Marc Clear als "Der Graf von Monte Christo" © © Andrew Hill
Marc Clear als "Der Graf von Monte Christo" © © Andrew Hill

Der Graf von Monte Christo (2013)
Freilichtspiele, Tecklenburg

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Theaterzauber in Tecklenburg: Eine fantastische Kulisse, ein hervorragendes Ensemble und tolle Kampfszenen machen „Der Graf von Monte Christo“ zum Erlebnis.

Frank Wildhorns Musicals sind in den seltensten Fällen ausgesprochene Buchmusicals. Auch „Der Graf von Monte Christo“ macht da, obwohl er auf einer literarischen Vorlage fußt, keine Ausnahme. Es kracht mächtig im dramatischen Gebälk. Auch die Balladen sind – wildhorntypisch – vorhersehbar und treten in ebenso vorhersehbaren Abständen auf.
Das aber macht gar nichts, denn die Freilichtspiele Tecklenburg bringen trotzdem eine höchst unterhaltsame Version des Stückes auf die Bühne. Zwar kommt der Beginn des Stückes mit einer schier endlosen Feier des jungen Glückes von Edmond Dantès (Marc Clear) und Mercédès (Anna Thorén) nur mühsam in Gang (und auch die Vorstellung der drei Schurken gerät arg hölzern), doch nach der ungerechtfertigten Einkerkerung des eben noch glücklichen Bräutigams kommt das Stück in Schwung. Ein sehnsuchtsvolles Duett des jäh getrennten Paares sorgt für wildhorntypischen Schmelz, bevor unverhoffter Besuch in Dantès Zelle auftaucht. Den tunnelgrabenden Abbé Faria legt Reinhard Brussmann als eine Mischung aus Professor Abronsius und dem legendären Einsiedler aus Monty Pythons „Leben des Brian“ an. In wahnwitzigem Tempo und mit sichtbarem Spaß an seiner zauseligen Maskerade liefert er ein Bravourstück ab. Das Publikum tobt – und das zu Recht! Ganz nebenbei singt Brussmann auch noch fantastisch und bietet mit dem ebenfalls gut aufgelegten Marc Clear ein Duett vom Feinsten.
Seine Doppelrolle als intriganter Staatsanwalt Villefort spielt Brussmann dagegen in solider Manier herunter. Carsten Lepper gibt dem Schurken Mondego mit der vom ihm gewohnten geschmeidigen Bösartigkeit Profil, während Thomas Hohler als sein Sohn kaum eine Möglichkeit hat, seiner dramaturgisch undankbaren Rolle Charakter zu verleihen.
Als Piratenanführerin Lady Vampa kann Femke Soetenga gemeinsam mit ihren Piratenladys als Sidekick überzeugen. Gesanglich gewohnt kraftvoll und mit großer Präsenz spielt sie über die dramaturgische Unglaubwürdigkeit ihrer Rolle hinweg. Für den Zuckerguss und die klassischen Musicalposen ist dagegen Anna Thorén zuständig, die diesen Part hervorragend bedient. Ihr kraftvoller Belt ist den musikalischen Anforderungen voll gewachsen, die Bandbreite der Gefühle bringt sie überzeugend auf die Bühne.
Regisseur Marc Clear spielt gleichzeitig die Hauptrolle und kann gesanglich wie schauspielerisch nach den erwähnten Anlaufschwierigkeiten voll überzeugen. Beeindruckend sind seine Fechtszenen, die er zum Teil mit zwei Waffen absolviert. Sein Gesang bleibt trotz der sichtbaren Anstrengungen sauber. Respekt!
Aus der schon erwähnten dünnen Buchvorlage kann Clear beim besten Willen nicht viel herausholen, er verlegt sich daher auf schöne Bilder und eindrucksvolle Massenszenen. Und das ist gut so. Denn hier kann die Inszenierung punkten und es entstehen die magischen Momente, die Theater bieten kann.
Mit dem Beginn des zweiten Aktes bricht die Dämmerung herein und mit dem Einsatz von Theaterlicht beginnt die Bühne noch einmal ganz anders zu leben.
Das Lichtdesign der Schlussszenen mit stimmungsvoll auf die Kulissen gesetzten Effektstrahlern und einer indirekten Beleuchtung der Baumkulisse hinter der Bühne gehört wohl zu den schönsten Stimmungen, die je auf einer deutschen Freilichtbühne zu sehen waren.
Überhaupt die Kulissen: Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Freilichtspiele Tecklenburg hier richtig zugelegt. Die Verkleidung des üblichen zweistöckigen Bühnenaufbaus im Zentrum passt sich wirkungsvoll den anschließenden Mauern der Burgruine an, der drehbare Kerkerturm wartet mit überraschenden Lösungen für die Tunnel-Grabeszenen auf. Ein Genuss sind die stilsicheren und vor allem in den Ensembleszenen im Gesamtbild großartig wirkenden Kostüme.
Tecklenburgtypisch grandios ist die Orchesterbesetzung, an der sich manche Großproduktion ein Beispiel nehmen könnte. Dirigent Tjaard Kirsch gelingt es, einen opulenten und spannungsreichen Orchestersound zu zaubern und ein Sonderlob gebührt der Tonabteilung des Hauses: Unter den schwierigen Bedingungen eines Freilichttheaters einen so klaren und selbst in den Chornummern textverständlichen Sound zu kreieren ist eine Meisterleistung!
So fügen sich viele gelungene Elemente zu einem rundum unterhaltsamen Abend zusammen, der unterstreicht, warum sich die Freilichtspiele Tecklenburg in der Königsklasse der deutschen Open-Air-Bühnen etabliert haben.

Musical basierend auf dem Roman von Alexandre Dumas von Frank Wildhorn (Musik) und Jack Murphy (Buch und Texte)
Orchestrierung und Arrangements: Kim Scharnberg und Koen Schoots
Deutsche Übersetzung: Kevin Schroeder

 
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KREATIVTEAM
RegieMarc Clear
Musicalische LeitungTjaard Kirsch
ChoreografieDors Marlis
KostümeKarin Alberti
BühnenbildSusanna Buller
 
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CAST (AKTUELL)
Edmond Dantès / Der Graf von Monte ChristoMarc Clear
MercédèsAnna Thorén
MondegoCarsten Lepper
Villefort / Abbé FariaReinhard Brussmann
DanglarsFrank Winkels
Luisa VampaFemke Soetenga
Valentine de VillefortKaroline Goebel
Albert MondegoThomas Hohler
JacopoHakan T. Aslan
MorrelAlexander Bellinkx
EnsembleSophie Blümel
Milena Hagedorn
Anke Merz
Daniela Römer
Marthe Römer
Silja Schenk
Stéphanie Signer
Elena Zvirbulis
Jan Altenbockum
Alexander Bellinkx
Sebastian Brandmeir
Marius Hatt
Andrew Hill
Stefan Lehmann
Siegmar Tonk
Benjamin Witthoff
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 26.07.2013 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Sa, 27.07.2013 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
So, 28.07.2013 19:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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