Die Legende von Bomber & Rose
Mannheim / 2007

Die interessante Einspielung des Kriegsmusicals besticht durch hervorragende Solisten, kann aber mit Musik und Text nicht vollkommen überzeugen.


Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Mannheimer Stadtjubiläum 2007 fand die Uraufführung eines Mannheim-Musicals statt, das sich nun auf CD auch einer überregionalen Öffentlichkeit vorstellt: Mit „Die Legende von Bomber & Rose“ präsentiert sich ein genre-unübliches Musicalprojekt, das Schrecken und Leid des Krieges thematisiert. Insofern handelt es sich keineswegs um einen regionalen Stoff – die Stadt Mannheim hat in diesem Stück lediglich eine Stellvertreterfunktion für sämtliche deutschen Metropolen inne, die am Ende des zweiten Weltkrieges in Schutt und Asche lagen. Autor Steffen Herbold und Komponist Michael Herzer stellen auf der CD-Veröffentlichung mit einer Gesamtlaufzeit von rund 40 Minuten 15 Songs vor, die sich allesamt durch ein hohes Maß an Theatralik auszeichnen und auf der Bühne mit Sicherheit ihre Wirkung entfalten. Im Rahmen einer CD-Besprechung stellt sich jedoch die Frage, ob die Musik auch zum Konsum ohne den dazugehörigen Theaterbesuch taugt. Dies ist in diesem Fall nicht uneingeschränkt zu bejahen. Zum einen eignet sich die behandelte Thematik ohnehin nicht zum unbeschwerten Hörgenuss für nebenbei, zum anderen verheben sich die Macher an der ein und anderen Stelle an der Schwere des Stoffes, vor allem hinsichtlich einiger unglücklicher Texte.

Gleichwohl: Wem der Sinn mal nach etwas weniger Pathos und Rührseligkeit steht, findet hier ein interessantes Hörobjekt – vor allem Songs wie „Hunger“, „1-2-3-4 Eckstein“ und „Die Ballade vom letzten Tag als Kind“ bestechen durch ihre Radikalität und somit durch eine dem Thema angemessene Herangehensweise. Zudem überzeugen Songs wie „Erzähls dem Wind“ oder „Ist es heute Nacht (dass die Zukunft erwacht?)“ durch originelle musikalische Einfälle. Anspieltipp Nummer eins ist der von Sven Olaf Denkinger (u.a. Rudolf in der Essener „Elisabeth“-Aufführung) vorgetragene Song „Das ist mein Liebeslied“. Auch hier wird Musical auf höchst geschickte Weise völlig gegen den Strich gebürstet, indem einem Betonkopf-Nazi ein zutiefst abscheuliches „Liebeslied“ in den Mund gelegt wird, das dem Hörer durch die leidenschaftliche Interpretation das Blut in den Adern gefrieren lässt.Diese Brüche sind den Machern weitaus besser gelungen als das Material, mit dem man den Konventionen folgen möchte: Das tatsächliche Liebeslied des Stückes („That’s Why I Call You Rose“) kann aufgrund mangelnder Substanz da nicht mithalten. Die Solisten, allen voran Stefanie Hendrickx in der Titelrolle der Rose, überzeugen mit klarer Stimme und die Arrangements präsentieren sich angenehm durchdacht. Einziger echter Ausrutscher der Einspielung ist der Schlusssong „Der Krieg ist ein Wanderer“, da ihm nur allzu deutlich die Inspiration durch den „Hass“-Song aus dem Kunze/Levay-Stück „Elisabeth“ anzuhören ist, ohne allerdings dessen Dynamik zu erreichen.

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