Live-Aufnahme aus dem Wiener Raimund Theater, die durch ihren sauberen Klang und gut aufgelegte Darsteller besticht. Mit Cornelius Obonya, Andreas Bieber, Bettina Mönch und Herbert Steinböck.
Lange hat es bis zur deutschsprachigen Erstaufführung von Mel Brooks‘ Musical „The Producers“ gedauert, für das er bei der Verleihung der Tony-Awards 2001 insgesamt zwölf Auszeichnungen einheimsen und damit wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen konnte. Die Vereinigten Bühnen Wien präsentierten schließlich im Sommer 2008 – immerhin rund sieben Jahre nach der Premiere in New York – erstmals im deutschsprachigen Raum das bissig-ironische Werk, das weder vor tanzenden Nazi-Sturmtruppen noch vor einem singenden Hitler zurückschreckt.
Mit der nun veröffentlichten Live-Aufnahme aus dem Wiener Ronacher stellt sich somit nach der Original-Broadway-Fassung und dem Soundtrack zur Verfilmung die erste deutschsprachige Einspielung vor. Eine besondere Schwierigkeit dürfte in diesem sehr speziellen Fall in der Übertragung des vor Wortwitz sprühenden Librettos ins Deutsche gelegen haben. Song-Übersetzer Philipp Blom, der für einige Titel noch von David Bronner unterstützt wurde, geht dabei sogar soweit, die im Original in Deutsch verfassten Texte, bei denen es sich letztendlich um nichts anderes als eine Verballhornung der deutschen Lautsprache handelt, ebenfalls einer „Übersetzung“ zuzuführen. So wird aus „Der Guten Tag Hop-Clop“ nunmehr der „Der rechts herum Hupfauf“. Insgesamt ist es in der deutschen Übersetzung gelungen, stets den richtigen Ton zu treffen. Aus Zwängen der Reimform wird aus den „biggest tits“ der Showgirls zwar auch mal das „größte Dekolleté“, im Übrigen bleibt aber der aberwitzige und teils derbe Wortwitz erhalten. Einzig „Wir zusammen“ für „We can do it“ trifft es nicht richtig, zumal sich Leo mit „Nein, ich kann nicht“ auch noch in der Übersetzung auf das Original bezieht.Durchweg überzeugend präsentiert sich die Besetzung, aus der vor allem Cornelius Obonya in der Rolle des Max Bialystock herausragt. Der Musical-Newcomer beweist ein außerordentlich gutes Gefühl für Timing und weiß auch gesanglich zu überzeugen: Die furiose Volldampf-Nummer „Verrat“ („Betrayed“) ist das Herzstück dieser Aufnahme, die dank ihrer Live-Einspielung auch etwas von der physischen Präsenz der Darsteller auf der Bühne zu vermitteln vermag.
Dies trifft auch für Bettina Mönch zu, die das Superschwedenweib Ulla gibt und die mitreißende Nummer „Wenn du’s drauf hast, zeig es!“ („When you got it, flaunt it“) mit kraftvoller Stimme interpretiert. Andreas Bieber hat mit „Ich wär‘ so gern ein Producer“ („I wanna be a producer“) seinen großen Auftritt – allerdings erscheint sein Gesang für die Rolle des Leo Bloom fast ein bisschen zu perfekt, wodurch etwas von der sympathischen Unbedarftheit des verklemmten Buchhalters verloren geht und die Komik auf der Strecke bleibt. Umso komödiantischer präsentieren sich Martin Sommerlatte und Herbert Steinböck, der eine als untalentierter und tuntiger Schmierenregisseur Roger DeBris, der andere als hoffungslos fanatischer Bayern-Nazi Franz Liebkind – beide glänzen mit hinreißenden Nummern auf diesem Album.Auch im Studio wurde ganze Arbeit geleistet, denn die Live-Aufnahme besticht durch einen sauberen Klang, den keine aufführungsbedingten Nebengeräusche stören. So kommen die Solisten, das Ensemble und nicht zuletzt das stilsicher aufspielende Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der musikalischen Leitung von Caspar Richter bestens abgemischt zu ihrer Geltung. Das 16-seitige Booklet verfügt über eine ausführliche Synopsis, etliche Bilder aus der Show sowie die Produktionsnotizen. Leider fehlen die Songtexte – schade, dass deren Kaufanreizfunktion oftmals verkannt wird.