Dezemberlieder
Pia Douwes / 2007

Pia Douwes überzeugt mit Maury Yestons Liedzyklus „December Songs“ in der deutschen Übersetzung von Wolfgang Adenberg. Marina Komissartchik begleitet souverän am Klavier.


Nahezu jeder kennt die Situationen im Leben, die Maury Yeston in seinen „December Songs“ verarbeitet hat. Das Scheitern einer Beziehung, die verschiedenen Stadien der Trauer bis zur Akzeptanz und dem Leben „danach“. Inspiriert durch Schuberts „Winterreise“, bei der ein junger Mann durch die Wälder Wiens streift und an seinem gebrochenen Herzen fast vergeht, hat Yeston seinen Liedzyklus um eine Frau in New York geschrieben.

Pia Douwes, die auf Cast-Aufnahmen und bei Live-Auftritten immer wieder mit stimmgewaltigen Powersongs überzeugt, singt die „Dezemberlieder“ sehr klassisch, oft auch zart und leise. Für manch einen wird dies am Anfang wahrscheinlich gewöhnungsbedürftig sein, jedoch büßt Douwes‘ Stimme nichts von ihrer Intensität und Emotionalität ein, sondern erweckt jedes Lied und jedes Gefühl zum Leben. Dass die Stücke unter die Haut gehen, liegt allerdings nicht allein an Pia Douwes, sondern auch an den lyrischen Texten von Wolfgang Adenberg und dem virtuosen Spiel der Pianistin Marina Komissartchik.Besonders die Lieder „Sag bitte nicht einmal hallo“ und „Großmutters Liebesbriefe“ stechen beim ersten Hören der CD heraus. Ersteres ist eine Bitte an den ehemaligen Partner, doch einfach an einem vorüber zu gehen, wenn man sich einmal zufällig über den Weg läuft, weil der Schmerz noch zu groß ist. „Großmutters Liebesbriefe“ zeigt, auch wenn Generationen und verschiedene Zeiten zwischen dem Geschehenen liegen, dass die Gefühle doch die gleichen bleben. In „Unendlich befreit“, dem letzten Lied des Zyklus‘, ist die Sängerin scheinbar im Reinen mit sich und dem Verlust des Liebsten. Die direkt anschließenden Reprisen von „Sag bitte nicht einmal hallo“ und dem melancholischen „Dezemberschnee“, die den Zyklus abschließen, machen allerdings deutlich, dass es sich dabei um eine Illusion handelt.

Auch wenn sich die eher klassische CD vielleicht nicht jedem beim ersten Hören vollständig erschließt, einfach gleich noch einmal anhören (was bei den leider sehr kurzen 35 Minuten gut machbar ist), Texte, Musik und die Stimme von Pia Douwes auf sich wirken lassen und eventuell ein kleines Juwel der CD-Veröffentlichungen der letzten Zeit für sich entdecken.

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