Hamburg Musik!
Joachim Mischke / 2008

Hamburgs spannende Musikgeschichte interessant festgehalten.


Hamburg ist die deutsche Musicalhochburg und spielt zusammen mit New York und London eine wichtige Rolle im internationalen Musicalgeschehen. Auch wenn schon vorher Musicals wie “My Fair Lady” in Deutschland gezeigt wurden, so ist die Kunstgattung Musical erst im April 1986 durch Andrew Lloyd Webbers “Cats” wirklich kommerzialisiert worden – seitdem werden Musicals von Kritikern eher milde belächelt als ernsthaft wahrgenommen.

Autor Joachim Mischke gibt in seinem Buch “Hamburg Musik!” allerdings nicht nur Hamburgs interessante Musicalgeschichte, sondern die gesamte Musikgeschichte wieder. Mehr als drei Jahrhunderte des Hamburger Musik- und Musikerlebens lässt er leidenschaftlich Revue passieren. Große Musiker wie Mendelssohn und Brahms wurden in Hamburg geboren, während Mahler am örtlichen Stadttheater dirigierte. Mischke geht den Fragen nach, was Tschaikowsky am Jungfernstieg machte, wer Händel auf dem Gänsemarkt töten wollte und wie Brahms aufgewachsen ist. Die Karriere der Beatles, die in Hamburg begann, ist genauso Thema dieses Buches wie das Schaffen Udo Lindenbergs und Jan Delays.Der Musicalgeschichte Hamburgs ist ein umfassendes Kapitel gewidmet, das auch die Unruhen rund um die “Phantom der Oper”-Premiere im Juni 1990 nicht auslässt. Damals sollte die Rote Flora (auch Alte Flora genannt) im Hamburger Schanzenviertel zum Musicaltheater umfunktioniert werden, was Hausbesetzer erfolgreich verhinderten. So entstand einige Straßen weiter ein neues Musicaltheater, die Neue Flora, wo “Das Phantom der Oper” mit Peter Hofmann und Anna Maria Kaufmann seine Deutschlandpremiere erlebte, die jedoch von Demonstranten gestört wurde. Premierengäste wurden mit Steinen, Eiern und Tomaten beworfen, Autos wurden angezündet. Mischke zeigt also auch eine ganz andere – dem Nicht-Hamburger wohl eher unbekannte – Seite der Hamburger Musicalgeschichte auf. Doch auch der Umschwung in der Musicalszene, die Insolvenz von Stella Entertainment und die Übernahme der Hamburger Musicaltheater durch die Stage Entertainment, die damals noch als Stage Holding firmierte, wird nicht ausgespart.

Das knapp 400-seitige Buch hält viele solcher spannender Geschichten parat, so dass die Zeit beim Lesen wie im Fluge vergeht. Der Kauf lohnt sich sowohl für Musical- als auch für Opernliebhaber, aber auch für Leute, die generell Interesse an Musik – egal ob klassisch oder modern – und der Geschichte Hamburgs haben.

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