Mamma Mia! Here We Go Again
Filmmusical / 2018

Zehn Jahre nach dem Kino-Megaerfolg kreiert Regisseur und Drehbuchautor Ol Parker mit „Mamma Mia! Here We Go Again“ einen etwas arg konstruierten zweiten Teil. Der Film ist gleichzeitig Vorgeschichte und Fortsetzung – mit einer sichtlich gut aufgelegten Besetzung und einer kleinen Portion Melancholie, die dennoch Spaß macht.


Über „Mamma Mia!“ kann man sagen, was man will: der große Erfolg des 1999 uraufgeführten Musicals ist nicht von der Hand zu weisen. So war es auch wenig verwunderlich, dass die 2008 erschiene Verfilmung ein Vielfaches seines Budgets einspielte. Ein Jahrzehnt später gibt es nun die Fortsetzung.

Fünf Jahre nach dem Ende des ersten Teils eröffnet Sophie (Amanda Seyfried) das generalüberholte Hotel ihrer Mutter und hat dabei mit allerlei Problemen zu kämpfen. Mit Unterstützung von 1/3 Vater Sam (Pierce Brosnan) und Donnas besten Freundinnen Rosie und Tanya (Julie Walters und Christine Baranski) erfährt sie, wie ihre Mutter das in ihrer Jugend alles gemeistert und auf der Insel die drei möglichen Väter kennen gelernt hat.

Ähnlich wie schon im ersten Teil bzw. im Bühnenstück ist die Handlung im Grunde nur dazu da, die Songs von ABBA miteinander zu verbinden. Gelang das im Original-Musical noch relativ geschickt, wird man gerade in der ersten Hälfte von „Mamma Mia! Here We Go Again“ das Gefühl nicht los, dass die Szenen oftmals nur dazu da sind, um ein Lied unterzubringen. Exemplarisch dafür ist gleich zu Beginn „I Kissed the Teacher“, wo die junge Donna (Lily James) auf der Schulabschlussfeier eine der Lehrerinnen küsst und es ansonsten keinen Bezug zur Handlung gibt.

Dass das über weite Strecken dennoch ganz gut klappt, liegt vor allem an der tollen Besetzung, die hier mit viel Leidenschaft und oft mindestens passablen Leistungen die Songs zum besten geben. Allen voran Neuzugang Lily James versprüht als junge Donna einen solchen Charme, der sich sehr schnell auf das Publikum überträgt. Schon „I Kissed the Teacher“ lädt zum Mittanzen ein und ihr „Name of the Game“ ist eine sehr gefühlvoll dargebotene Ballade. Gesanglich hat es – wie bereits im ersten Teil – die Herrenriege nicht einfach und bleibt ein wenig blass. Außerdem ist es schade, dass zwar mit Jessica Keenan Wynn und Alexa Davies zwei Broadway erprobte Darstellerinnen als die jungen Ausgaben von Donnas Dynamo-Freundinnen Tanya und Rosie besetzt wurden, die beiden allerdings keinen eigenen Solopart bekommen haben.

Im Vergleich dazu hat die Originalbesetzung deutlich weniger zu tun, kann aber immer noch glänzen. Allen voran Amanda Seyfried überzeugt mit ihrer gefühlvollen Interpretation von „I`ve Been Waiting For You“ und „One of Us“. Opulentes Highlight ist „Dancing Queen“, das diesmal noch aufwändiger inszeniert wurde und von beinahe allen Darstellern aus dem ersten Teil mit großen Spaß und dem Einsatz einer Armada von Booten zum Besten gegeben wird. Mit viel Witz machen Christine Baranski und Julie Walters zusammen mit Seyfried „Angel Eyes“ zu einem amüsanten Höhepunkt. Von den Herren ist diesmal Pierce Brosnan der einzige, der zumindest kleine Gesangspassagen alleine vortragen darf und glänzt dabei (wie schon zehn Jahre zuvor) nicht gerade durch stimmliches Können, was seine Spielfreude aber wieder wettmacht. Meryl Streep, unangefochtener Star des ersten Films, tritt diesmal in nur wenigen Szenen auf, aber mit ihrer Interpretation von „My Love, My Life“ macht sie schnell klar, warum sie der Star von „Mamma Mia“ war, und sorgt für Gänsehaut und feuchte Taschentücher.

Was schon im ersten Trailer für Spannung sorgte, war der Auftritt von Poplegende Cher, die hier als Sophies Großmutter Ruby in Erscheinung tritt. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme macht sie den ABBA-Hit „Fernando“ zu ihrem Song, auch wenn sie darstellerisch und tänzerisch arg steif wirkt.

Technisch macht die Fortsetzung einen wesentlich ausgefeilteren Eindruck. Nicht nur die geschickten Überblendungen von Vergangenheit zur Gegenwart lassen erkennen, dass statt der hauptsächlich am Theater tätigen Phyllida Lloyd diesmal mit Ol Parker ein bereits erfahrener Filmregisseur am Werk war. Die Choreographien von Anthony van Laast sind zwar auch diesmal keine kreative Höchstleistung, aber sie gehören in der Fortsetzung zu den positiven Schauwerten. Gerade bei „Waterloo“ zeigt sich das, wo sich ein komplettes französisches Restaurant in einen ausgelassenen Tanztempel verwandelt.

Alles in Allem macht „Mamma Mia! Here We Go Again“ wieder Spaß und die Mischung aus bereits verwendeten und neu eingesetzten Songs lädt einen auf eine emotionale Achterbahn ein. Die ausgelassene Partystimmung weicht zwar teilweise einem melancholischeren Ton, aber nichtsdestotrotz summt man beim Verlassen des Kinos wieder den einen oder anderen ABBA-Song. Die Spielfreude der Darsteller und die Ohrwürmer der schwedischen Popgruppe machen auch die Fortsetzung zu einem schönen Sommerfilm.

PS: Die ABBA-Männer Björn Ulvaeus und Benny Andersson haben es sich wieder nicht nehmen lassen, für kleine Gastauftritte vorbeizuschauen.

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