Sehr gelungenes Solo-Debüt des Premieren-Fiyero aus „Wicked“ und Ranger aus dem „Schuh des Manitu“. Mark Seibert beweist, dass er mehr kann als nur auf deutschsprachigen Musicalbühnen gut auszusehen. Unterstützt wird er von namhaften Kolleginnen und Kollegen wie Willemijn Verkaik und Thomas Borchert.
Vergleicht man deutsche Solo-Alben von Musicalkünstlern mit internationalen, besonders US-amerikanischen, so ist leider festzustellen, dass die deutschen Produktionen oft qualitativ schlechter abschneiden. Dies ist gewiss nicht den Gesangsqualitäten der Interpreten anzulasten – das Problem liegt eher bei Produktion und Songauswahl: seltsame Neu-Arrangements und Synthesizerklänge mischen sich mit Garagenhall der immer gleichen Lieder. Nicht so bei der vorliegenden CD von Mark Seibert. Der Titel „Musicalballads: Unplugged“ ist Programm: zu hören sind live im Studio spielende Musiker und man bleibt von synthetischen Computerklängen verschont. Generell halten sich die Arrangements von Markus Syperek dicht an den Originalen, ohne dabei kopiert zu klingen. Dass man kaum die Klangfülle größer besetzter Studio-Aufnahmen vermisst, ist ein weiterer Pluspunkt.
Bestes Argument für diese Aufnahme ist allerdings die Stimme von Mark Seibert. Da es sich um eine reine Balladenzusammenstellung handelt, hat er genügend Möglichkeiten, den Hörer mit seinem wohlklingenden Tenor einzulullen. Da sei auch der ein oder andere etwas sehr in der Höhe gepresst klingender Ton verziehen, wie zum Beispiel beim Klassiker „Maria“. Auch bei „Sunset Boulevard“ fehlt etwas die Schärfe und der Zynismus in der Stimme, die dem Lied gut stehen würden. „Go The Distance“, „No One But You“ und besonders „You’ll Be In My Heart“ sind emotionale Highlights unter den Solo-Nummern, die unter die Haut gehen.Die Anzahl der Duette mag für eine Solo-CD etwas hoch sein, aber deren Qualität lässt kaum einen Zweifel zu, warum sie aufgenommen wurden. Bei „Solang ich dich hab“ mit Willemijn Verkaik stimmt endlich die Chemie zwischen den beiden Darstellern, die auf der Bühne wunderbar funktionierte und von der auf der Stuttgarter Cast-Aufnahme leider nur wenig zu hören war. „I Will Be There“ aus Wildhorns „Monte Cristo“, ebenfalls mit Verkaik zur Unterstützung, lässt sogar die bisherigen Cast-Aufnahmen dieses Liedes verblassen. Mit Ana Milva Gomes steht eine weitere von Seiberts Bühnenpartnerinnen hinter dem Mikrofon. Hier ist es fast schon schade, dass aus dem Musical „Aida“ das Duett „Durch das Dunkel der Welt“ gewählt wurde und nicht etwa „Sind die Sterne gegen uns“. Allerdings bekommt Frau Gomes bei „Du bist meine Welt“ aus „Rudolf“ nochmals Gelegenheit zu punkten. Auch hier dürfte Auswahl zwischen Cast-Aufnahme und Coverversion schwer fallen.
„Moon River“ mit Lukas Perman und „A Light In The Dark“ mit Emma Hunter haben es gegen die bereits erwähnten Songs schwer zu punkten, da beide Lieder zwar sehr schön sind, aber im Vergleich nur seicht dahin plätschern und erst beim wiederholten Hören richtig wahrgenommen werden. Einzig „She’s Like The Wind“ mit Thomas Borchert funktioniert nicht wirklich. Wer den Fehler macht und bei Seiberts Part die Anlage noch recht laut gestellt hat, zuckt beim polternden Einsatz von Borchert erschrocken zusammen. Die beiden Sänger finden keinen gemeinsamen gesanglichen Nenner und so schwankt das Lied immer wieder zwischen den ruhigen Parts von Mark Seibert und der donnernden Krolock-Stimme Borcherts.Zu empfehlen ist diese CD allen, die eine klanglich sehr gute Einspielung von emotionalen Balladen, dargeboten von einigen der stärksten Stimmen der hiesigen Musicalszene, zu schätzen wissen. Künftige Solo-Aufnahmen dürfen sich ruhig ein Beispiel an diesem Album nehmen.