Dreamgirls
Musicalverfilmung / 2007

Filmadaption des Musicals von Henry Krieger und Tom Eyen. Mit Beyoncé Knowles, Eddie Murphy, Jamie Foxx und Jennifer Hudson.


Die großen Musical-Verfilmungen der letzten Jahre basierten zumeist auf aktuellen Broadway-Erfolgen. Zumindest in den USA konnten sie dadurch auf den großen Bekanntheitsgrad der Bühnen-Versionen aufbauen. Bei „Dreamgirls“ verhält es sich anders. Das Stück erlebte in den 80er Jahren zwei Broadway-Produktionen, anschließend gab es verschiedene regionale Aufführungen – keinesfalls gehört das Stück jedoch zu den populärsten seiner Gattung. Zum 25-jährigen Jubiläum taucht es jetzt auf der großen Leinwand auf – vielleicht als Vorbote einer neuen Bühnen-Inszenierung.

Komponist Henry Krieger und Autor Tom Eyen zeigen den Aufstieg der Soul-Band „Dreamettes“ in den 60er Jahren. Unter dem skrupellosen Manager Curtis Taylor jr. mausert sich die attraktive, jedoch gesanglich eher schwache Deena zur Leadsängerin, die füllige Effie wird dabei regelrecht aus der Band herausgedrängt. Während Deena zum „Star im goldenen Käfig“ avanciert, landet Effie ganz unten, erhält aber nach vielen Jahren eine zweite Chance, so dass der Weg zum reichlich kitschigen Happy End vorgezeichnet ist.

Gerade für ein eher unbekanntes Musical ist die Besetzung mit prominenten Darstellern wichtig. Die Rolle der Deena hat Pop-Star Beyoncé Knowles übernommen. Das Beste, was man über sie sagen kann, ist: Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Ein bisschen mehr darstellerische Ausdruckskraft wäre aber doch wünschenswert gewesen. Was Deena gegenüber Curtis empfindet, den sie heiratet, obwohl er sie ständig unterdrückt, lässt sich an ihrer Miene kaum ablesen. Stimmlich agiert Knowles absolut rollendeckend, macht Curtis seiner „Prima Donna“ doch deutlich, dass er sie zur Leadsängerin gemacht hat, da ihre Stimme ohne individuelle Ausdruckskraft und somit von ihm formbar ist.Jamie Foxx‘ eindringliche Darstellung des Managers rückt diese Figur deutlich in den Mittelpunkt. Schnell wird ersichtlich, dass sich hinter dieser charmanten Fassade ein knallharter Geschäftsmann verbirgt, für den der Erfolg über alles geht. Die Gefühle, die er Effie und Deena gegenüber zum Ausdruck bringt, setzt er nur ein, damit sie tun, was er möchte.

Jennifer Hudson könnte man als dritte Hauptdarstellerin betrachten – obwohl sie immer wieder als Nebendarstellerin ausgezeichnet wird. Schon in der Anfangssequenz – einem Talentwettbewerb, bei dem die „Dreamettes“ ihr Glück versuchen – ergeht es dem Zuschauer wie der Jury im Film: Man starrt die Hudson mit großen Augen an! Ihre dunkle voluminöse Stimme und die gelungenen Song-Interpretationen begeistern. Ihre Rolle hat deutlich mehr Substanz als die der Deena, und Hudson schlägt sich wacker. Beim Showstopper „And I Am Telling You“, in dem sie ihre ganze Verzweiflung nach dem unangekündigten Rausschmiss hinausschreit, trägt sie zwar ein bisschen zu dick auf, aber insgesamt gesehen bietet sie eine überzeugende Leistung.

Eddie Murphy, Spezialist für alberne Komödien, ist neben Hudson die zweite Überraschung des Films. Als R’n’B-Sänger James Early Thunder, bei dem die „Dreamettes“ als Background-Sängerinnen erste Erfolge verbuchen, agiert er schwungvoll in den Bühnenauftritten und überzeugend als Star am Rande des Verfallsdatums.

Anika Noni Rose ist die Dritte der „Dreamettes“. Eigentlich ist die Rolle kaum erwähnenswert, doch Rose gelingt es, auch in ihren wenigen kurzen Szenen Eindruck zu hinterlassen, präsentiert sie doch subtilere Schauspielkunst als ihre Kolleginnen und eine Stimme, von der man als Zuschauer gerne mehr hören möchte.Anders als bei seinem vorherigen Musical-Film „Chicago“ hat Regisseur und Drehbuchautor Bill Condon hier eine Grundlage, in die sich die Songs viel organischer einfügten. Bei einem Film über eine Soul-Band ist es einfach logischer, dass immer mal wieder gesungen wird, als in einem Streifen über Mörderinnen im Gefängnis. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb fällt auf, dass ihm in der zweiten Hälfte die Ideen für die szenische Umsetzung der Lieder ausgehen. Tiefpunkt ist die „You Are My Dream“-Sequenz, in der Curtis über seine (angebliche) Liebe zu Deena singt. Hier fällt Condon nichts Besseres ein, als aneinandergereihte Fotos von Deena als Modepüppchen zu zeigen. Aber die Balladen (sofern sie nicht Jennifer Hudson singt, die aus jedem ihrer Songs ein Erlebnis macht) sind ohnehin die eher langweiligen Elemente der sonst souligen und melodiösen Partitur Henry Kriegers, die den Zuschauer im Kinosessel immer wieder mitwippen lässt.

Beeindruckend authentische Kulissen (Produktionsdesign: John Myrhe) und Kostüme (verantwortlich dafür ist Sharen Davis) unterstreichen den positiven Gesamteindruck des Films. Fazit: Es lohnt sich Kriegers Partitur und die drei souligen „Dreamettes“ kennen zu lernen. Dass die Geschichte zeitweilig arg kitschig daherkommt – Hand aufs Herz, gerade dafür mögen wir doch Musicals, oder?

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