© Robert Grischek
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THE WYLD - Nicht von dieser Welt (2014 - 2016)
Friedrichstadt-Palast, Berlin

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Pudel, Hiphopper, Shoppingqueens und Aliens bevölkern in einer rasant inszenierten und choreografierten Show die Mammut-Bühne des Friedrichstadt-Palastes. Archilles-Ferse von „THE WYLD“ ist der zum Fürchten belanglose musikalische Klangteppich aus der Feder von gleich acht Komponisten.

Eine Stunde vor der Show: Aufwärm-Training mit Pianistin im funktionalen Ballettsaal. Was sonst hinter den Kulissen passiert, zeigt der Friedrichstadt-Palast zu Beginn von „THE WYLD“ als augenzwinkernden Blick auf den Ballettbetrieb: Nach und nach erscheint das Ensemble in Trainingsklamotten durch eine knarrende Metalltür und beginnt, sich an Ballettstangen vor einem leeren Rahmen mit Blick ins Publikum zu dehnen. Bevor es losgeht mit Pliés, Posen und Pirouetten, untersagt der Ballettmeister (Sinisa Petrovic) seinen Schützlingen – und damit auch dem Publikum – die Nutzung von Mobiltelefonen und und Fotoapparaten.

Nur welchen Sinn hat dieser Prolog abseits der originellen Verbotsansage? Der einzige Bezug besteht im Ballettmeister, der nach der Pause plötzlich als leicht bekleidete, schrille Pharao-Dragqueen auftritt. Nun ist auch endlich Nofretete (Nina Makogonova), deren Konterfei die gesamte Werbung für die Show und das Programmheft ziert, leibhaftig auf der Bühne. Warum die bekannteste Büste Berlins allerdings erst in der zweiten, kürzere Hälfte der Revue zum Leben erwacht, bleibt das Geheimnis von Manfred Thierry Mugler und Roland Welke. Ihr Showkonzept gleicht ohnehin einem dramaturgischen Vakuum, dessen optischen Rahmen Bühnenbildner Jürgen Schmidt-André mit verschiedenen realen Hauptstadt-Sehenswürdigkeiten (bildet oder sich davon inspirieren lässt. So spielt die Sequenz „Nefertiti’s Party“ mit ihrem schrillen Feiervolk und der bunkerartigen Architektur auf den Techno-Club „Berghain“ an. Besonders krude entwickelt sich die Show zum Finale mit der Landung von Außerirdischen, was immerhin den Untertitel der Revue („Nicht von dieser Welt“) erklärt.

Wer sich davon befreit, irgendeinen Sinn hinter dem Spektakel zu suchen, der erlebt optisch einen fantastischen Abend. Manfred Thierry Mugler und Roland Welke (Co-Regie) füllen die Riesenbühne locker mit eindrucksvollen Bildern, die sie rasant ineinander übergehen lassen. Es herrscht nie Stillstand und das Auge wird dank des kongenialen Lichtdesigns von Alain Lonchampt und der technisch raffinierter Video-Projektionen von Marc Vidal das ein oder andere Mal in eine 3-D-Optik geführt.

Auch wenn das verschwenderisch-verführerisch-extravagante Kostümbild von Manfred Thierry Mugler und Stefano Canulli offensichtlich viel Geld verschlungen hat, bleibt offen, wo das Mega-Produktionsbudget von über 10 Millionen Euro wirklich geblieben ist. Im Vergleich zu den günstigeren Vorgänger-Revuen muss „THE WYLD“ ohne technische Raffinessen oder besondere Effekte auskommen. Das tut der Show keinen Abbruch, denn elf Choreografen machen der im Zentrum der Aufführung stehenden Balletttruppe Beine. Die Tänzerinnen und Tänzer wirbeln in verschiedenen Stilen (u. a. Streetdance, Step, Showposen) gehörig und ungemein synchron über die Bühne.

Ebenso fantastisch sind die Varieté-Einlagen, wobei die dressierten Pudel von Jana Posna in der futuristischen Bühnenoptik etwas altbacken wirken, aber dennoch Laune machen. Körperliche Höchstleistungen, die dem Publikum den Atem stocken lassen zeigen die vier Muskelprotze von „White-Gothic“ (Equilibristik) und das Duo Markov, das hoch über der Bühne an der Luft-Perche turnt.

Absolute Perfektion gilt auch für Cedric Beattys Sounddesign. Das hat allerdings den gravierenden Nachteil, dass die Stimmen der vier Sänger (Olivier Erie St. Louis, Cindy Sander, Talita Angwarmasse und Victoria Mishchenko) in höchster CD-Qualität aus den Lautsprechern kommen und, zumindest die weiblichen Passagen, nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Auch sind immer wieder Stimmen zu hören, wenn niemand auf der Bühne die Lippen bewegt.

Nahezu unsichtbar ist die Show-Band (Leitung: Daniel Behrens), die eingesperrt in zwei Räumen links und rechts der Bühne langweilige, belanglose Kompositionen spielt. Die sehr elektrolastige Musik, die acht Urheber hat, gleicht einem austauschbaren Klangteppich, der die Show akustisch umwabert. Vielleicht einer der Gründe, warum „THE WYLD“ unterm Strich nur ein schöner Abend ist, der aber nicht wirklich zündet.

 
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KREATIVTEAM
Showkonzept und InszenierungManfred Thierry Mugler
Roland Welke
KompositionenDaniel Behrens
Tarik Benouarka
Florent Bidoyen
Roger Loubet
Anja Krabbe
Frank Kretschmer
Tiefschwarz
Martin Wingerath
Martin de Vries
Kostümbild und Make-up KonzeptManfred Thierry Mugler
Stefano Canulli
BühnenbildJürgen Schmidt-André
LichtdesignAlain Lonchampt
Video Motion DesignMarc Vidal
SounddesignCedric Beatty
ChoreografieMaik Damboldt
Brian Friedman
Itzik Galili
Alexandra Georgieva
Nikolay Golovanov
Alexandra Hipwell
Tefiana Ostroverkh
Skorpion
Christine Wunderlich
Luftchoreografie BallettRosiris Garrido
Petra Huhnholz
BauchtanzchoreografieBeata Cifuentes
Horacio Cifuentes
Catwalk-TrainingCarlo Castro
BMX-Training BallettDave Blundell
WasserchoreografieNele Hermann
 
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CAST (AKTUELL)
GesangssolistinCindy Sander
GesangssolistOlivier St. Louis
SängerinnenTalita Angwarmasse
Viktoriya Mishchenko
Ballettsolisten
Master of CeremonyPatrick Santos de Oliveira
William Nascimento Lima
Zahari Zahariev
Lady In The TowerCaroline Arnaud
Miranda Bodenhöfer
Christine Bach
NofreteteNina Makogonova
Adriana Bernic
Claire-Louisa Paterson
BallettmeisterSinisa Petrovid
Dan Revazov
Urban Poet [BMX-Solist]Balázs Földváry
Poodle ActJana Posna
Aerial Bamboo [Luft Perche]Duo Markov
EquilibristikWhite Gotik
Mime ComedyFaycal Mihoubi
BallettpianistinIngrida Kravcenko
Mariya Kovacheva
SchwimmerinnenAnnalisa Engheben
Maxine Gesch
Anna Maria Pulvermüller
Marie Schneider
Elisabeth Schönfeld
Michelle Zimmer
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Di, 07.10.2014 19:30Friedrichstadt-Palast, BerlinPreview
Do, 09.10.2014 19:30Friedrichstadt-Palast, BerlinPreview
Sa, 11.10.2014 15:30Friedrichstadt-Palast, BerlinPreview
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