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Schweiß auf der Stirn, gebräunter Teint und Sonne nicht nur im Gemüt – das passt leider so gar nicht in die letzten Wochen, denn der August von 2023 ist bisher alles andere als sommerlich. Das soll sich nun mit einem Besuch in Tecklenburg beim Tanzstück „Miami Nights„ ändern. Mit einer geballten Ladung guter Laune und heißen Rhythmen tanzen und singen die Darstellenden gegen den Dauerregen und die herbstlichen Temperaturen an. Das nach Jahren auf diese Freilichtbühne zurückgekehrte Musical ist genau das, was man bei diesem unschönen Pseudo-Sommer gebrauchen kann!
Das recht reduzierte Bühnenbild von Jens Janke ist in zwei großen Teilen auf der Bühne zu sehen: Auf der einen Seite eine kubanische Tanzbar aus Miamis berühmten Stadtviertel Little Havanna und auf der anderen Seite ein großes, vornehmes Gebäude im Art Déco-Stil des Trendviertels Miami Beach, das zumeist als Tanzschule der Protagonisten genutzt wird. Ergänzt wird das Bühnenbild durch zahlreiche Requisiten, die dafür besonders schöne und lustige Bilder zeichnen. Eine Armee an verschiebbaren Spiegeln lässt einen Tanzsaal entstehen, beleuchtete Türrahmen sorgen für eindrucksvolle Showszenen, voll bepackte Kleiderständer werden verschoben, um dahinter spielende Szenen aufzudecken und zeitgleich verlaufende Dialoge immer wieder durch Lenkung des Blicks der Zuschauer zu inszenieren. Für besondere Begeisterung sorgt eine Szene, in der mit Bettwäsche bespannte Rahmen aufgestellt werden, die die Illusion kreieren, von oben auf die hier liegenden Protagonisten zu schauen und sie bei ihrem Bettgeflüster zu beobachten.
Die Musik, die durch das 12-köpfige Orchester virtuos vertont wird, klingt geradezu bombastisch. Es ist erstaunlich, wie sich die Band durch die unterschiedlichsten Songarten mit Schwung und Gefühl für die Lieder spielt, als wäre sie in jedem Genre zuhause. Die Leistung der musikalischen Untermalung ist schlichtweg beeindruckend und kann kaum genug gelobt werden.
In einem Tanzmusical ist ein Bereich viel relevanter als in anderen Stücken: Die Choreographien. Und diese sind in „Miami Nights„ mehr als reichlich vorhanden. Sie sind eines klassischen Werkes dieser Art zudem mehr als würdig. Till Nau gelingt mit seinen Tanznummern ein Wow-Moment nach dem nächsten. Dabei schafft er es, das distinktive Lebensgefühl zweier gänzlich unterschiedlicher Tanzkulturen, nämlich der lateinamerkanischen und der Ballroom-Tradition, kontrastiv entgegen zu stellen und sie mittels Verschmelzung einzelner Elemente optisch schön und mit Aussagewert zu vereinen. Komplexe Hebefiguren und fast schon akrobatisch anmutende Sprungschritte mischen sich mit klassischen Paartänzen, Elementen des Vogue, Ballett und Contemporary. In anderen Worten: Alles ist dabei, was das Herz von Tanzmusical-Fans begehrt, und noch einiges mehr! Eine besonders eindrucksvolle Szene ist dabei das Tanzbattle zwischen dem Amerikaner Jimmy und dem Kubaner Emilio, in der zwei Welten zu kollidieren scheinen.
Jede noch so eindrucksvolle Choreographie lebt vor allem durch diejenigen, die diese performen – und hier sind ausnahmslos wahre Talente am Werk. Auf durch den Dauerregen wirklich glattem Boden wagen die Darsteller die noch so wahnwitzigsten Tanzmoves. Die Männer springen durch Pfützen und schleudern ihre Tanzpartnerinnen über das getränkte Parkett und durch den Nebel der tief hängenden Regenwolken, was dem Stück eine wahre Dramatik gibt. Ein großes Lob an die beeindruckenden Tanzfähigkeiten des gesamten Ensembles!
Aber nicht nur Tanz liegt ihnen offenbar im Blut, wir haben es auch mit einem besonders gesangsstarken Ensemble zu tun – allen voran Katia Bischoff, Rachel Marshall, Julia Waldmayer und Christian Schöne, die mit ihren wunderbaren Stimmen für Begeisterungsstürme im durchnässten Auditorium sorgen. Zu den gesanglichen Highlights gehört „Holding out for a hero„, das Marshall in der Rolle der skrupellosen Jessica Diamond mit einer kräftigen, in den Belting-Passagen eindrucksvoll rauen Stimme geradezu heraushaut. Ein wahrer Showstopper ist ihre Nummer „Material girl„, in der ihr Gesang mit ihrem authentischen Schauspiel so kollidiert, dass man schon Gefallen an der Antagonistin Jessica finden kann. Christian Schöne beeindruckt nicht nur durch seine starke Gesangsstimme in „Hip to be square„, sondern erntet durch seine urkomische Charakterisierung des alternden Tänzers Roy Fire mit seinem Showman-Talent zurecht großen Szenenapplaus. Julia Waldmayer weiß als Mercedes temperamentvoll in „Rhythm is gonna get you„ zu gefallen und brilliert zudem zusammen mit Laura Araiza Inasaridse und Katia Bischoff auch in „I wanna dance with somebody„ und dem schwungvollen „Baila me„. Bischoff in der weiblichen Hauptrolle der Laura Gomez gelingt eine überzeugende Charakterentwicklung von der unsicheren Popcornverkäuferin zur selbstsicheren Tänzerin, die weiß was sie will und wie sie es bekommt. Andrew Chadwick gibt einen soliden Hauptdarsteller in der Rolle des Jimmy Miller und zieht mit seiner sympathischen Art das Publikum auf seine Seite. Seine Tanzfähigkeit, die er vor allem im Dancebattle mit Lucas Baier in der Rolle des Emilio beweist, ist absolut begeisternd. Auch Baier gehört definitiv zu den besten Tänzern des Abends. Besonders amüsant ist Brigitte Oelkes Figur der Betty Miller, die, stets kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehend, mit ihrem kleinen Hund Billy für zahllose grotesk-lustige Momente sorgt. Dieser Dame liegt Comedy im Blut, sodass man sich über jeden ihrer Szenenauftritte schon freut, wenn man nur schon ihre Silhouette erkennt.
Wem es fröstelt im August, dem sei „Miami Nights„ im wahrsten Sinne des Wortes wärmstens empfohlen, denn man geht beschwingt aus diesem kurzweiligen Stück mit dem einen oder anderen Ohrwurm und einer etwas sommerlicheren Gemütsverfassung heraus
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KREATIVTEAM |
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Regie | Werner Bauer |
Musikalische Leitung | Giorgio Radoja |
Choreographie | Till Nau |
Kostümbild | Karin Alberti |
Bühnenbild | Jens Janke |
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CAST (AKTUELL) |
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Jimmy Miller | Andrew Chadwick |
Laura Gomez | Katia Bischoff |
Jessica Diamond | Rachel Marshall |
Roy Fire | Christian Schöne |
Betty Miller | Brigitte Oelke |
Mr. Bob | Martin Pasching |
Andy | Jürgen Brehm |
Emilio | Lucas Baier |
Sarah | Janina Niehus |
Mercedes | Julia Waldmayer |
Präsidentin | Lisa Kolada |
Gina | Laura Araiza Inasaridse |
Ensemble | Hannah Miele Lara Schitto Giulia Fabris Ester-Larissa Lach Mathias Meffert Christian Rosprim Tim Grimme Denys Magda Oriol Tula Jan Altenbockum Julian Schier |
Orchester | Orchester der Freilichtspiele Tecklenburg 2023 |
Chor | Chor der Freilichtspiele Tecklenburg 2023 |
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GALERIE |
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