CD-Einspielung der musikalischen Komödie zum Mozartjahr 2006 mit der Musik von Martyn Jacques („The Tiger Lillies“).
Im Wiener Museumsquartier ging im August 2006 die Uraufführung einer musikalischen Komödie mit dem Titel „Die Weberischen“ über die Bühne. Für die Musik zeichnet Martyn Jacques verantwortlich, der mit seiner Band „The Tiger Lillies“ auch eine CD zur Show herausgebracht hat, die wie das Bühnenwerk sehr ungewohnt klingt.
Für die musikalische Umsetzung sorgen „The Tiger Lillies“ mit Unterstützung des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Christian Kolonovits. „The Tiger Lillies“ präsentieren sich in einer skurrilen instrumentalen Besetzung. Während Martyn Jacques am Akkordeon, der Gitarre, der Ukulele und am Klavier, und Adrian Huge an den Drums noch relativ normal besetzt sind, verwundert Adrian Stout schon etwas, da er nicht nur den Kontrabass, sondern auch die Säge(!) spielt. Um dieses Werkzeug in Aktion zu erleben, empfiehlt es sich, die CD nach dem letzten Track für 30 Minuten weiterlaufen zu lassen – als versteckten Bonustrack gibt es dann nämlich eine Klaviersonate von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören, die mit der singenden Säge unterlegt ist.Alle Songs werden von Martyn Jacques gesungen, der vor allem mit seinem hohen Falsett begeistert. Seine Songs, die er sonst singt, handeln von Zuhältern, Prostituierten, Drogenopfern, Losern und jeder Menge schräger Vögel. So verwundert es nicht, dass auch die von ihm für „Die Weberischen“ geschriebenen Lieder ordinär, sarkastisch, ironisch und total abgedreht daherkommen. Ein musikalischer Leckerbissen der CD ist der Titel „Life’s a Bitch“ (Das Leben ist scheiße), in dem Jacques knallhart mit Mozarts Schwiegermutter Cäcilia Weber und ihren Lebensumständen ins Gericht geht: „Six Sons Dead, Four Sluts to Feed. Sell Those Bitches for My Need“ (Sechs Söhne tot, vier Schlampen zu füttern. Verkaufe die Weibsstücke für mein Wohl). In den weiteren Songs fordert er unter anderem „Abort the Child“ (Treib das Kind ab) und „Never Marry a Man“ (Heirate keinen Mann), denn Mozart ist in seinen Augen „Just Another Loser“ (Ein Verlierer wie jeder andere). Und für Mozarts Ehefrau Constanze hat er nur eines übrig: „Screw You“ (Mit dir schlafen). Den Tod des Komponisten kommentiert Jacques mit dem „Death Song“, um anschließend das Gerücht „Murdered Mozart“ (Ermordeter Mozart) in die Welt zu setzen.
Wenn man der englischen Sprache mächtig ist (die Songtexte stehen im Booklet), kann sich die CD von „Die Weberischen“ als großer Spaß erweisen, denn hier wird Mozarts Biografie mal aus einer ganz anderen Perspektive musikalisch erzählt. Insgesamt zeigt sich diese Aufnahme auf eine für musicalverwöhnte Ohren ungewöhnliche Art und Weise. Der Kauf der CD empfiehlt sich daher insbesondere aus zwei Gründen: Man ist Fan von „The Tiger Lillies“ oder möchte den Silberling als Erinnerung an einen außergewöhnlichen Theaterabend haben.