Villa Sonnenschein
Hamburg / 2006

Die Songs der Puppenshow von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth aus dem Hamburger Schmidt Theater. Mit Nik Breidenbach, Corny Littmann, Carolin Spieß u.a.


Nach „Ein Sommernachtstraum“, „Swinging St. Pauli“ und „Heiße Ecke“ ist „Villa Sonnenschein“ das vierte Musical, das Hauskomponist Martin Lingnau für das Hamburger Schmidt Theater geschrieben hat. Worum es in dem Stück geht, lässt bereits der Untertitel „Sex and Crime im Altersheim“ erahnen. Hier haben wir es in erster Linie mit einer Komödie zu tun, die jedoch auch sehr sozialkritische Töne anschlägt.

Der Abiturient Felix (Benjamin Zobrys) absolviert seinen Zivildienst in dem Altersheim „Villa Sonnenschein“. Dort trifft er auf die heimtückische Heimleiterin Mechthild (Carolin Spieß) und ihren schmierigen Komplizen Dr. Mathieu (Nik Breidenbach), die sämtliche Heimbewohner ins Koma versetzen wollen, um weniger Arbeit zu haben und im Gegenzug mehr Geld abgreifen zu können. Felix und das lebendige Inventar der „Villa Sonnenschein“ wissen dies jedoch zu verhindern. Und schließlich ist da noch Mechthilds Tochter Melanie (Miriam Lotz), deren Herz es zu erobern gilt – wenn da nicht der angeberische und von sich selbst überzeugte Dr. Mathieu wäre, der ebenfalls um Melanies Gunst wirbt.Die Musik von Martin Lingnau erinnert vom Stil her ein wenig an sein voriges Musical „Heiße Ecke“. Bei „Villa Sonnenschein“ macht’s vor allem der Mix: Lingnau verbindet gefühlvolle Balladen mit Latin-Klängen, schmissigen Ensemble- und gute Laune verbreitenden Spaßnummern. Etliche Ohrwürmer sind schon vorprogrammiert.

Heiko Wohlgemuth setzt bei den Songtexten auf eine direkte Sprache („Und suchst du Halt bei deinen Freunden in der Not, vergiss es, die meisten sind schon tot“), die die Melodien gut ausfüllt.Schmidt-Intendant Corny Littmann höchstpersönlich ist in der Rolle des Rollstuhl fahrenden Gustav nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der CD vertreten. Mit seinem Song „Alt werden ist die Pest“ unterstreicht er besonders gut sein Rollenprofil als geiler alter Sack. Carolin Spieß als Mechthild überzeugt bei „Solang das Herz noch pocht“ mit einer klassischen Stimme, und auch ihre weiteren Songs gibt sie sehr ausdrucksstark.

Ein Glücksgriff für die Rolle des Felix ist Benjamin Zobrys. Der junge Sänger bietet sein Solo „Es tut so weh“ sehr gefühlvoll mit einer klaren Musicalstimme dar. Umso erfreulicher, dass er auf der CD noch mit dem Bonustrack „13 lange Jahre“ vertreten ist, der in der Bühnenfassung leider gestrichen wurde. Im Duett mit Zobrys kann sich auch Miriam Lotz als Melanie Gehör verschaffen. Die Stimmen beider Künstler harmonieren sehr schön miteinander, doch auch allein fasziniert Miriam Lotz mit einer hübschen Stimme. Ihr Lied „Es kann kein Fehler sein“ ist ein Highlight dieser CD.

Auch wenn „Villa Sonnenschein“ insgesamt ein sehr starkes Ensemble aufweist, ist Nik Breidenbach als Dr. Mathieu das Sahnehäubchen der CD-Aufnahme. Sämtliche seiner Songs erweisen sich als Anspiel-Tipps, wodurch man besonders schön die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme vergleichen kann. Als Chansonier erweist er sich mit seiner Darbietung von „Paradies Paris“, mit „Don Juan“ hingegen zeigt Breidenbach das gewisse spanische Feuer in seiner Stimme. Südseezauber kommt auf, wenn er „Am Strand von Tukulele“ anstimmt.Glücklicherweise ist auch die Tonqualität des neuen Silberlings aus dem Hause Schmidt wie gewohnt erstklassig. Der Sound ist gut abgemischt, die Sänger werden von der Musik nicht übertönt, wodurch beste Textverständlichkeit gewährleistet ist. Das Geld für diese CD ist auf jeden Fall gut investiert. Das Zitat von Martin Lingnau im Booklet kann man besten Gewissens unterstreichen: „Hulonga Katonga! Eine tukulelische Redensart, bedeutet auch: Viel Freude beim Hören!“

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