Kein Pardon
Düsseldorf / 2012

Kein Meilenstein der Musicalgeschichte, aber eine flotte, unterhaltsame und abwechslungsreiche Liveaufnahme mit der Uraufführungscast um Enrico De Pieri, Dirk Bach und Roberta Valentini. Abstriche muss man allerdings beim Orchesterklang machen.


Wenn ein Musical von dem schönen Schein der Fernsehwelt handelt – passt es dann nicht ganz gut, wenn auch die Musik ein bisschen nach Plastik klingt? Mag sein. Aber für die CD wäre es schon besser gewesen, wenn mehr echte Instrumente im Spiel wären. So spielt die neunköpfige Band unter Leitung von Heribert Feckler zwar druckvoll und engagiert, klingt aber doch häufig keyboardlastig.

Das ist aber auch schon das einzige Manko dieser auch technisch gut gemachten Liveaufnahme. Keiner der Songs ist übermäßig innovativ, aber mit ihrer ausbalancierten Mischung aus verschiedenen Musikstilen, Tempi und Besetzungen sind sie unterhaltsam, abwechslungsreich und kommen trotzdem als Einheit daher. Zudem gelingt es den Komponisten Achim Hagemann und Thomas Zaufke, die bei den Themen Ruhrgebiet und Fernsehen naheliegenden musikalischen Klischees nicht Überhand nehmen zu lassen.

Ob das Duett „Wild und frei“ als Anlehnung an „Frei und schwerelos“ („Wicked“) gedacht war? Textlich und musikalisch gibt es durchaus Parallelen, und mit der Elphaba-erfahrenen Roberta Valentini stimmt auch die Besetzung. Bei genauerem Hinhören erweist sich der Song dann aber doch als weniger komplex, zudem fehlt Valentini der ebenbürtige Duettpartner: Enrico De Pieri bringt die Kerkeling-Rolle Peter Schlönzke überaus sympathisch rüber, trifft auch die vielen hohen und lauten Töne (nicht nur in diesem Song), muss dafür allerdings hörbar kämpfen. Das dünne Booklet bietet keine Information, wann die Aufnahme für die CD gemacht wurde – möglicherweise hatte De Pieri schon etliche Shows gespielt und war stimmlich etwas angegriffen.

Dirk Bach hat im Wesentlichen seine große Nummer „Lass Heinz ran!“ zu singen, in welcher Heinz Wäscher nach dem Rauswurf seine Karriere Revue passieren lässt – und aus dieser Nummer, die mehr vom Schauspiel als vom Gesang lebt, macht Bach großes Theater. In den Nebenrollen liefern neben Valentini auch Iris Schumacher und Susanna Panzner ihre Songs druckvoll und stark ab, Claudia Dilay Hauf singt den eher albern-witzigen Salsasong „Käffchen“ sympathisch.

Sympathisch trifft auch als für die Gesamtwirkung der CD zu. Es gibt nichts zu hören, was es nicht so ähnlich auch schon anderswo gab. Aber weil das Handwerk stimmt, lässt sich die Aufnahme auch gut mehrmals anhören.

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