Miguel de Cervantes und seine Romanfigur Don Quixote sind gern gesehene Gäste auf deutschsprachigen Bühnen. Felix Seiler deckt in seiner Inszenierung alle Facetten des Stücks ab. Seine nicht immer harmonische Mischung aus Komik, Realismus und Rührseligkeit ist dank eines motivierten Ensembles sehr unterhaltsam.
Ein perfektes Stück für Freilichttheater. „Der Mann von La Mancha“ spielt in einem Gefängnis der spanischen Inquisition, wo Cervantes die Handlung seines „Don Quixote“ nachspielt. Schon dadurch kann man sich auf das Nötigste beschränken. Ausstatter Christian Held und Linda Schnabel gestalten die Bühne mit einfachen Mitteln spartanisch, aber passend. Ihre Kostümauswahl wirkt dagegen sehr willkürlich. Unter anderem gibt es 70er-Jahre-Polizeiuniformen für die Gefängniswärter (mit Halskrausen als Reminiszenz an die Zeit der Inquisition), ein Biedermeier-Kostüm für Don Quixotes Nichte Antonia, einen legere Leinen-Anzug für Cervantes und ein Kellner-Outfit für seinen Diener. Womöglich soll die bunte Mischung die Zeitlosigkeit der Geschichte widerspiegeln, aber das Durcheinander verschiedener Stile und Epochen sieht aus, als hätte man wahllos den Fundus geplündert.
Regisseur Felix Seiler wählt einen zähen Einstieg: In einer schleppenden Eingangsszene präsentieren sich die Gefängnisinsassen als Horde gewaltbereiter Unsympathen. Dann folgt vorlagenbedingt ein langer Erklär-Dialog und erst mit Beginn des „Stück im Stück“ nimmt die Aufführung Fahrt auf. Einige Szenen, wie das leichtfüßig von Danny Costello choreographierte Terzett „Ich denke nur noch an ihn“ überdrehen die Komik-Schraube etwas, sorgen aber für Tempo. Dazu im Gegensatz stehen die düster-realistischen Szenen mit den bedrohlichen Maultiertreibern, die in Aldonzas Vergewaltigung gipfeln.
Frank Winkels spielt Cervantes / Don Quixote mit sonorer Stimme und angemessener Ernsthaftigkeit. Doch die Tragik des in seiner Traumwelt lebenden Mannes wird nicht deutlich. Vielleicht liegt es daran, dass Winkels so gar nicht dem klassischen Bild des dürren, hohlwangigen ‚Ritters von der traurigen Gestalt‘ entspricht. Die emotionale Komponente gelingt Dalma Viczina als Aldonza besser. Ihre Darstellung findet eine Balance aus Temperament und Resignation. Die Höhen bereiten ihrer Stimme leichte Schwierigkeiten, aber insgesamt kann sie überzeugen.
Don Quixotes treu ergebener Diener Sancho Panza wird von Sören Ergang lebhaft und mit Hang zu übertriebener Albernheit verkörpert. Aus dem guten Ensemble stechen Dominik Doll als Paco / Padre mit seinem leichten Tenor und Katja Brauneis als Haushälterin / Maria mit komödiantischem Talent hervor.
Für die instrumentale Seite sorgen acht Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Adrian Sieber. Leider ist die Gitarre zu dominant ausgesteuert; die schönen Soli von Querflöte und Klarinette gehen nahezu unter. Hier und da fehlt etwas Pep. Die Disharmonien der Vergewaltigungsszene kommen so zögernd und kraftlos, als seien die schneidenden Töne dem kleinen Orchester unangenehm.
Insgesamt lohnt sich aber auch in diesem Jahr ein Ausflug nach Ettlingen. Die Produktion begnügt sich nicht mit leichter Sommerunterhaltung, sondern stellt auch die düsteren Seiten des Musical-Klassikers heraus.
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