Shockheaded Peter (2009)
Theater, Pforzheim

Musicaladaption der berüchtigten „Struwwelpeter-Geschichten“ von Dr. Heinrich Hoffmann. Buch und Texte stammen von Julian Crouch und Phelim McDermott, die Musik schrieb Martyn Jacques (Kopf der britischen Band „The Tiger Lillies“).

Das menschliche Bewusstsein ist voller Ungeheuer.
Da ersehnen die Menschen sehnlichst Nachkommenschaft, Männer wollen Väter werden, Frauen wollen Mütter werden. Und wenn der Storch dann das Kind bringt, ergeht sich alles in eitel Begeisterung: Ach, wie niedlich, wie süß, wie wonnig! Doch mit der Zeit stellt sich heraus, dass die lieben Kleinen so lieb gar nicht sind, jedenfalls nicht dauernd, und dass sie auch nicht so klein bleiben, sondern ihren eigenen Kopf haben, ihren spezifischen Charakter entwickeln; will sagen, ziemlich eklig, bockig, unartig sein können. So haben sich die lieben Eltern das nicht vorgestellt. Was nun? Was tun? Erziehungsmaßnahmen müssen her! Dazu zählen auch erbauliche Geschichten vom traurigen Geschick, das ungehorsame Kinder ereilt, wenn sie nicht brav auf Mama und Papa hören, sondern ihren dunklen Trieben und kriminellen Potentialen nachgehen. Die ganze Schreckensgalerie wird da zur Abschreckung aufgerufen: Der Daumenlutscher, der Zappel-Philipp, das brennende Paulinchen, Hans Guck-in-die-Luft, der Suppen-kaspar, der fliegende Robert, der Struwwelpeter und wie sie alle heißen aus dem pädagogischen Pandämonium des Dr. Hoffmann.
In unserer Zeit, in der man sich mehr mit www. als mit strenger Erziehung befasst, ist aus dem Kinderbuchklassiker ein höchst amüsantes und durchschlagend erfolgreiches Grusel-Musical geworden, das sich den kindlichen Reaktionen auf Zeitnot, Über-forderung und Lieblosigkeit widmet. Das Musical radikalisiert, pointiert die Geschichten der ursprünglichen Vorlage und treibt so einen komödiantischen Schabernack mit unseren Ängsten und Erinnerungen – hin zum aufgeklärten Lachen.

Inszenierung: Jasper Brandis
Musikalische Leitung und Arrangement: Uli Schreiber
Bühne und Kostüme: Beate Zoff

Besetzung:
Sabine Hollweck als „Direktorin“
Jörg Bruckschen
Ines Buchmann
Michael Meichßner
Jens Peter
Meike Anna Stock