Überzeugende Verfilmung des Broadway-Musicals mit hochkarätiger Starbesetzung.
Was für ein Vergnügen! Ein knallbuntes, klischeebeladenes, höchst unterhaltsames Märchen, ausgestattet mit guten Schauspielern, die auch noch singen können, getragen von poppigen Melodien, unter denen sich einige Ohrwürmer befinden. Wer dabei nicht mitwippt und manchmal sogar kurz davor ist, aufzuspringen und mitzutanzen, ist selbst schuld.
Tracy Turnblad ist ein ganz normales Mädchen. Wenn sie nach dem herbei gesehnten Schulschluss nach Hause kommt, guckt sie trotz Mamas Gemeckere die hippe „Corny-Collins-Show“, tanzt und singt dabei mit und schmachtet den Schönling Link Larkin an. Doch Tracys große Stunde schlägt, als ein neues Mädchen für die Show gesucht wird. Obwohl die biestige Produzentin Velma sie aufgrund ihres pummeligen Körperbaus erst ablehnt, schafft sie es dank ihrer Tanzkünste trotzdem in die Show.
Dem unerschütterlichen Optimismus der Hauptfigur ist es zu verdanken, dass das eigentlich sehr ernste Thema der Rassendiskriminierung auf eine erstaunlich lockere Art in die Komödie eingebaut wurde. Tracy lernt in der Schule nämlich den dunkelhäutigen Seaweed kennen und freundet sich mit ihm an. Diese Freundschaft führt am Ende der turbulenten Tage dazu, dass das Baltimore der 1960er-Jahre eine andere Einstellung gegenüber den Afro-Amerikanern gewinnt.
Und auch ihre Mutter zieht Tracy in den Strudel der Veränderungen hinein. Die hat sich aufgrund intensiver Gewichtszunahme seit langem nicht mehr aus dem Haus getraut und tanzt zum Finale sogar öffentlich in der Fernsehshow.
Und damit wären wir schon bei der zugleich wichtigsten und unwichtigsten Person des Filmes.
Selten hat ein Musicalfilm im Vorfeld so viel Aufmerksamkeit erhalten wie „Hairspray“. Der Coup, John Travolta in dieser Mutterrolle im Fat-Suit zu besetzen, ging durch die Schlagzeilen. Harvey Fierstein, der die Rolle am Broadway kreierte, spielte mit den Geschlechterrollen. In Diskussionen mit seiner „Rivalin“ Velma zum Bespiel nutzte er manchmal seine tiefe Männerstimme, um seiner Aussage besonderen Nachdruck zu verleihen. Travolta verzichtet auf diese Ebene; er spielt durchgehend ladylike und somit gibt es von der Rollenauslegung her keinen Grund mehr, den Part von einem Mann spielen zu lassen. Die Attraktion des dicken weiblichen Travolta verpufft ziemlich schnell und somit bleibt nur noch ein ziemlich dünnes Gesangsstimmchen und ein Gesicht, das unter der dicken Maske kaum noch zu differenziertem Ausdruck fähig ist.
Neben Travolta gehören noch weitere Stars zur Besetzung, die ihre Sache in den dankbaren, weil klischeehaften Rollen allesamt wirklich gut machen: Michelle Pfeiffer und Brittany Snow als Blondinen-Duo von Tussle, bestehend aus gerissener Mutter und dümmlicher Tochter, Christopher Walken als versponnener, aber liebenswerter Papa von Tracy, und Queen Latifah, die mit einer Bombenstimme deutlich macht, wer aus der Film-Besetzung die größte Erfahrung auf der Musikbühne mitbringt.
Die Show stehlen ihnen allerdings zwei Newcomer: Nikki Blonsky ist eine fabelhafte Tracy Turnblad. Ihr Dackelblick und das variabel einsetzbare Lächeln, mit dem sie je nach Situation bitten, überzeugen, oder die Menschen mitreißen kann, ihr Bewegungstalent sowie ganz nebenbei auch noch eine starke Gesangsstimme tragen den Film. Die zweite Überraschung des Abends ist Elijah Kelley, der mit charismatischem Spiel, souliger Stimme und beeindruckenden Tanzsequenzen die eigentliche Nebenrolle des Seaweed deutlich in den Vordergrund spielt.
Kenner der Bühnenversion, die bisher noch nicht in Deutschland zu sehen war, werden einige Änderungen bemerken. Neben drei neuen Songs, die sich organisch in den Soundtrack einfügen, ist zum Beispiel die Gefängnis-Episode (auf der Bühne wird Tracy im Zuge einer Demonstration verhaftet und später von Link befreit) gestrichen. Regisseur Adam Shankman hat das „Duell“ zwischen den pfundigen Turnblad-Frauen und den blondierten von Tussles stärker in den Hintergrund geschoben. Dafür erhält der Handlungsstrang um Seaweeds Familie und ihren Kampf für Gleichberechtigung mehr Platz.
Sicher ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema zu weichgespült und unrealistisch, aber wer sich auf den Film als modernes Märchen einlässt, wird um ein Lächeln auf den Lippen und tanzende Füße nicht herumkommen.