Gustav Klimt
Gutenstein / 2009

Aufzeichnung der Uraufführung, die durch kreative Regie und Melodienreichtum aus der Masse heraussticht.


Ein neues Musical über den Wiener Jugendstil-Maler Gustav Klimt von Gerald Gratzer (Musik), Sissi Gruber, Birgit Nawrata und Niki Neuspiel (Libretto und Liedtexte). Die Kritik zum Stück war gemischt. Wer bisher nur die CD gehört hat, sollte sich die DVD unbedingt kaufen, denn erst dann kann man die Hintergründe der Songs und die gute Dramaturgie voll verstehen und genießen. Einen wichtigen Gradmesser erfüllt das Stück zudem: Wer sich bisher nicht mit Gustav Klimt und diesem Teil der Österreichischen und Wiener Geschichte auskannte, der erfährt und lernt viel. Wer sich auf die Handlung einlässt, kann zwei Stunden beste Unterhaltung mit schönen Melodien und schnellen Verwandlungen der Bühne erleben. Ungewöhnlich rasch kamen CD und DVD im 16:9-Format auf den Markt. Regisseur Dean Welterlen hat keine leichten Vorraussetzungen: die Bühne besteht aus Podesten, die Zeltrückwand ist nah. Wie er zusammen mit seinem Bühnenbildner Eduard Neversal durch drehbare Wände, Podeste und stimmungsvolle Requisiten die Szene verwandelt, ist sehenswert. Herausragend auch der Einsatz von Videoprojektionen im Lichtdesign von Richard Frank.

Gerald Gratzer gelingen eingängige Melodien und Instrumentalstücke. Zwar wirken einige Songs durch die Mischung aus Gesangs- und Sprechteilen etwas zerstückelt, da hilft auch kein längeres Vorspiel, aber immer tragen seine Lieder die jeweilige Handlung weiter. Musik ist Geschmackssache, aber der Aufbau von “Wie kann denn Gift so süß sein” ist gelungen und “So zu lieben” und “Nur bei dir” sind äußerst gelungen.

In der szenischen Umsetzung gefällt besonders die Ouvertüre, bei der sich Klimts Bilder auf dem Gaze-Vorhang auflösen Gelungen auch seine Kletterpartie im Eifelturm. Nur auf einem Gerüst stehend und unterstützt von Kamerafahrten am Eifelturm funktionieren diese Bilder und zeigen, was kreative Regie und gute choreographische Personenführung (Cedric Lee Bradley) können. André Bauer ist als Gustav Klimt ausdrucksstark und zeigt seine visionäre Kraft, seinerLeichtig- und Sorglosigkeit, die doch die Augen zu oft vor der Realität verschließt. Gesanglich passt sein Ausdruck hervorragend zu den Songs. Der Star das Abends ist neben Bauer jedoch Sabine Neibersch als Emilie Flöge. Kommt auf der CD schon ihre wunderbare Stimme zur Geltung, so kann sich auf der DVD ihre enorme Ausstrahlung erst richtig entfalten, was durch die gute Kameraführung und Bildregie noch gesteigert wird. Besonders in “Wie kann denn Gift so süß sein” und den zahlreichen anderen Balladen macht es Freude sie zu sehen und zu hören.

Das gilt auch für den Rest der Cast, allen voran Barbara Obermeier, Lucius Wolter, Thomas Smolej. Lisa Habermann, Harald Tauber und August Breininger. Ausdrucksstark in den Tänzen auch der “Genius”, dargestellt von Dana Harbauer.

Es wird aus Kosten- und Platzgründen nicht live gespielt. Das ist schade, tut aber dem DVD-Vergnügen keinen Abbruch, da man es am Bildschirm kaum merkt. Fazit: Unbedingt sehenswert.

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