Deutschsprachige Originalfassung von Maury Yestons Untergangdrama mit Starbesetzung: u. a. Carsten Lepper, Jens Janke, Leon van Leeuwenberg, Jessica Kessler und Patrick Stanke.
Das ist wahrlich Ironie des Schicksals: Ein Passagierschiff, von seinen Erbauern als „unsinkbar“ beworben, kollidiert auf seiner Jungfernfahrt im Jahre 1912 mit einem Eisberg und – geht unter. Geboren war der Mythos der R.M.S. „Titanic“. Fast ein Jahrhundert später, erging es Maury Yestons gleichnamigen Musical zur nautischen Tragödie in Hamburg ganz ähnlich: es ging sang- und klanglos unter. Geblieben ist die Erinnerung, gepresst auf CD.Titanic reist melodisch zurück zu den Anfängen des Musicals. Ohne Popsongs oder E-Gitarrenriffs ist es sozusagen der „Klassiker“ unter den modernen Musicals. Beim ersten Durchlauf der CD bleibt nicht viel hängen. Es klingt altbacken, nichts sagend und austauschbar. Ein eingängiges Leitthema gibt es nicht. Daran kann auch die hochkarätige Cast nichts ändern. Einzig die Ouvertüre und das Ensemblestück „Gute Fahrt“ liefern sofort Gänsehaut.
Wer sich allerdings vom ersten Eindruck nicht abschrecken lässt und die CD nochmals in den Player legt, dem werden einige sehr schöne und berührende Stücke auffallen. Jeder auf diesem Schiff hatte seine Träume und Ängste, dies versucht Yeston in den Liedern zum Ausdruck zu bringen und verzichtet bewusst darauf, einzelne Schicksale zu beleuchten. Er lässt den Ingenieur Thomas Andrews (Carsten Lepper) und den Kapitän E.J. Smith (Michael Flöth) genauso zu Wort kommen („Das gewaltigste bewegliche Objekt“), wie den desillusionierten Heizer Frederick Barrett (Patrick Stanke) unter Deck („Barretts Lied“). Stanke macht mit seiner warmen Stimme übrigens auch den vielleicht schönsten „Heiratsantrag“ der Musicalgeschichte. Ebenfalls ein besonderer Anspieltipp ist „In Amerika“. Eine herrliche Ballade über die Lebensträume der Passagiere in der 3. Klasse. Dramatisch wird es bei „In die Rettungsboote / Wir sehen uns wieder“.
Für die komischen Momente in dem Drama soll die Rolle der 2. Klasse Passagierin Alice Beane sorgen, doch sind ihre Auftritte sogar auf der CD eher nervtötend als lustig. Ihr Lied „Mrs. Beane / Aufmarsch der ersten Klasse“ ist nur eines: unmelodisch. Zuviel Text für zu wenige Noten.Nun zu den technischen Aspekten des Tonträgers: Die Klangqualität ist hervorragend. Auch wenn der Lautestärkeregler an der Anlage voll aufgedreht wird, kommt die Musik klar und unverzehrt über die Lautsprecher. Für den einen oder anderen kann sich eventuell der Kopierschutz als Ärgernis entpuppen, denn nicht jeder Auto-CD-Player ist in der Lage, die silberne Scheibe ohne Aussetzer zu spielen.Fazit: Zu empfehlen ist diese Aufnahme für Freunde des klassischen Musicals a la „High Society“ und „My fair Lady“. Wer das Musical in Hamburg nicht gesehen hat, sollte im Geschäft auf jeden Fall erst in die CD reinhören, um zu Hause keine böse Überraschung zu erleben.