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Die Freundschaft von Alvin und Thomas beginnt in der Grundschule und endet im Erwachsenenalter nach einem Streit. Als Alvin stirbt, muss sich Thomas mit ihrer Beziehung auseinandersetzen. Das Zwei-Personen-Musical von Neil Bartram und Brian Hill hinterfragt zwischen Lebensfreude und Trauer, wie sehr Freundschaft ein Leben prägen kann. Die beiden Rollen verlangen ihren Darstellern schauspielerisch und stimmlich einiges ab. Sebastian Schiller und Benjamin Lee werfen sich mit Inbrunst in ihre differenziert gezeichneten Figuren. Konzentriert inszeniert und mit facettenreicher musikalischer Begleitung wirkt dieser bewegende Musicalabend noch lange nach.
Thomas und Alvin geben sich im Alter von zwölf Jahren ein Versprechen: Bei der Trauerfeier für ihre Lehrerin ist Alvin so beeindruckt von der Rede ihres Ehemannes, dass er vorschlägt, Thomas und er sollten gegenseitig bei der jeweiligen Beerdigung die Trauerrede halten. Jahre später sitzt Thomas, inzwischen ein preisgekrönter und erfolgreicher Autor von Kurzgeschichten, an dieser Rede für seinen Freund aus Kindheitstagen. Alvin ist von der Brücke gestürzt, auf der sie als Kinder und Jugendliche zusammen viel Zeit verbracht haben.
Den Anfang nimmt ihre Freundschaft in der Grundschule, als sie bemerken, dass beide den Film „Ist das Leben nicht schön?“ mögen. Nach dem Tod seiner Mutter lebt Alvin allein mit seinem Vater in einer Wohnung über dessen Buchhandlung. Als dieser erkrankt, übernimmt Alvin das Geschäft, während Thomas das Ziel hat, Schriftsteller zu werden. Eine von Alvin inspirierte Geschichte verschafft ihm einen Platz am College. Beim Abschied küsst Alvin Thomas. Daraufhin sucht Thomas, der nun in einer Großstadt lebt, immer weniger Kontakt. Als Alvin ihn bittet, bei der Beerdigung seines Vaters die Trauerrede zu halten und mit Thomas‘ Text unzufrieden ist, kommt es zum Streit und die Freundschaft zerbricht.
Um die Rede für seinen verstorbenen Freund zu schreiben, muss sich Thomas mit der Beziehung zu Alvin und seiner eigenen Geschichte auseinandersetzen – eben „Die Geschichte meines Lebens“. Dabei hält er Rücksprache mit dem fiktiven Alvin, der ein bisschen die Rolle des Engels Clarence aus „Ist das Leben nicht schön?“ einnimmt. Es bleibt in der Schwebe, ob Alvin wirklich als Geist erscheint oder ob es sich nur um eine Stimme in Thomas‘ Kopf handelt – sein sprechendes Unterbewusstsein, das einige Dinge aus der Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Zu jeder Erinnerung reicht Alvin ihm eine Geschichte aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Nur für den Schluss, seinen Tod, kann ihm Alvin keine Geschichte geben. Dieser Moment ist nicht Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit, also kann Thomas daran keine Erinnerung haben. Die Todesursache – womöglich Selbstmord, so wie es auch George Bailey, die Hauptfigur aus „Ist das Leben nicht schön?“, durch einen Sprung von einer Brücke versucht – bleibt für Thomas ungeklärt.
Der Aufführungsort im Musiktheater im Revier scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Im Foyer des Großen Hauses stehen zwei Podeste, eins in Schwarz für Thomas, eins in Weiß für Alvin, davor befindet sich eine weitere ebenerdige Spielfläche. Durch die Nähe zum Publikum ergibt sich eine Intimität, die auch im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Theaters so nicht entstanden wäre.
Auf die hintere Wand werden Bilder entsprechend zu den Szenen oder auch Fotos und Videos aus der Vergangenheit der Freunde projiziert. Der einzige Bühneneffekt ist der Einsatz von unerwartet aus einem Buch flatternden Schmetterlingen, aber mehr braucht es auch nicht für dieses Stück. Nicht nur die Podeste sind in Schwarz bzw. Weiß gehalten, sondern ebenso die Kleidung von Thomas und Alvin sowie alle Requisiten – bis hin zum Schnee, den die beiden in die Luft werfen.
Vongani Bevula inszeniert mit viel Fingerspitzengefühl. Er lotet die ganze emotionale Bandbreite, die dieses Stück bietet, aus. Durch seine sensible Inszenierung vermeidet er das Abrutschen in tränenreichen Kitsch, denn Buch und Musik malen hier und da schon mal mit dem großen Emotionspinsel.
Neil Bartram und Brian Hill, aus deren Feder sowohl das Buch als auch die Komposition stammen, vereinen Dialog und Musik. Gesprochene und gesungene Texte werden miteinander verwoben. Stilistisch sind sie nah an einem anderen Meister des Kammermusicals: Jason Robert Brown („The Last Five Years“).
Zwar gibt es auch eine Fassung für eine dreiköpfige Band, doch in Gelsenkirchen hat man sich für die größer besetzte Orchesterversion entschieden. Diese schimmert durch Streicher und Holzbläser in zarten, warmen Klangfarben. Die Arpeggios in der Partitur und die Instrumentation mit Glockenspiel und Xylophon lassen die Begleitung an präzise gewählten Stellen verzaubert-engelhaft klingen. Die neun Musikerinnen und Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen, inklusive Mateo Peñaloza Cecconi, der vom Klavier aus anleitet, tupfen kammermusikalisch zart. Emotionale Ausbrüche finden bei ihnen ebenfalls ihre akustische Entsprechung.
Dieser Abend ruht ganz auf den Schultern von Benjamin Lee und Sebastian Schiller. Benjamin Lees Alvin ist ein wenig naiv-verträumt, gleichzeitig verspielt-lebendig; die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Leseratten wird bei „Das größte Geschenk“ das Herz aufgehen: Alvin sucht euphorisch im Buchladen seines Vaters nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk für Thomas. Er entscheidet sich für „Tom Sawyer“ – für einen Tom! Dieses Buch weckt in Thomas den Wunsch, Schriftsteller zu werden. Der Zauber des Lesens, das Entdecken fremder Welten durch ein Buch, spiegelt sich in den Gesichtern von Schiller und Lee wider. Sebastian Schiller legt den jungen Thomas frech und forsch an, den erwachsenen zeichnet er ruhelos, egozentrisch und verschlossen. Lee und Schiller spielen in perfekter Harmonie. Auch stimmlich passen sie hervorragend zusammen.
Schon wegen dieser beiden erstklassigen Darsteller lohnt sich ein Besuch dieser bühnentechnisch reduzierten, aber an Emotionen reichen Produktion. „The Story of My Life“ mag ein kleines Stück sein, in Gelsenkirchen ist es ein großer Wurf.
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KREATIVTEAM |
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Musik, Texte | Neil Bartram |
Buch | Brian Hill |
Übersetzung | Thomas Borchert Jerry Marwig |
Musikalische Leitung | Mateo Peñaloza Cecconi |
Inszenierung, Kostüm | Vongani Bevula |
Licht | Andreas Gutzmer |
Ton | Fabian Halseband |
Dramaturgie | Rüdiger Schillig |
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CAST (AKTUELL) |
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Thomas Weaver | Sebastian Schiller |
Alvin Kelby | Benjamin Lee |
Komparserie | MiR Statisterie |
Orchester | Neue Philharmonie Westfalen |
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GALERIE |
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TERMINE |
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Mi, 15.01.2025 20:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | Wiederaufnahme |
Mi, 22.01.2025 20:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | |
Fr, 31.01.2025 20:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | |
Mi, 26.02.2025 20:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 20.04.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | Premiere | |||||||
Do, 02.05.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | ||||||||
Do, 09.05.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | ||||||||
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Sa, 11.05.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | ||||||||
Sa, 18.05.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | ||||||||
Mi, 29.05.2024 21:00 | MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen | zum letzten Mal 2023/24 | |||||||
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