Webbers biblisches Rockmusical mit Yngve Gasoy-Romdal, Nigel Casey und Anna Montanaro.
In Ermangelung einer adäquaten deutschen Übersetzung (Anja Hauptmann möge mir verzeihen) haben die Bad Hersfelder Festspiele die englische Originalversion des Webber-Frühwerkes gewählt und (nicht zuletzt durch die Initiative von Sound of Music) die beachtenswerte Besetzung im Juli 2002 auf eine Live-CD gebannt.
Und da sind wir auch schon beim absoluten Highlight dieser Aufnahme: Yngve Gasoy-Romdal scheint mit seiner energetischen Pop-Rock-Stimme wie gemacht für den schwierigen Part. So begeistert er durch seine elegante, leidenschaftliche Interpretation Jesu‘, die in einem fulminanten „Gethsemane“ gipfelt und gleichzeitig das Juwel dieser Aufnahme bildet – der absolute Oberhammer! Kein Wunder, daß man ihn in Bad Hersfeld als „Yngve-Superstar“ gefeiert hat.
Mit Anna Montanaro als Maria Magdalena steht ihm eine Künstlerin zur Seite, die stark genug ist, neben ihm nicht zu verblassen. Mit ihrer sehr herben Stimme eigentlich eher untypisch für die Rolle besetzt, zeigt sie eine selbstbewußte und kein bißchen süßliche Interpretation. Was bei beiden manchmal etwas stört, sind die sehr freien Interpretationen, denn es wird frasiert und improvisiert wo nur möglich, so dass manchmal recht wenig von Webbers eigentlicher Komposition übrig bleibt. Da hätte die künstlerische Leitung (Christoph Wohlleben) etwas bremsen müssen.
Abgerundet wird das „Hersfelder Trio“ von Nigel Casey als Judas. Neben seinen herausragend kantigen Kollegen klingt er auf der CD fast ein bißchen zu brav und singt irgendwie zu schön. Trotzdem verleiht er dem Titelsong und v.a. seinem Solo „Heaven on their Minds“ Charakter. Weitere große Namen wie Reinhard Brussmann (ein sehr klassischer Herodes), Michael Kelley (schreit als Simon mehr als daß er singt), Jimmie Earl Perry (glaubhaft als hin- und hergerissener Pontius Pilatus) und Florence Kasumba (Ensemble) runden die illustre Cast ab.
Technisch gesehen kommt das Live-Feeling der Aufnahme sehr kurz. Blitzsauber in Abmischung und Klang erahnt man den technischen Aufwand der Nachproduktion. Schade, denn die Chance, jene herausragenden Stimmen für sich stehend und ohne aufwendige Produktion zu dokumentieren, wurde verschenkt. In diesem Jahr ist die Inszenierung übrigens zum dritten und letzten Mal in Bad Hersfeld zu sehen.