Mathias Edenborn, Valerie Link © © Stage Entertainment
Mathias Edenborn, Valerie Link © © Stage Entertainment

Das Phantom der Oper (Lloyd Webber) (2013 - 2015)
Neue Flora, Hamburg

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Das Phantom kehrt zurück in die Neue Flora. Allerdings mit halbiertem Orchester und einer unglücklich besetzten Hauptrolle. Kein nostalgisches Vergnügen.

Das kann nicht im Sinne Andrew Lloyd Webbers gewesen sein. Zwar wird in der Pressemappe behauptet, die Neu-Orchestrierung für 14 Musiker sei vom Komponisten so gewollt, da „er den Klang bevorzugt“, doch dürfte die zitierte Aussage von Ur-Regisseur Harold Prince sich auf die englische Tourneefassung des Stückes beziehen und auch hier schon PR-Charakter haben. Fest steht: Was da unter dem Dirigat von Klaus Wilhelm aus dem Orchestergraben dringt, ist höchst ärgerlich und jedenfalls nicht das „Comeback des Jahres“, wie die Marketing-Abteilung der Stage Entertainment glauben machen will. Schon im Vorfeld hatte die Kürzung des Orchesterparts auf nicht einmal mehr die Hälfte der in Hamburg früher einmal aufgefahrenen 29 Musiker für öffentlichen Zündstoff gesorgt und so protestierte die Gewerkschaft Verdi auch am Abend der Medienpremiere vor dem Theater gegen die Einsparung an Live-Musikern

Dass diese Maßnahme der betriebswirtschaftlichen Bilanz geschuldet ist und keine ernst zu nehmenden künstlerischen Gründe haben kann, wird schon in der Ouvertüre deutlich. Wo einstmals der Kronleuchter unter beeindruckendem Orchestersound an die Saaldecke fuhr, tönt jetzt ein Keyboardbrei aus den Lautsprechern. Die Wucht der Musik und die Magie der Szene sind fort. Und dieser verheerende Eindruck setzt sich fort und zieht sich durch das gesamte Stück. „Das Phantom der Oper“, einmal als meisterhafter Grenzgang zwischen Musical und Oper gefeiert, hat seine Seele verloren. Was in Hamburg zu hören ist, ist allenfalls ein Abziehbild, eine Ahnung einstmaliger musikalischer Größe. Paukenschläge aus der Konserve, Streicher und Bläser ohne Schmelz, die verbliebenen 14 Musiker mögen ihr Bestes tun, aber gut klingt das nicht.

Das gilt leider genauso für Mathias Edenborn als Phantom, eine echte Fehlentscheidung der Casting-Abteilung. Er müht sich hörbar durch den Part und sein eher poppig klingender Tenor wirkt nicht nur im Titelsong überfordert. „Die Musik der Nacht“, die von der Tiefe und Wärme einer Stimme getragen werden und Kraft und Verzweiflung des Phantoms zugleich ausdrücken sollte, wird bei Edenborn zu einem Kampf mit dem Stück, fast schmerzhaft in den wenig fülligen Höhen, dünn und farblos in den Tiefen. Edenborn ist zwar von stattlicher Gestalt, doch eine Bedrohung vermag er nicht auszustrahlen. Mit großen Gesten versucht er, der Rolle eine Prägung zu geben, aber Motive und Charakter seines Phantoms bleiben unklar. Dazu kommt, dass er große Artikulationsprobleme in Sprech- und Gesangstexten hat, sein Auftritt erinnert an die unseligen Stella-Zeiten der achtziger Jahre, man versteht ihn teilweise kaum.

Da hat Valerie Link es als Christine nicht leicht. Überraschend mädchenhaft und verschüchtert beginnt sie ihr „Denk an mich“ und findet den Übergang zur großen Stimme, die das überraschende Debut des Chormädchens zum Erfolg macht, zunächst nicht. Es bleibt unklar, warum sie eigentlich gefeiert wird, erst im Titelsong trägt ihre Stimme. Besonders in den rockigeren Parts des Stückes klingt sie gut und sicher, ihrer klassischen Stimme fehlt vor allem in den Höhen ein wenig Fülle. Dafür spielt sie als eine von Wenigen auf der Hamburger Phantom-Bühne überzeugend und kann insbesondere in der Schlussszene berühren.

Nicky Wuchinger als Raoul ist gesanglich wie schauspielerisch solide, was von Guido Gottenbos und Anton Rattinger als Theaterdirektoren leider nicht behauptet werden kann. Ihnen fehlt es an Timing und Witz, die Briefpassagen und ein Song wie „Primadonna“ sind einfach nur langweilig und ohne Pep.

Und genau da liegt das Generalproblem des Hamburger Phantom-Revivals zumindest in der Pressepremiere. Die Show hat keine Dynamik, sie hat keinen Drive. Die Darsteller spielen oft eher neben- als miteinander, es fehlen das Herz und der Sinn für die fein gesetzten Pointen der Vorlage. Die Personenregie ist wenig inspiriert. Vieles bleibt brav und vorhersehbar, trotz des immer noch beeindruckenden Originalbühnenbildes ist das Stück einfach nur blass.

In Kombination mit dem wenig erbaulichen Sound und dem unglücklich gewählten Hauptdarsteller ein müdes Gesamtpaket. Da fallen weitere kleine Ärgernisse wie das blau-grün-bonbonfarbene Licht bei der Kahnfahrt über den See kaum noch ins Gewicht.

Das Hamburger „Phantom“, offenbar unter Kostengesichtspunkten zusammengespart und lieblos gemacht, tut weh. Wer das Musical liebt, sollte es lieber so in Erinnerung behalten, wie es einmal war, und sich den Schmerz ersparen. Theaterzauber sieht anders aus und klingt vor allem anders!

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungKlaus Wilhelm
RegieHarold Prince
Musical Staging und ChorerografieGillian Lynne
BühneMaria Björnson
LichtAndrew Bridge
 
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CAST (AKTUELL)
Das PhantomMathias Edenborn
David Arnsperger,
(Rob Pitcher)
Christine DaaéValerie Link
Lauri Brons,
(Daniela Braun)
Raoul Vicomte de ChagnyNicky Wuchinger,
(Marco Fahrland-Jadue
Oedo Kuipers
Rob Pitcher)

M. FirminAnton Rattinger,
(John Kuether
Reinhard Schulze)

M. AndreGuido Gottenbos,
(Marco Fahrland-Jadue
Norbert Kohler)

Carlotta GuidicelliRachel Anne Moore [-08/2015]
Susan Gouthro [08/2015-],
(Debra Fernandes
Corinne Schaefer)

Ubaldo PiangiRaymond Sepe,
(Antonio Rivera)
Mme GiryMichaela Christl,
(Mona Graw
Linda Veenhuizen
Holly Hylton)

Meg GiryVanessa Spiteri,
(Hinako Sakuraoka
Mami Iwai
Joelle Gates)

Joseph BuquetMarcel Jonker,
(Reinhard Schulze
Christian Theodoridis)

M. ReyerNorbert Kohler,
(Marco Fahrland-Jadue
Oedo Kuipers)

Don Attilio / Passarino / AuktionatorJohn Kueter,
(Marcel Jonker
Christian Theodoridis
Reinhard Schulze)

M. LefevreMartin Christoph Rönnebeck,
(Christian Theodoridis)
Ensemble GesangKaren Baumgartel
Sashell Beck
Debra Fernandes
Mona Graw
Marcel Jonker
Norbert Kohler
John Kuether
Anastasia Kutina
Rob Pitcher
Antonio Rivera
Martin Christoph Rönnebeck
Corinne Schaefer
Christian Theodoridis
Kelly Turner
Linda Veenhuizen
Ensemble TanzIlenia Azzato
Christopher Carduck
Gabrielle Ceriotti
Amy Docktor
Mami Iwai
Hinako Sakuraoka
Svetlana Schenk
Anastasia Stojko
SwingsHarlan Bengel
Daniela Braun
Marco Fahrland-Jadue
Joelle Gates
Holly Hylton
Oedo Kuipers
Miki Nakamura
Max Niemeyer
Jessie Roggemann
Reinhard Schulze
 
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CAST (HISTORY)
[11/2013-10/2014]
Meg GiryTheano Makariou
EnsembleJohn Ellis [2. Besetzung Ubaldo Piangi]
Tanja Petrasek
Kate Wray
Michelle van de Ven [2. Besetzung Christine Daaé]
SwingsJustin Peck
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 28.11.2013 20:00Neue Flora, HamburgPremiere
Fr, 29.11.2013 20:00Neue Flora, Hamburg
Sa, 30.11.2013 15:00Neue Flora, Hamburg
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