Kauf Dir ein Kind
Berlin / 2007

Die Einspielung gefällt zunächst mit gut gesungenen Ensemblenummern, witzigen Texten und leidlich originellen Melodien. In der zweiten Hälfte werden musikalische Motive allerdings zu oft wiederholt, und einige Songs sind zu simpel und schlagerlastig geraten.


Nach „Babytalk“, „Cinderella passt was nicht“, „Elternabend“, „Letterland“ und „Held Müller“ ist „Kauf Dir ein Kind“ die sechste Aufnahme eines gemeinsamen Musicals von Thomas Zaufke (Musik) und Peter Lund (Buch, Texte). Wie bei „Letterland“ (2005) ist auch hier die aus aktuellen UdK-Absolventen bestehende Cast der Uraufführung zu hören. Die 17-Tracks-CD mit einer Gesamtspielzeit von knapp 53 Minuten verzichtet weitgehend auf Sprechpassagen, die nicht besonders komplexe Handlung erschließt sich dem Hörer aber nach der Lektüre der im zehnseitigen Booklet abgedruckten Inhaltsangabe problemlos.

Wie bei „Letterland“ fallen auch bei „Kauf Dir ein Kind“ qualitative Unterschiede zwischen den Stimmen der einzelnen UdK-Absolventen auf. So können Jeanette Claßen (Felicity) und Lars Redlich (King) bereits zu Beginn ihrer Karrieren mit reifen, ausgefeilten Interpretationen auf sich aufmerksam machen, die sichere Stimmführung der beiden trägt entscheidend zum professionellen Gesamteindruck der CD bei. Die restlichen Castmitglieder singen solistisch solide, aber nicht herausragend; Francisco Del Solar (Fox) wirkt mit seiner individuellen Stimmfärbung und seinem unüberhörbaren Akzent gar wie ein Fremdkörper im ansonsten homogenen Ensemble. Das kann gleich zu Beginn zeigen, was in ihm steckt, denn der Eröffnungssong „Childlike Creatures“ und die drei nächsten Tracks sind Ensemblenummern, sämtlich kraftvoll und sauber interpretiert.Peter Lunds Gesangstexte sind frech und manchmal etwas holprig („Unser Auto war nie heil / auf dem Rücksitz war’s so geil“), und die Charaktere sind auch ohne ständigen Blick ins Booklet gut voneinander zu unterscheiden. Lund hat seine Studenten am Entstehungsprozess beteiligt: „Über neun Monate haben wir mit dem Ensemble improvisiert, erfunden, wieder verworfen.“ Das merkt man den Sängern an – sie fühlen sich wohl in ihren Rollen.

Thomas Zaufkes musikalische Handschrift ist jederzeit erkennbar, viele Passagen hat man so oder so ähnlich bereits von seinen früheren Kompositionen im Ohr. Trotzdem gelingen ihm mit „Die Programmierung“ oder „Ich weiß was du brauchst“ interessante Nummern, die von origineller Melodieführung und ungewöhnlichen Arrangements leben. Passend zum Thema Roboter ist der Synthesizer oft das bestimmende Instrument, „Die Programmierung“ gerät da fast schon zu elektrolastig. Anspieltipp: „Pfand“, eine funkige Hymne im Stil der achtziger Jahre, von Redlich mit viel Power interpretiert.Leider lässt das musikalische Niveau bereits nach diesen ersten vier Songs ziemlich nach. Nur „Lösegeld“ kann da noch mithalten, ansonsten sind die folgenden Nummern überflüssig für die Handlung („Tarragona“ und „Fox‘ Lament“ wurden wohl nur um Del Solars Rolle willen eingefügt), simpel und schlagerlastig („Früher“, „Mama hab ich im Programm“) oder bloße Wiederholungen von bereits bekannten Motiven: „Eine Maschine“, „Familie“ und „Mensch und Maschine“ greifen beispielsweise sämtlich dasselbe einfache Leitmotiv auf, das bereits in der Eröffnungsnummer vorgestellt wird. Beim ersten Hören stören diese Wiederholungen vielleicht noch nicht, mit der Zeit aber nerven sie – Zaufkes Musik hat hier leider nicht die Qualität, um dem Hörer dieselbe Idee in vier verschiedenen Versionen schmackhaft machen zu können. So bleibt am Schluss der fade Beigeschmack, dass mit originellem Thema und talentiertem Ensemble auch musikalisch mehr möglich gewesen wäre.

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