Shylock
Premieren Cast / 2012

Interessante Aufnahme mit bekannten Namen und einigen Ohrwürmern. Leider insgesamt zu opernlastig besetzt, um als stimmiger Musicalhörgenuss zu gelten.


Mit Shylock gelingt dem Team Stephan Kanyar und Brigitte Fassbaender eine Neuinterpretation von Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, die eine völlig andere Facette des historischen Stoffs aufzeigt. Das Hauptaugenmerk gilt der Biographie Shylocks und einiger seiner Zeitgenossen, um die schlussendliche Bösartigkeit Shylocks gegenüber Antonio zu erklären. Komplett durchkomponiert, bietet sich Shylock auch als CD für diejenigen an, die das Stück noch nicht kennen. Keine fehlenden Dialoge erschweren es, der Handlung zu folgen, keine überflüssigen Wortgeplänkel zerstören den Gesamteindruck der Musik. Das Ensemble schafft es auch auf der Studioaufnahme, die Emotionen und Eindrücke des Stücks zu vermitteln.

Die Hauptrollen sind durchweg mit prominenten und erfahrenen Darstellern besetzt. Chris Murray („Friedrich – Mythos und Tragödie“) weiß in der Titelrolle stimmlich zu überzeugen und sorgt mit „Sie schlagen ihre Türen zu“ für einen der Höhepunkte der CD. Doch auch Matthias Stockinger („Aida“, Lüneburg) und Peter Bording gefallen als Bassanio und Antonio. Stockinger überzeugt vor allem mit der starken Interpretation seines Solos „Das Doppelte wurde ihm geboten“. Peter Bording liefert mit seiner emotionalen Klage über seine verlorene Liebe zu Bassanio („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…“) den Ohrwurm und Gänsehautmoment der Aufnahme.Ärgerlich ist, dass viele Lyrics nicht verständlich sind. Sind Peter Bordings Partien schon nicht immer zu entschlüsseln, wünscht man sich als musicalbegeisterter Hörer vor allem bei den Ensembleszenen des Opernchores und bei den Einsätzen von bei Anna Veit als Bassanios Geliebte weniger Opernbombast und mehr Text-Transparenz. Ein Abdruck der Texte im Booklet wäre durchaus sinnvoll gewesen. Immerhin liefert das Beiheft eine Zusammenfassung der Handlung auf Deutsch und auf Englisch.

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