Musical Forever 2
Wien / 2011

Gut gelungener Mitschnitt des Abschiedskonzertes von Caspar Richter im Ronacher Theater. Eine prominente Sängerbesetzung mag der Hauptkaufgrund für Fans sein, allerdings ist der wahre Star der Aufnahme das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien – und natürlich Caspar Richter.


Seit Gründung des VBW-Orchester 1987 war Caspar Richter (mit Unterbrechungen) Musikalischer Direktor der Musicalsparte und somit für viele Erfolge der VBW mit verantwortlich. Denn jeder Musical-Liebhaber weiß, dass, wenn er eine Aufnahme eines Musicals der VBW in den Händen hält, es zumindest am Orchester kaum etwas zu mäkeln geben dürfte. Die Ära Richter ging im Jahr 2010 mit einem Abschiedskonzert zu seinen Ehren zu Ende.

Da es sich bei diesem Konzert vor allem um ein Resümee aus Richters musicalischer Karriere handelt, sind viele Stücke (zumindest beim ersten Hören) auch stark auf den Orchesterpart hin arrangiert und gemischt, so dass die Sänger ein wenig wie schmückende Staffage wirken – die sich allerdings sehen lassen kann. Neben Thomas Borchert, Lukas Perman und Marjan Shaki sind auch Rob Fowler, Lisa Antoni und Carin Filipcic zu hören.Besonders Antoni und Filipcic zeigen was in ihnen steckt. Lisa Antoni liefert mit „Ich hab geträumt von Manderley“ aus „Rebecca“ einen gelungenen Vorgeschmack auf ihre Spielzeit als „Ich” in St. Gallen. Carin Filipcic beschert Gänsehaut mit „Gold von den Sternen“ und „Gabriellas Song“. Schade dass von ihr nicht mehr Soli zu hören sind. Rob Fowler ist mit „Der letzte Tanz“ und „Gethsemane“ vertreten, darf im Duett mit Lukas Perman „Die Schatten werden länger“ darbieten und ansonsten vor allem die Songs für mehrere Herren unterstützen. Lukas Perman hat mehr Glück mit der Songauswahl als im Falle der „Musical Forever“-CD. Zwar ist seine Besetzung für die Liebesduette mit Marjan Shaki schon fast obligatorisch („Mein Herz ruft nach dir“ inkl. Lisa Antoni, „Dich kennen heißt dich lieben“ und „Ohne Sie“), er darf sich aber mit „Lucky to be me“ aus „On the Town“ auch einmal von einer etwas dynamischeren Seite zeigen.

Etwas gewohnungsbedürftig klingt „Das Ödipus Dreieck“ aus „Freudiana“. Zwar machen Borchert, Perman und Filipcic ihre Sache sehr gut, aber da der Song in seiner Disharmonie schon etwas von Sondheim hat, wird dieses Lied bestimmt nicht jedem Hörer gefallen und lässt so manch gefälligere Melodie aus dem Musical vermissen.

Gewohnt bewegend interpretiert Thomas Borchert das von ihm bekannte „Schließ dein Herz in Eisen ein“ und auch seine „Totale Finsternis“ hat die gewohnte Qualität – auch wenn Marjan Shaki als Sarah zu Beginn des Songs mit einem Kicheranfall zu kämpfen hat, was aber durchaus sympathisch ist.Die CD bietet einen schönen Querschnitt durch teilweise unbekanntere Titel aus bekannten Musicals, wirkt aber durch die große Anzahl an Titeln und die daraus resultierenden Kürzungen ein wenig gehetzt.
Da möchte man als Hörer manchmal auf die Bremse treten.

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