Soundtrack zur Musicalverfilmung von Rob Marshall. Zu hören sind Kate Hudson, Nicole Kidman, Marion Cotillard, Penélope Cruz, Stacy Ferguson, Sophia Loren, Judi Dench und Daniel Day-Lewis.
Klassische Musicalpartituren haben es seit jeher schwer, für Filmadaptionen eins zu eins übernommen zu werden – Webbers “Das Phantom der Oper” und Sondheims “Sweeney Todd” überstanden zuletzt noch einigermaßen ungeschoren den Transfer von der Bühne auf die Leinwand. Maury Yestons Meisterwerk “Nine” jedoch traf es nun umso heftiger: Wie ein Orkan fegte der Rotstift über die einstmals prächtige Partitur hinweg und ließ dort nur stehen, was sich nicht nach einem Rezitativ, Ensemblesatz oder einer Chorpassage anhört. Im Ergebnis sind nur die Hauptthemen der einzelnen Protagonisten verblieben, die nunmehr ein verkapseltes und isoliertes Dasein fernab jeglicher musikalischen Vernetzung führen. Der hierdurch auf ein vermeintlich massenkompatibles Format zurechtgestutzten Musik steuerte Yeston im Gegenzug drei neue Songs hinzu, die sich jedoch in keiner Weise mit dem gestrichenen Material messen können.Außerordentlich erfreulich hingegen präsentieren sich die gesanglichen Leistungen der Darsteller – ebenfalls ein Dauerthema bei Filmadaptionen von Bühnenmusicals. So gibt etwa Kate Hudson mit “Cinema Italiano” – einer der neuen Songs, mit dem das Werk neue Zielgruppen ansprechen und auf Charttauglichkeit getrimmt werden soll – ein ganz und gar beachtliches Gesangsdebüt, womit sie locker das ein oder andere bereits gesangserprobte Popsternchen auszustechen vermag. Auch Nicole Kidman überzeugt, wenngleich ihr Song “Unusual Way” – einer der “Musicalhits” des Stückes – in eine für sie passende tiefere Stimmlage transponiert wurde, was ebenfalls dem üblichen Procedere entspricht, wenn Schauspieler Songs übernehmen, die für ausgebildete Stimmen geschrieben wurden. Die hierdurch gewonnene Sicherheit in nicht mehr absturzgefährdeten Höhen nutzt sie für eine stimmungsvolle Interpretation, die zielgenau den bitteren Unterton trifft – eine schöne, stimmige Leistung. Gleiches gilt für Daniel Day-Lewis, der in der Hauptrolle des Guido Contini “Guido’s Song” sehr souverän meistert und die dramatische Nummer “I can’t make this movie” kraftvoll und mit der nötigen Portion Pathos interpretiert. Stacy Ferguson, besser bekannt als Fergie von The Black Eyed Peas, versetzt ihre Version von “Be Italian” mit einer kleinen Prise vulgärer Derbheit, gerade soviel, um Saraghinas Song noch gerecht zu werden und wie es gleichzeitig ein durchgestyltes Hochglanzprodukt wie “Nine” eben noch vertragen kann. Marion Cotillard sorgt dafür, dass das Musical auch als Film noch über so etwas wie eine zweite Ebene verfügt: Anrührend bei “My husband makes movies” und verzweifelt rau bei “Take it all”, einer weiteren neuen Nummer des Stückes. Ebenfalls großartig: Penélope Cruz mit einer hinreißenden Version von “A call from the Vatican”. Einzig Filmlegende Sophia Loren sind die gesanglichen Mühen bei dem Song “Guarda la luna”, der seinen Ursprung in dem Titel “Waltz from Nine” hat, doch zu sehr anzuhören, während Judi Dench die gleichsam deutlich herauszuhörenden Gesangsdefizite bei “Folies Bergère” besser zu überspielen weiß.Eine weitere Analogie zu anderen Musicalverfilmungen: Auch hier spielte bei der Studioaufnahme allem Anschein nach Geld keine Rolle. Die unter dem Dirigat von Paul Bogaev (Music Supervisor: Matt Sullivan) mit einem 50-köpfigen Orchester eingespielten Songs bestechen mit einer Opulenz, wie man sie von einer normalen Cast-Aufnahme mit kleinem Orchester nicht zu hören bekommt. Um angesichts der rigorosen Kürzungen wenigstens noch auf eine einigermaßen akzeptable Laufzeit von knapp 58 Minuten zu kommen, wurden den nur zwölf Songs vier Bonus-Tracks hinzugefügt, die jedoch völlig irrelevant sind. Dies gilt leider auch für eine von Griffith Frank mit nur wenig Ausdruck interpretierte Pop-Version des Songs “Unusual Way”, die zudem unter dem Zuckerguss der Streicher zu ersticken droht. Trotzdem: “Nine” ist eine der gelungeneren Einspielungen, was Musicalverfilmungen anbetrifft, nur leider ein wenig dürftig in ihrem Umfang.