Tutanchamun
Festspiele Gutenstein / 2008

Von technischer und gesanglicher Seite sehr gut gemachte Studio-Einspielung mit der Cast der Uraufführung in Gutenstein. Als Solisten sind unter anderem Jesper Tydén in der Titelrolle, Rob Fowler, André Bauer und Sabine Mayer zu hören.


Will man das Publikum auf ein neues Musical neugierig machen, so empfiehlt es sich wohl immer wieder, auf historische Figuren zurückzugreifen und biographisches Musiktheater zu präsentieren. Nach Kaiserin, Heiligen, politischer Kultfigur und vielen anderen ist in „Tutanchamun“ jetzt das alte Ägypten und die Lebensgeschichte des jungen Pharaos als Stofflieferant für die Autoren Sissi Gruber, Birgit Nawrata und Niki Neuspiel gefordert. Musikalisch in das passende Gewand gepackt wurde die Geschichte von Gerald Gratzner, dem es vor allem in den Ensemblenummern gelingt, mit irgendwo zwischen Ethno-Pop und einem eher an bekannte französische Werke erinnernden Musicalsound eine packende Atmosphäre zu kreieren. Leider fehlt gerade für die Hauptperson der richtige Ohrwurm-Song.Da die Geschichte auch die Kindheit von Tutanchamun behandelt, ist Jesper Tydén erst nach einigen Songs der CD zum ersten Mal zu hören. Vorher wird der Kind-Pharao angemessen von Karoline Vetter gesungen. Tydéns Solo „Ich bin das Licht“ ist ein recht guter Song, der auch genügend Entfaltungsmöglichkeiten für seine Stimme geboten hätte, wird aber doch eher schwach von ihm dargeboten. Da rockt Rob Fowler als Haremhab bei „Der Stärkste siegt“ schon wesentlich mehr, auch wenn bei diesem Song das Potenzial ebenfalls nicht ganz ausgeschöpft wurde.

Sabine Mayer ist in der Rolle der Anchesamun am häufigsten zu hören. Mit ihrer kraftvollen, warmen Stimme, die häufig einen rockigen Einschlag hat, meistert sie die Gesangsparts in allen Nuancen sehr überzeugend. In ihren Duetten mit Jesper Tydén harmonieren beide sehr gut. Mayers emotionales Solo „Du und ich“ ist der Höhepunkt der Einspielung. Kerstin Ibald hat zwar als Teje nur einen Song, mit dem sie punkten kann, schafft es aber bei „Sieh nach vorn“, einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen.

In weiteren Nebenrollen singen André Bauer und Harald Tauber die Berater des Pharaos, die nicht zu hundert Prozent hinter ihrem Herrscher stehen. Ihr Song „Wo kein Beamter, da kein Staat“ lässt den Hörer vor allem wegen der Aktualität des Textes in Hinsicht auf die deutsche Bürokratie schmunzeln und hat zudem eine recht eingängige Melodie. „Tutanchamun“ bietet dem Zuhörer über 70 Minuten gut gemachtes deutschsprachiges Musical, das zwar gut unterhält und ein Einhören rechtfertigt, aber für manchen Musical-Fan vielleicht doch etwas zu seicht und abgegriffen daherkommt.

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