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„Sweeney Todd“ im English Theatre Frankfurt unterhält durch eine interessante Herangehensweise an die musikalisch komplexe und inhaltlich herausfordernde Geschichte von Komponist Stephen Sondheim und Autor Hugh Wheeler. Die Einbeziehung der Zuschauer in die an einen Splatterfilm erinnernde Handlung sowie das hervorragende Ensemble rund um Hauptdarsteller Stephen John Davis wissen zu unterhalten.
Beim Betreten des Auditoriums fällt das detailverliebte Bühnenbild von Rachel Stone ins Auge, welches auf zwei Stockwerken diverse Szenenwechsel möglich macht. Während unten links die Backstube von Mrs. Lovett inklusive der sogenannten „Splash Zone“ eingerichtet ist, wird im oberen Geschoss die Band positioniert, die durch eine Art Durchbruch in der Wand zu sehen ist. Der untere rechte Abschnitt verwandelt sich im Laufe des Abends zu Benjamin Barkers Frisörsalon, in dem er, der düsteren Geschichte folgend, seine Feinde blutrünstig um die Ecke bringt und mit Hilfe von Mrs. Lovett zu Wurstwaren verarbeitet.
Im Falle der Inszenierung von Derek Anderson ist der Begriff „blutrünstig“ tatsächlich im Sinne des Wortes gemeint: Das Blut spritzt literweise. So erklärt sich der Begriff „Splash Zone“ quasi von selbst, denn dort dürfen Zuschauer mit eigens dafür bereitgestellten Plastik-Frisörumhängen Platz nehmen und „in der Handlung“ sitzen. Diese Art des „Immersive Theatre“, also das Einbeziehen der Zuschauer in die Handlung und das Aufweichen der Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum, ist derzeit besonders in London angesagt. In Frankfurt geschieht dies in zweierlei Hinsicht – einerseits in der angesprochenen „Splash-Zone“, für die es eine eigene Karten-Kategorie (inkl. Backstage-Führung) gibt; andererseits spritzt das Blut auch ordentlich in den vorderen Reihen des Auditoriums, was vom Effekt noch eindringlicher ist, da dort die Handlung stärker vorangetrieben wird. Die „Splash Zone“ wird hingegen nur selten im Sinne des Wortes genutzt und kommt am Ende des Abends ein wenig brav daher.
Fakt ist jedoch, dass für ordentlich „Splatter“ gesorgt ist. Allerdings nutzen die besten Effekte nichts, wenn sie der Effekte willen gezeigt werden. Glücklicherweise hat sich Regisseur Anderson mit seinem Team ein ausgezeichnetes Ensemble auf die Bühne geholt, das die für deutsche Verhältnisse sehr schwere, „operetteske“ Musik von Sondheim mit Leben füllt.
Ausdrücklich sind Stephen John Davis („The Phantom of the Opera“) und Sarah Ingram („Legally Blonde“) zu würdigen, beides bekannte Namen des Londoner West Ends.
Besonders Davis fasziniert mit seinem ausdrucksstarken, kräftigen Bariton und weiß seine vielschichtige Rolle hervorragend auszufüllen. Obwohl er nach und nach Kehle für Kehle durchschlitzt, kann man seine verletzte Seele und die ständige Trauer um seine Tochter immer durchschimmern sehen. Sarah Ingram, die Mrs. Lovett bereits in England verkörperte, gefällt durch ihre bissige Art und ihre authentische Darstellung der zwielichtigen Bäckerin. Das Ensemble tritt in diversen Rollen auf und bietet kräftige Ensemblenummern, die gemeinsam mit der 4-köpfigen Band für ein gutes Klangvolumen sorgen.
Auch wenn die Partitur der Show für ein ausladendes Orchester komponiert wurde, ist die heruntergebrochene Herangehensweise mit zwei Keyboardern und zwei Schlagzeugern hier sehr effektvoll, da bei Sondheims durchkomponierter Show der Gesang im Vordergrund stehen soll. Gerade durch die reduzierte musikalische Begleitung in Frankfurt rückt dieser auch wirklich in den Mittelpunkt.
Alles in allem hat sich das English Theatre Frankfurt für sein 40-jähriges Jubiläum ein recht komplexes, nicht unbedingt massentaugliches Stück ausgewählt. Hier gibt es keine Mitklatsch-Nummern, nicht mal ein richtiges Leitmotiv. Durch die interessante Herangehensweise von Seiten der Regie und das sehr gute Ensemble erlebt man die – aufgrund der Komplexität – selten in Deutschland gezeigte Sondheim-Show in neuem Gewand und spannend aufgepeppt. Das durch den Fleischwolf gedrehte Musical, das in Frankfurt gezeigt wird, ist „Sweeney Todd“ für die nächste Generation.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Derek Anderson |
Musikalische Leitung | Mal Hall Matt Ramplin |
Choreografie | Lee Crowley |
Bühnenbild | Rachel Stone |
Kostüme | Olivia Ward Melanie Schöberl |
Licht | Johannes Paul Volk |
Sound | Hendrik Dingler |
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CAST (AKTUELL) |
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Ensemble, Cover Anthony, Pirelli, Fogg, Beadle Bamford | Will Arundell |
Aldofo Pirelli, Jonas Fogg | Matt Bateman |
Ensemble, Cover Sweeney Todd, Judge Turpin | Dominic Brewer |
Ensemble, Cover Beggar Woman | Alex Burns |
Ensemble, Cover Johanna, Tobias | Ruby Davies |
Sweeney Todd | Stephen John Davis |
Beadle Bamford | Nathan Elwick |
Beggar Woman, Cover Mrs. Lovett | Samantha Ivey |
Mrs. Lovett | Sarah Ingram |
Judge Turpin | David Pendlebury |
Anthony | Matthew Facchino |
Johanna | Aliza Vakil |
Tobias | Lucy Warway |
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GALERIE |
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