Jekyll & Hyde: Resurrection
Concert Cast / 2006

Von Frank Wildhorn neu und teilweise sehr rockig arrangierte Studioeinspielung mit Rob Evan in den Titelrollen, Kate Shindle als Lucy und Brandi Burkhardt als Emma, die auf der CD auch den neuen Song „If you only knew“ singt.


Für eine Konzert-Tournee haben Frank Wildhorn und Leslie Bricusse ihr Musical in ein Drei-Personen-Stück umgewandelt, das die Geschichte ausschließlich aus den Perspektiven von Jekyll/Hyde, seiner Verlobten Emma (in der deutschen Musical-Version Lisa) und der Prostituierten Lucy erzählt. Alle Solo-Nummern und Duette werden von diesen drei Charakteren gesungen, auf Chornummern wie „Facade“ oder „Murder, Murder“ wurde jedoch verzichtet. Mit Rob Evan und Kate Shindle sind zwei rollenerfahrene Sänger auf der CD vertreten, die schon in diversen „Jekyll & Hyde“- Inszenierungen die auf der CD gesungenen Rollen auf der Bühne dargestellt haben.Obwohl Brandi Burkhardt (wie Frank Wildhorn im Booklet schreibt) ein Neuzugang in der „Jekyll & Hyde“-Familie ist, muss sie sich hinter ihren beiden erfahreneren Kollegen nicht verstecken. Sie singt die Emma mit einer schönen, klaren Stimme und interpretiert ihre Lieder mit sehr viel Gefühl. Neben den Songs, die Emma in der Musicalinszenierung sowieso singt („Take me as I am“, „Once upon a dream“ und „In his eyes“), singt Brandi Burkhardt auch „Girls of the night“ mit Kate Shindle im Duett. Das neue Arrangement und die sehr emotionale Interpretation der beiden Sängerinnen machen aus diesem Lied eine tieftraurige und bewegende Ballade, die zum Griff nach einem Taschentuch verleitet. Ihr wird auch die Ehre zuteil, den neuen Song „If you only knew“ als erste Sängerin auf CD einzusingen. Auf der vorliegenden Einspielung ist es eine schöne Pop-Rock-Ballade, die textlich Emmas Charakter etwas mehr vertiefen könnte. In wie weit dieses Lied jedoch im Stück funktioniert, müssen künftige Inszenierungen zeigen.Kate Shindle singt ihre Lucy sehr routiniert und mit starker Stimme, die teilweise sehr an Ur-Lucy Linda Eder erinnert. Ihre stärksten Momente sind die Duette mit Brandi Burkhardt und ihre Solo-Songs „Someone like you“ und „A new life“. Leider hat sie aber mit zwei Songs zu kämpfen, deren Arrangements etwas missglückt sind. „Bring on the men“ plätschert recht leise und langweilig dahin, und man wartet vergeblich auf die aus anderen Einspielungen bekannte Steigerung innerhalb des Liedes. „A dangerous game“ wurde, im Vergleich zu anderen englischsprachigen Aufnahmen, kaum neu arrangiert und man bekommt einmal mehr eine Synthie-Pop-Variante dieses starken Bühnensongs zu hören, bei der auch die starken Stimmen von Shindle und Evan kaum etwas retten können. Dass ausgerechnet die beiden Songs, aus denen man mit dem angekündigten Pop-Rock-Konzept wirklich neues hätte herausholen können, so altbacken geworden sind, ist ein dicker Minuspunkt für die CD.Rob Evan dürfte als Jekyll und Hyde neue Maßstäbe für folgende Darsteller setzen. Zum einen singt er seinen Jekyll mit sehr warmer und emotionaler Stimme die Gänsehaut verschafft, zum anderen schafft er es als Hyde, sehr diabolisch und böse zu klingen. An manchen Stellen ist der Unterschied zwischen der Jekyll-Stimme und der Hyde-Stimme so gravierend, dass sie kaum mehr dem selben Sänger zuzuordnen sind. Bei den Hyde-Songs macht sich das neue Rock-Arrangement am meisten bemerkbar. „Alive“ und „The world has gone insane“ sind zwei Hard-Rock Nummern geworden, bei denen Rob Evan seine stimmliche Wandlungsfähigkeit und Power voll ausschöpfen kann, die aber wohl für manchen Fan zu heftig und gewöhnungsbedürftig sind , da sie mit den Musicalsongs beim ersten Hören nicht mehr viel gemeinsam haben.Alles in allem ist „Jekyll & Hyde: Resurrection“ (oder „Jekyll & Hyde in Concert“) eine sehr hörenswerte Ergänzung zu den vielen Einspielungen dieses Stückes geworden, die jedoch mehr durch ihre drei grandiosen Sänger besticht, als durch die neuen Arrangements, die den Songs nur teilweise neue Facetten entlocken können.

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