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Berlinernde Bühnenadaption der bekannten amerikanischen Kindermädchen-TV-Sitcom aus den 1990er Jahren mit vielen flachen, albernen Witzchen. Sehenswerte Comic-Ausstattung und eine überragende Hauptdarstellerin stehen auf der Haben-Seite dieses Comedy-Musicals, das musikalisch überwiegend mit umgetexteten Songs aus „Der kleine Horrorladen” aufwartet.
Jeder hat seine Farbe: Giftiges Grün steht für die intrigante Tittie Green, royales Blau für den loyalen Butler Buddie Bullie und seriöses Schwarz gehört zum geschäftigen Musicalproduzenten Blackie Black. Knalliges Orange charakterisiert schließlich die quirlige Sunnie Sunshine und apartes Altrosa ihre exaltiert-fresssüchtige Mutter Mollie. Was sich in den albernen Namen ankündigt, setzt sich in Make-up, schrillen Plastik-Perücken (Johanna Blackstone und Tina Brochwitz), Requisiten (Mirko Intert) und den mit wenigen Strichen auf die weißen Kostüme gezeichneten oder angehefteten Details fort (Entwurf: Stephane Eric Marin Justicia). Willkommen in einem auf die Bühne gebrachten Comicstrip!
Andreas Rother und Pasqualino Zerennti haben das dazu passende, im gleichen Stil gezeichnete und schnell wandelbare Bühnenbild geschaffen: Zwei weiße Türen können im schwarzen Raum variabel verschoben werden und zeigen durch Drehen auf den anderen Seiten eine mit bunten Farben skizzierte Küche oder ein Büro. Komplettiert wird die Comic-Welt durch weiße Quader, die zum Beispiel Stühle zeigen.
Diese leicht überdreht und künstlich wirkende Optik passt perfekt zu Claudio Maniscalcos sehr Comic-haften Inszenierung seiner verberlinerten Bühnenadaption der US-Comedyserie „Die Nanny“: Die aus dem Problembezirk Wedding stammende Sunnie Sunshine reißt sich mit List den Kindermädchen-Job im noblen Anwesen des mit der Erziehung seines Nachwuchses überfordert scheinenden Blackie Black unter den Nagel. Dies ist der Ausgangspunkt für einzelne episodenartig aneinandergereihte, recht alberne Geschichten mit weitgehend immer denselben handelnden Personen. Überreicht „Chefie“ Black (Anspielung auf Blacks Alter Ego aus der Serie, Mister Sheffield!) als Überraschung für Sekretärin Tittie (Name visualisiert durch pseudo-witzige Brust-Fortsätze!) wirklich den lang ersehnten Verlobungsring? Hat Mutter Mollie (Anspielung auf ihre durchs Kostüm betonten Rundungen) einen Geliebten? Kann Sunnie in der Verkleidung ihres schwulen Cousins „Spartacus Big Dickie“ wirklich herausfinden, ob ihr Chef eine Affäre mit dem tuntigen Butler hat (Anspielungen für das vorwiegend nicht-heterosexuelle Publikum im Aufführungsort der Berliner Schwulenberatung)?
Befremdlich ist, dass auf der Bühne nicht die für eine Nanny so wichtigen Kinder in Erscheinung treten. Ab und zu erklingen ihre Stimmen zwar per Bandeinspielung, doch hätte der Regisseur aus dramaturgischen Gründen eine andere, präsentere Lösung finden sollen. Sunnies Job macht so hier wenig Sinn. Somit konzentriert sich das Spiel auf die bereits erwähnten fünf erwachsenen Charaktere, wobei Regisseur Maniscalco die drei Frauenfiguren liebevoll schrill-überdreht zeichnet, während die Herren mit großen Gesten etwas mehr Seriosität ausspielen dürfen. Hinzu kommen nach der Pause noch zwei komische Sidekicks (Sunnies Vater und Blackies Geliebte Susi aus Kreuzberg), die allerdings keinen Sinn ergeben, weil sie später nie wieder auftauchen.
Musikalisch bedient sich die Show hauptsächlich aus dem umgetexteten Menken-Song-Fundus von „Der kleine Horrorladen“ (zum Beispiel wird „Downtown“ zu „Wedding“), aber auch das große Mama Morton-Solo aus „Chicago“ (hier: „Brauchst du eine Nännie, dann sei lieb zu mir“) oder die deutsche Fassung des Disco-Krachers „I Will Survive“ sind recht sinnvoll in die Handlung integriert. Die Musikbegleitung dazu kommt aus der Konserve, wobei in der besuchten Premiere der ein oder andere Gesangspart noch der Bandbegleitung hinterher trödelte. Welche Aufgabe der auf dem Programmzettel vermerkte Tobias Bartholmeß (Musikalische Leitung) hat und wo und wann er diese wahrnimmt, bleibt unklar.
Überstrahlt wird die gesamte Aufführung von einer zum Niederknien grandiosen Cara Ciutan in der Rolle der Sunnie Sunshine. Mit umwerfender Bühnenpräsenz und einer perfekt ausgewogene Mischung aus zickiger Diva und mit beiden Beinen im Leben stehender Frau mit großem Herzen scheint ihr die Kindermädchen-Rolle wie auf den sexy Körper geschrieben zu sein. Gesanglich lässt sie keine Wünsche offen. Dazu gelingt ihr mit übertriebenen Posen beim stimmlich anspruchsvollen „Woman in Love“ eine ungemein witzige Barbra Streisand-Parodie.
Auf den Punkt besetzt sind auch Franziska Traub als dralle wie drollige Mutter Mollie Sunshine, die mit ihrem komischen „Fett“-Song so richtig abräumt, sowie Isabelle Gensior als Giftspritze Tittie Green. Ihr zartes Horrorladen-„Häuschen mit Garten“ (hier gesungen im Duett mit dem bassgewaltigen Henry Nandzik als tuntig-liebevoller Buddie) ist einer der wenigen Momente, in denen die Show innehält. Nandzik steht auch schon rein vorlagenbedingt etwas im Schatten seiner Kolleginnen. Claudio Maniscalco, der neben seiner Tätigkeit als Autor und Regisseur auch als solider wie liebenswürdiger „Chefie“ auf der Bühne steht, verhindert im letzten Moment das von allen erwartete Liebes-Happy End mit Sunnie. Dafür kündigt er eine Fortsetzungs-Folge der Bühnen-Nännie an. Ein dramaturgischer Kniff, den das Publikum bei der Premiere ebenso feiert wie die Darsteller und das Kreativ-Team.
Wer mit Begeisterung eine komplette „Nanny“-Staffel auf DVD am Stück sieht, der kommt trotz so manch dürftiger Witzchen auch bei dieser Bühnenfassung schon alleine wegen der Hauptdarstellerin und der stimmigen, überdrehten Ausstattung auf seine Kosten.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung, Idee, Buch | Claudio Maniscalco |
Musikalische Leitung | Tobias Bartholmeß |
Choreografie | Volker Eisenach |
Kostüm-Design | Stephane Eric Marin Justicia |
Bühnenbild | Andreas Rother Pasqualino Zerennti |
Spezial-Perücken | Johanna Blackstone Tina Brochwitz |
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CAST (AKTUELL) |
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Sunnie Sunshine | Cara Ciutan |
Blackie Black | Claudio Maniscalco |
Buddie Bullie | Henry Nandzik |
Tittie Green | Isabelle Gensior |
Mama Mollie Sunshine | Franziska Traub |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Di, 11.08.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | Voraufführung | |||||||
Mi, 12.08.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | Premiere | |||||||
Do, 13.08.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
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Fr, 14.08.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
Fr, 09.10.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
Sa, 10.10.2015 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
So, 11.10.2015 18:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
Mo, 28.03.2016 18:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
So, 24.04.2016 20:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
Fr, 06.05.2016 19:00 | "wilde oscar" im Lebensort Vielfalt, Berlin | ||||||||
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