Heute Abend: Lola Blau (2006 - 2008)
Theater Größenwahn Deutsch-Jüdische Bühne Bimah, Berlin

Zwischen Koffern arrangierter Chanson-Abend mit einer hauptsächlich gesanglich überzeugenden Darstellerin.

„Im Theater ist nichts los“. Dieser Song aus dem Musical charakterisiert treffend die lahme Inszenierung von Dan Lahav. Dabei ist ihre Grundidee ziemlich gut: Auf einer schwarz ausgeschlagenen Bühne stapeln sich Koffer, die Symbol für die rastlose Reiserei der jüdischen Schauspielerin Lola Blau während der Nazi-Diktatur sind, gleichzeitig aber auch als Mobiliar und Podeste genutzt werden. An den die Bühne begrenzenden Wänden hängen an Plastikbügeln zahlreiche Mäntel und Kleider in schwarz und Rottönen, die nach und nach heruntergenommen werden und in einzelnen Szenen zum Einsatz kommen. Danach stopft Lola Blau sie in einen der vielen herumstehenden Koffer. Sehr viel mehr passiert nicht. Regisseur Lahav gelingt es nicht, Kreislers Vorlage in eine packende Geschichte umzusetzen. Da können noch so fiese Hetz-Parolen als Originaltöne aus dem auf der linken Bühneseite platzierten Volksempfänger plärren, die Protagonistin scheint das gar nichts anzugehen. Zudem spielt Sumse-Suse Keil Lola Blau sehr distanziert und unterkühlt, wirkt sehr unsicher und hat zudem in der besuchten Vorstellung mit den Tücken eines klemmenden Kofferdeckels, falsch eingespielten Tonbandsequenzen und einem flackernden Spot zu kämpfen. Viele Szenen – wie beispielsweise die Darstellung eines alten Juden im Song „Sie ist ein herrliches Weib“ oder den Versuch, telefonisch den Theaterdirektor zu erreichen – verschenkt die Darstellerin. Dass sie spielen kann, beweist Sumse-Suse Keil immer dann, wenn ihr komödiantisches Talent aufblitzt. So zum Beispiel als grantelnde Wienerin in „Wo sind die Zeiten dahin“ oder in dem Couplet „Ich hab die Liebe in meiner Tasche“, bei dem sie den Theaterdirektor mit immer neuen ländertypischen Varianten überzeugen will, sie zu engagieren. Gerettet wird der ansonsten eher langweilige Abend nur durch seine musikalische Umsetzung. Sumse-Suse Keil überzeugt im Gesang, Uwe Streibel, rechts vor der Bühne an einem weißen Klavier sitzend, ist ein aufmerksamer Begleiter.