[Die Beste ihrer Art] In dieser Serie beschreiben muz-Autoren jeweils für ein Musical, welche CD-Aufnahme die ihrer Meinung nach relevanteste und beste ist. In dieser Folge: muz-Redakteur Dominik Lapp erklärt, warum er beim Musical „Tarzan“ die niederländische Aufnahme den Einspielungen aus Hamburg und New York vorzieht. Sie können mitdiskutieren.
Wer sich das Musical „Tarzan“ ins heimische Wohnzimmer holen möchte, hat die Wahl zwischen drei CD-Aufnahmen. Nachdem die englischsprachige Aufnahme mit der Broadway-Cast schon kurz nach der Uraufführung im Jahr 2006 erschienen ist, folgte 2007 anlässlich der Europapremiere in Scheveningen (Niederlande) eine Aufnahme in niederländischer Sprache. Die deutschsprachige Aufnahme erschien kurz nach der Deutschlandpremiere im Jahr 2008, die 2010 als Special Edition neu veröffentlicht wurde, auf der in ausgesuchten Songs Alexander Klaws statt Anton Zetterholm (spielte Tarzan von 2008 bis 2010) zu hören ist.
Auch wenn für deutschsprachige Musicalbesucher die deutsche Aufnahme vielleicht schon zur Erinnerung an die besuchte Vorstellung erste Wahl ist, so ist sie im Vergleich zu den anderen beiden Einspielungen aus den USA und den Niederlanden definitiv die schwächste. Das fängt schon damit an, dass die Hamburger CD lediglich zu den niederländischen Orchester-Playbacks eingesungen wurde, sodass die Sänger keinen großen Spielraum bei ihren Interpretationen hatten. Zudem können die beiden Hauptdarsteller nicht überzeugen. Anton Zetterholms Solo „Wer ich wirklich bin“ plätschert völlig emotionslos wie eine weichgespülte Popballade vor sich hin, und auch Elisabeth Hübert kann mit ihrer Darbietung auf der CD keineswegs so überzeugen wie live. Noch dazu klingen vor allem die Songs von Zetterholm und seinem Kollegen Rommel Singson phonetisch nicht sauber.
Die Broadway-Aufnahme hingegen bietet einen satten Sound, der von einem 14-köpfigen Orchester unter Jim Abbott dargeboten wird. Mit Jenn Gambatese wurde zudem eine junge Frau für die Rolle der Jane gefunden, die mit ihrer kraftvollen Stimme auf ganzer Linie begeistert. Josh Strickland bleibt dagegen mit seiner schwachen Stimme als Tarzan weit zurück.
Nicht nur eine Alternative, sondern schlichtweg die beste Aufnahme ist das niederländische Castalbum. Vor allem Hauptdarsteller Ron Link beweist mit sicherer Stimmführung und emotionaler Interpretation, dass er sich zu Recht in einer TV-Castingshow für die Titelrolle qualifiziert hat. Die Tarzan-Darsteller der anderen Einspielungen lässt er weit hinter sich zurück. Link begeistert mit einem sehr gefühlvoll gesungenen „Verloren verleden“ („Wer ich wirklich bin“/“Everything That I Am“) und harmoniert auch mit seiner Bühnenpartnerin Chantal Janzen alias Jane sehr gut. Janzen überzeugt unter anderem mit ihrem Solo „Van zo ver“ („Auf diesen Tag hab‘ ich gewartet“/“Waiting for this Moment“), das sie mit jugendlicher, klarer Stimme gibt.
Ein Höhepunkt dieser Aufnahme ist das von Chaira Borderslee mit emotionaler Eindringlichkeit gesungene „Jij woont in mijn hart“ („Dir gehört mein Herz“/“You’ll Be in My Heart“). Jeroen Phaff, der als Korchak sein Solo „Het moet, het moet“ („Gar keine Wahl“/“No Other Way“) mit tiefer Stimme darbietet, steht ihr in nichts nach. Ein weiterer Anspieltipp ist die wirkungsvolle Ensemblenummer „Twee werelden“ („Zwei Welten“/“Two Worlds“).
Wer sich entscheiden muss, ist aufgrund der gesanglichen wie musikalischen Leistung mit der niederländischen Aufnahme am besten bedient, um Phil Collins‘ eingängige Popsongs mit Ohrwurmqualität zu genießen. Voraussetzung ist natürlich, sich von der Sprachbarriere nicht abschrecken zu lassen. (dol)
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