Jesus Christ Superstar
Remscheid / 2003

Live-Mitschnitt eines hochkarätig besetzen Kirchen-Konzerts mit Alex Melcher, David Michael Johnson, Nicole Berendsen, Léon van Leeuwenberg, Heribert Feckler, Martin Pasching und Michael Bergmann.


Der erste Eindruck ist wenig vielversprechend. Das Booklet ist laienhaft gestaltet („Many infos in the internet“), das Cover ziert ein kniender Jesus mit Kabelmikrofon. Dass man ein hochkarätig besetztes Kirchenkonzert für private Zwecke mitschneidet, ist ja in Ordnung. Aber muss man das veröffentlichen?

Man muss. Denn die Aufnahme ist richtig gut und ist über weite Strecken von ordentlichen Studio-Einspielungen nicht zu unterscheiden. Für die Qualität steht in erster Linie die hochkarätige Cast. Alex Melcher beherrscht den für die Titel-Partie so wichtigen Wechsel von der Musical- in die Rockstimme und liefert einen kraftvollen Jesus ab. Seine aggressive Verzweiflung in „Gethsemane“ ist absolut hörenswert.

Auch David Michael Johnson (Judas) und Nicole Berendsen (Mary) spulen ihre Rollen nicht nur ab, sondern liefern engagierte Interpretationen.

Claus Dam beweist als Pilatus, dass er nicht nur richtig donnern, sondern seine Stimme auch ins Verzweifelte abrutschen lassen kann.

Léon van Leeuwenberg (Herodes) bringt seinen Song mit vor Bitterkeit triefender Ironie über die Bühne – das Nebeneinander von witziger Unterhaltungsnummer und der Bösartigkeit des Herodes wird sehr deutlich.

Auch Heribert Feckler (Caiaphas), Martin Pasching (Simon) und Michael Bergmann (Annas) sind gut besetzt. Abstriche muss man dagegen bei der musikalischen Begleitung machen. Dirigent und Organisator Christoph Spengler hat seine Band zwar gut im Griff, treibt immer wieder an und spielt schlüssig mit der Dynamik.

Aber die Zusammensetzung der zehnköpfigen Band mit allein drei Keyboards lässt die Musik doch häufig zu synthetisch klingen – mit großen Orchester-Einspielungen kann man da naturgemäß nicht mithalten.

Auch der Chor kann mit der Qualität der Solisten bei weitem nicht mithalten – Webbers eigentlich wunderschönen Ensemblenummern fallen qualitativ leider ab.Insgesamt eine Doppel-CD, die sich wegen der genannten Schwächen vielleicht weder für Jesus-Einsteiger noch als neue Lieblings-CD für Fans anbietet – aber eine spannende, hörenswerte Aufnahme, die man sich guten Gewissens ins Regal stellen kann.

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