreigroschenoper“, sondern bietet auch einen kompakten Einstieg in das Bühnenwerk und macht Lust auf Brecht und Weill.

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