Das erste Musical aus Dan Goggins‘ Nonnen-Franchise kommt als verkleinerte Wiederaufnahme des Jungen Staatsmusicals zurück auf die Wiesbadener Bühne. Wer im Theater feinen Humor und ausgefeilte Charakterdarstellungen mag, sollte darum einen großen Bogen machen. Wer aber fünf Vollblutkomödiantinnen sehen will, die sich für keine Grimasse und keinen noch so flachen Gag zu schade sind, aber die kleine Bühne mit Energie und Spaß füllen, der ist hier richtig.
Singende und tanzende Nonnen in einer für sie ungewöhnlichen Umgebung ziehen immer. Vielleicht ist das der Grund, warum Iris Limbarth ihre Inszenierung von 2007 jetzt aus der Wartburg in die kleinste Spielstätte des Hessischen Staatstheaters, das Studio, transferiert. Die Band wurde auf einen Pianisten eingedampft, Choreographie und Gänge mussten angepasst werden. Das Stück braucht keine große Bühne, es funktioniert auch auf kleinstem Raum.
Dan Goggins verpackt seine dünne Geschichte – die „Kleinen Schwestern von Hoboken“ wollen mit dieser Show Geld sammeln, um ihre toten Mitschwestern zu beerdigen, die einer Fischvergiftung zum Opfer gefallen sind – in abwechslungsreiche Songs. Die Songtexte haben den Wortwitz, den man in den Spielszenen schmerzlich vermisst. Da ist man sich für keinen noch so alten Kalauer zu schade, kokettiert aber augenzwinkernd damit, dass man sich immerhin Pinguin-Witze verkniffen hätte. Diese Nummernrevue bietet den Darstellerinnen keine Chance, große Schauspielkunst zu zeigen. Hier geht es darum, in hohem Tempo Pointen zu servieren, zu singen und im Habit die Beine zu werfen, was bestimmt ordentlich anstrengend ist. So gesehen ist Limbarths Inszenierung nur konsequent: große Gesten, übertriebene Mimik, verstellte Stimmen, hektisches Hin-und-Her – das passt zum Stück.
Große Ausstattung ist bei „Non(n)sens“ nicht nötig. Das Bühnenbild ist zweckmäßig mit einem Sofa und einer Bar, die auf ein eher zwielichtiges Etablissement schließen lässt, ausgestattet. Im Hintergrund ein Glitzervorhang und ein Showtreppchen, das für einen großen Auftritt eben mehrfach heruntergelaufen wird. Hier tummeln sich die fünf gut aufgelegten Darstellerinnen, allesamt etablierte Mitglieder des Jungen Staatsmusicals. Sie harmonieren als Gruppe, aber jede für sich kann kleine Highlights setzen.
Kathrin Pattensen tanzt als Schwester Maria Leo, die so gern die erste Nonnen-Ballerina wäre, einen hinreißenden „Nonnen-See“. Schwester Robert Anne (Nina Links) leidet darunter, nur die Zweitbesetzung zu sein, und drängt sich immer wieder in die Show. Bei „Ich will ein Star sein“ schafft sie einen überraschend emotionalen Moment. Mit dauerhaft entrücktem Lächeln und gutem Gespür für Pointen spielt Anna Heldmaier Schwester Maria Amnesia und schafft mit Leichtigkeit die Koloraturen und hohen Töne in „Eine Nonne willst du sein“.
In der Rolle der Mutter Oberin Schwester Maria Regina glänzt einmal mehr die Allzweckwaffe des Jungen Staatsmusicals Felicitas Geipel mit gnadenlos überzogener Mimik, starker Präsenz und einer extrem lustigen Szene nachdem sie Haschkekse gegessen hat. Es wird ohne Mikrofone gesungen – das wird Christina Rauschnabel (Schwester Maria Hubert) zum Verhängnis. Sie ist deutlich leiser als ihre Mitschwestern. Ihre Stimme mit dem jazzigen Timbre klingt noch dazu etwas gehemmt, als könne sie sich nicht richtig entfalten.
Musikalisch begleitet werden die Nonnen von „Bruder Bandleader“ Michael Geyer am Klavier. Die musikalisch abgespeckte Version passt sehr gut in das kleine Theater. Nur bei „Auf dem Weg nach Nashville“ will keine rechte Country-Stimmung aufkommen. Das kann ein Klavier einfach nicht.
Das Publikum ist begeistert von diesem grob-humoristischen, aber dank des Ensembles sehr kurzweiligen Abend.
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