Matthias Knaab (Bild: © Oliver Hummell)
Matthias Knaab (Bild: © Oliver Hummell)

3 Fragen an... Matthias Knaab

Matthias Knaab studierte am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück Schauspiel, Gesang und Tanz. Engagements führten ihn schon an viele Stadttheater des Landes, wo er in Sprechtheater- und Musicalproduktionen auf der Bühne stand. Als Darsteller wird er dieses und nächstes Jahr am Stadttheater Hagen als Sir Robin in „Spamalot“ und als Perchik in „Anatevka“ zu sehen sein. Neben seiner Tätigkeit als Darsteller inszenierte er für den Bühnenverein Stage Focus die Stücke „Godspell“ und „Grimm“. Dieses Jahr inszeniert er gemeinsam mit Franziska Polten das Musical „Pippin“. Die Vorstellungen finden – mit einem 16-Köpfigen Orchester, bestehend aus Studenten der Folkwang Universität der Künste – ab Mitte Oktober in der Stadthalle Rheinberg statt.

Wovon handelt das Musical Pippin?

„Pippin“ ist eine Geschichte in einer Geschichte – ein Sinnbild für das heute mehr denn je diskutierte Thema der Selbstverwirklichung und dem Streben nach Außergewöhnlichem. Mit Witz, Tragik, mitreißender Musik von Stephen Schwartz und extravaganter Inszenierung ist „Pippin“ ein Musical Erlebnis, dass in vielerlei Hinsicht den Atem raubt. Eine düstere, surreal wirkende Filmcrew, ein naiver Jüngling voller Ambitionen sein Leben zu etwas Besonderem zu machen und eine Regie, die vor nichts zurückschreckt, um ein noch nie dagewesenes Finale auf die Leinwand zu bringen. Pippin, der Sohn Karl des Großen, ist auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens. Er scheitert jedoch als Kriegsheld, Lebemann, Revolutionär, Politiker und entpuppt sich im Schatten seines großen Vaters als Versager. Begleitet wird er dabei ständig von einer bizarren Gruppe von Filmemachern – die ihre ganz eigene Agenda zu verfolgen scheinen.

Warum habt Ihr Euch für gerade dieses Stück entschieden?

Das Buch fanden wir von Anfang an sehr spannend, da es für ein Musical einen sehr untypischen Verlauf hat. Es beginnt damit, dass die Akteure dem Publikum ein Versprechen auf ein fulminantes Finale geben, das keiner mehr vergessen soll. Man hat einerseits den Eindruck, dass die Handlung und Abläufe bereits feststehen und alle Figuren Theater im Theater spielen, aber gleichzeitig wird man das Gefühl nicht los, dass es jederzeit ungeplante Wendungen nehmen kann. Es gibt quasi ein „Stück im Stück“. Das Buch lässt einem also viel Freiheit, wie man diese Geschichte darstellen möchte.

Wir haben lange über verschiedene Inszenierungsmöglichkeit nachgedacht, bis wir uns dann einig wurden die Geschichte über eine Filmcrew zu erzählen, die das Leben von Pippin festhalten und auf die Leinwand bringen will. Wir waren überrascht, als wir das Buch dann wieder gelesen haben, wie toll diese Idee mit der Geschichte zusammenpasst. Gerade in der heutigen Zeit sind immer mehr Fernsehsender darauf aus, sich ungefestigte Persönlichkeiten zu suchen um diese aus kommerziellen Gründen in einem Reality Format darzustellen. Der immer größere Wunsch etwas Besonderes zu sein, der durch die Möglichkeiten des Internets und der sozialen Medien noch befeuert wird, macht die Thematik des Stücks doch sehr greifbar und bietet einem viel Material für einen Musiktheaterabend in dem geliebt, gelitten und gelacht wird.

Wir denken, dass Pippin wirklich zum Grübeln und Diskutieren anregt und gleichzeitig einen Abend bereitet, der einfach Spaß macht. Einfach ein ungewöhnliches, tolles Stück!

Wie sieht die Planung und Arbeit an einem Musical zu Zeiten von Covid-19 aus?

Furchtbar. Wir haben im Lockdown komplett pausiert und hatten somit eine Menge nachzuholen. Es mussten passende Räume gefunden werden, in denen es möglich ist, unter Corona Maßnahmen zu arbeiten. Ein Hygienekonzept musste erstellt werden. Wie haben uns sehr lange damit auseinandergesetzt, wie eine Aufführung unter diesen Maßnahmen stattfinden kann. Wir haben jede Änderung in der jeweils aktuellen Coronaschutzverordnung studiert, haben uns immer aktuelle Informationen geholt und danach Änderungen im Stück vorgenommen was Abstände, Musiker etc. angeht. Das ist einfach sehr zeit- und kraftraubend. Finanziell ist es auch schon ein ziemliches Risiko, da in der ersten Kalkulation, natürlich keine Pandemie eingeplant war. Wir haben in der Stadthalle Rheinberg zum Glück zwei Ränge mit jeweils kleinen Balkonen, so dass wir trotz Abstand mehr als nur ein ausgedünntes Parkett verkaufen können, sonst hätte sich finanziell gar nicht ausgleichen können.

Letztendlich hoffen wir nur noch, vielleicht bei Null rauszukommen. Man kann also sagen, wir haben am eigenen Leib erfahren, wie schwer es ist zu diesen Zeiten Kultur am Leben zu halten. Doch irgendwie sind wir immer weitergelaufen, weil der Wunsch über die Zielgerade zu kommen einfach zu stark war. Wir sind nun voller Tatendrang im Oktober unser Baby auf die Bühne zu bringen.

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