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Wenn Richard O’Briens rockige Parodie auf das Gruselfilm-Genre auf dem Spielplan steht, resultieren daraus Sonderschichten für das Reinigungsteam des Theaters. So auch am Theater Vorpommern, dessen kurzweilige Inszenierung von Dirk Böhling nicht nur durch tolle Darsteller, sondern auch durch die Interaktionen mit dem Publikum getragen wird.
Sobald sich Riff Raff und Magenta in Richtung ihres Heimatplaneten zurückbeamen, beginnt die Zerstörung. In Jakob Knapps zweigeschossigem, funktionalen Bühnenbild knicken Streben nach innen, die rückwärtigen Vorhänge werden nach oben gezogen und die herabhängenden, bunten Lichtschläuche verheddern sich. Ins durch Nebel verräucherte Chaos krabbeln auf allen Vieren Brad und Janet auf die Bühne. Verstört wirkend singen sie „Super Heroes“ – den Song, mit dem sich üblicherweise die beiden heimkehrenden Aliens verabschieden. Nach dem letzten Ton schauen sich die Verlobten an, halten kurz inne und verlassen getrennt voneinander die Bühne. Ihre Beziehung existiert nicht mehr.
Mit diesem unerwartetem Schluss gibt Regisseur Dirk Böhling dem Kultmusical, das bis dahin auch am Theater Vorpommern eine überdrehte, interaktive Party zwischen Publikum und Protagonisten ist, ein überraschend bitteres Ende. Ein gelungenes Ausrufezeichen, das die routiniert-launige und zuweilen recht deftige Inszenierung krönt. Auch mit den tradierten Personencharakterisierungen bedient Böhling die Zuschauer-Erwartungen, sodass diese fetzige, humorvoll-gruselig umgesetzte „Rocky Horror Show“ prächtig unterhält und einfach nur Spaß macht.
Optisch punktet die Aufführung ohnehin, denn Kostümbildner Stephan Stanisic hat mit sexy Schnitten, viel Pailletten und überraschenden Accessoires bizarr-raffinierte Kreationen geschaffen, die gemeinsam mit den oft grell-bunten, opulenten Haartrachten und einem freakigen Make-up die Welt der Aliens lebendig werden lässt. Selbst die Mitglieder der in der oberen Bühnenetage positionierten, heftig losrockenden Band unter Leitung von Sebastian Undisz sind „monstermäßig“ ausstaffiert.
Mit vollem, rockigen Bariton, ganz viel laszivem Charme und einer ungeheuren Bühnenpräsenz gibt Manfred Ohnoutka den Frank N. Further als abgetakelte Transe, die bis zum Schluss glaubt, aller Fäden in der Hand zu halten. Unglaublich, wie selbstverständlich und lasziv er auf den recht hohen High Heels über die Bühne schwebt und sich in der Floorshow als Glamour-Diva inszeniert. Beim anschließenden „I’m Going Home“ nimmt sich Ohnoutka dann völlig zurück und berührt das Publikum, indem er Perücke und Makeup entfernt und sich mit kleinen Gesten und einer leicht zuckenden Lippe auf sein vorbestimmtes Ende vorbereitet. Eine bravouröse Leistung.
Doch auch die restlichen Darsteller – mit einer Ausnahme allesamt Mitglieder des hauseigenen Schauspiel-Ensembles – sind auf den Punkt besetzt. So hält sich Dirk Löschner als stocksteifer Erzähler wacker gegen die „Langweilig!“-Zwischenrufe aus dem Publikum und erscheint wie von Geisterhand immer im genau richtigen Moment an den unterschiedlichsten Orten auf der Bühne und im Zuschauerraum. Bieder und zunächst völlig verklemmt sind auch Sarah Bonitz und Tobias Bode, deren Janet und Brad jedoch zunehmend Gefallen am lockeren Treiben der Alien-Gesellschaft finden. Ihre Stimmen harmonieren hervorragend im Duett „There’s A Light“, können aber auch in den Soli überzeugen.
Mit tadellosen Gesang überrascht auch Stefan Hufschmidt, der als tätowierter und gepiercter Rocker Eddie auf seinem Motorrad auf die Bühne braust und mit satter Rock-Röhre „Hot Patootie – Bless My Soul“ herauspowert. Marvin Rehbock gibt einen tumben, muskelbepackten Rocky, Anne Greis eine quietschige Columbia und Markus Voigt einen Dr. Scott mit bewusst sehr deutsch klingendem englischen Akzent.
Alexander Frank Zieglarski und Isabella Rapp begeistern als zwielichtig-linkisches Geschwisterpaar Riff Raff und Magenta, das auch im Gesang keine Wünsche offenlässt. Beide agieren mit bedrohlich wirkender Mimik und Gestik und sprechen mit lasziv-rauen Stimmen. Von der gastverpflichteten Musicaldarstellerin Isabella Rapp stammen auch die quirligen Choreografien, die von den Solisten und der Komparserie schwungvoll ausgeführt werden.
Auch wenn „The Rocky Horror Show“ bald 45 Jahre auf dem Buckel hat – den Titel als DAS Kultmusical schlechthin macht ihr so schnell keiner streitig. Die durch und durch großartige Umsetzung am Theater Vorpommern zeigt das auf eindrucksvolle Weise.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Dirk Böhling |
Musikalische Leitung | Sebastian Undisz |
Bühnenbild | Jakob Knapp |
Kostüme | Stephan Stanisic |
Choreografie | Isabella Rapp |
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CAST (AKTUELL) |
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Frank N. Furter | Manfred Ohnoutka | |||
Janet | Sarah Bonitz Feline Zimmermann | |||
Brad | Tobias Bode | |||
Riff Raff | Alexander Frank Zieglarski | |||
Magenta | Isabella Rapp | |||
Columbia | Anne Greis Friederike Serr | |||
Dr. Scott | Markus Voigt | |||
Rocky | Marvin Rehbock | |||
Eddie | Stefan Hufschmidt | |||
Erzähler | Ronny Winter Dirk Löschner | |||
Sängerinnen und Sänger | Alicia von Dambrowski Philine Gebhardt Robert Gießler Ulrike Jesse Georg Koball Alin Kölpin Natalie Köpsel Barbara Lebert Theresa Ohly Sophia Pietz Hartmut Rothe Carsten Schulz Dietlinde Schwarz Kerstin Sothmann Julia Vogel | |||
Tänzerinnen | Kati Bakemeier Laura Fouquet Viktoria Grunkina Ilka Herrmann Alina Kondrakova Sophie Lehmann Kristin Schreiber | |||
Band | ||||
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Schlagzeug | Sebastian Blache | |||
Keyboard und Trompete | Grygoriy Nemyrovskyy | |||
Gitarre | Thomas Sternberg | |||
Bassgitarre | Fabian Timm Christoph Undisz |
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GALERIE |
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