Der Musical-Mann
Friedrich Kurz / 2010

Autobiografie über den steilen Aufstieg und den tiefen Fall von Friedrich Kurz – dem Mann, der die Musicals „Cats“, „Starlight Express“ und „Das Phantom der Oper“ nach Deutschland brachte. 224 Seiten.


„Gott werden Sie auch treffen in diesem Buch. Mit ihm hätten Sie vielleicht in der Autobiografie eines Musical-Produzenten nicht gerechnet.“ Stimmt. Er hat aus Deutschland ein Musical-Land gemacht. Friedrich Kurz setzte den Musical-Boom der 1990er Jahre in Gang, der die deutsche Theater-Landschaft nachhaltig prägte. Doch dem steilen Aufstieg in die Welt des Glamours und Jetsets folgt ein ebenso tiefer Fall in den Ruin. Seine Autobiografie ist kein Zeitdokument, sprachlich schnell geschrieben und ohne tieferen literarischen Wert und Witz. Aber als Sachbuch ist ein spannendes Buch herausgekommen.

Man erfährt viel über die Frage, wie Cats und Co nach Deutschland kamen. Interessant ist auch, was man nicht erfährt. Kein Wort zur Stella-Entwicklung nach seinem Ausscheiden oder über die Konkurrenz der Stage-Holding. Nein, über die aktuelle Musicalszene erfährt man nichts in diesem Buch – Kurz betrachtet ausschließlich die Gründerzeit. Das ist, besonders für die jüngeren Musicalfans, durchaus wichtig und interessant zu lesen, denn wer erinnert sich noch an die Zeiten, als einzig „Cats“ als Long-Run präsentiert wurde und jede neue Show ein Hit war mit bis dato ungeahnter Medienwirkung?

Der Höhepunkt das Buches ist die ausführliche Schilderung der legendären „Carrie“- Pleite am Broadway. Nach dem Lesen hat man richtig Lust auf das Stück und trauert doch diesem Flop nach. Wie Kurz Entstehung, Uraufführung, Transfer nach New York und das Scheitern des aufwändigen Stephen-King-Stückes schildert, ist lehrreich und ein guter Einblick ins Musical-Show-Biz.

Manches hat man schon gelesen, etwas über die Entstehung der Starlight-Halle. Interessant wird es immer dann, wenn der Autor über seine Begegnungen mit Andrew Llyod Webber berichtet. Auch vor seinem Privatleben macht er keinen Halt, jeder Leser mag selbst beurteilen, ob ihn das Thema reizt.

Interessant ist, dass auch das „Dresden-Projekt“ bereits im Buch vorkommt: Bis Herbst 2013 will Friedrich Kurz in der sächsischen Hauptstadt ein 3000-Plätze-Theater bauen und ein Musical über Michelangelo auf die Bühne bringen. Kein Wunder, wollte er mit seinem Freund und ebenfalls überzeugten Christen Enrico Garzilli doch schon „Rage of the heart“ herausbringen. Am Ende des Buches wird es dann zunehmend christlicher und fast kommt es einem so vor, als wolle Kurz mit seiner geplanten Mega-Show über Michelangelo nicht nur dem Renaissance-Maler, sondern auch dem lieben Gott ein Denkmal setzen.

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