Am 7. Oktober 2024 lud Thomas Borchert zu seinem Soloprogramm „Der Vampir am Klavier“ ins Berliner Schlosspark Theater ein. Begrüßt wurde das Publikum jedoch nicht vom Musicaldarsteller persönlich, sondern von seinem Alter Ego Graf von Krolock, der gleich zu Beginn im Text veränderte Versionen von „Gott ist tot“ und „Einladung zum Ball“ zum Besten gab und dafür mit stürmischem Applaus und begeistertem Gelächter seitens des Publikums gefeiert wurde. Sehr zum Unmut von Thomas Graf von Borcula, dem eigentlichen Gastgeber des Abends.
Es ist eine gar gräfliche Veranstaltung: Thomas Borchert, der spätestens seit seiner ersten Interpretation von Henry Jekyll und Edward Hyde im Jahr 2001 um gespaltene Persönlichkeiten weiß, schlüpft an diesem Konzertabend abwechselnd – hin und wieder hinter einem Paravent verschwindend – in die Rollen von Thomas Graf von Borcula (dem Musicaldarsteller) und Graf von Krolock, die um die Gunst und Zuneigung der Theatergäste buhlen. Der titelgebende „Vampir am Klavier“ ist Thomas Graf von Borcula, der charmant durchs Programm führt und berichtet, wie er es als Blutsauger geschafft hat, Musicaldarsteller zu werden. Und so plaudert er mit viel Witz von seiner Audition für die Rolle des Rum Tum Tugger in „Cats“, vom Erlernen des spezifischen Ganges eines Jean Valjean in „Les Misérables“ und von einer „Elisabeth“-Vorstellung, in der er sowohl Elisabeths Mörder als auch deren Geliebten, den Tod, spielte.
Seit 34 Jahren steht Thomas Borchert auf deutschen und internationalen Musicalbühnen und kann auf eine erfolgreiche Karriere und ein breites Spektrum vielfältiger Rollen und vielschichtiger Charaktere zurückblicken. Neben drei Grafen (Graf von Krolock, Graf Dracula und dem Grafen von Monte Christo) verkörperte Borchert in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht nur fiktive Figuren, sondern auch literarische und historische Persönlichkeiten. Zu letzteren zählen an diesem Abend etwa Martin Luther, Buddy Holly, Luigi Lucheni und Leopold Mozart. Des Weiteren präsentierte Borchert Songs aus „The Rocky Horror Show“, „Fast normal“, „Divas“, „Jekyll & Hyde“, „Don Camillo und Peppone“ und „Gigi“.
Was dieses Solokonzert so besonders macht, ist nicht nur Borcherts unverwechselbarer Gesang mit einer Stimme, die wohlige Gänsehaut verursacht, sondern auch sein virtuoses Klavierspiel. Er ist der geborene Entertainer und begleitet sich knapp drei Stunden lang selbst am Klavier. Eine Leistung, der hohe Achtung zu zollen ist; zumal einige Lieder in neuen, interessanten Arrangements zu hören sind. Einzig die Melodien der Krolock-Songs kommen vom Band.
Neben dem Klavier am linken Bühnenrand stehen der bereits erwähnte Paravent und zwei Kerzenständer auf der Bühne. Mehr braucht es nicht, um diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Einziger Wermutstropfen ist die Technik des Schlosspark Theaters. Gerade zu Beginn war Borchert mehr in Dunkelheit gehüllt als gewünscht, da die Scheinwerfer noch nicht auf seine Position ausgerichtet waren. Bei der „Unstillbaren Gier“ (und leider auch an anderen Stellen) versagte das Mikrofon, woraufhin Thomas Graf von Borcula untertänigst um „mehr Hall wie in meinem Schloss“ bat.
Für Musical- und Borchertfans ist dieses Soloprogramm ein Muss aufgrund der fantastischen Songauswahl in Kombination mit Borcherts Ausnahmestimme und Talent am Klavier. Bei Menschen, die ihn zum ersten Mal auf der Bühne erlebten, könnte sich der Suchtfaktor einstellen. Kurz gesagt: Der Vampir am Klavier hat zugebissen und das Publikum Blut geleckt.
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