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Halbszenische Aufführung, dessen beeindruckendes Ensemble von Opernstar Bryn Terfel und Oscar-Preisträgerin Emma Thompson angeführt wird.
Das Orchester sitzt schon auf der Bühne, der Chor zieht ein, der Dirigent kommt, alle stehen auf – Applaus, Verbeugung. Nun auch Auftritt der Solisten – wie bei konzertanten Opernaufführungen üblich in Abendgarderobe, nicht im Kostüm ihrer jeweiligen Rolle. Sie stellen sich an ihre Notenpulte, das Saallicht wird eingezogen, der Prolog beginnt.
Dann nimmt Bryn Terfel (Sweeney Todd) seine Noten, lässt sie demonstrativ auf den Boden fallen. Emma Thompson (Mrs. Lovett) kippt lässig herausfordernd ihren Ständer samt Noten um, die Solisten rechts und links schubsen unbeteiligt die Sockel mit dem Blumenschmuck um – und dann bricht zu dem musikalischen Fortissimo-Knall „Swing Your Razor Wide, Sweeney!“ die Rebellion auf der Bühne aus. Die Solisten zerreißen sich gegenseitig Smokings und Abendkleider, Ensemble und Opernchor stürmen die Bühne, randalieren, kippen den Konzertflügel des Orchesters um, Fake-Zuschauer in den Logen rollen Transparente aus, der rote Vorhang im Hintergrund fällt und gibt den Blick frei auf Graffitis und einen blutverschmierten Handabdruck.
Ein sehr überraschender und effektvoller Beginn dieser für die English National Opera ungewöhnlichen Aufführung, einer Übernahme der Inszenierung der New York Philharmonic von 2014. Ungewöhnlich zum einen, weil im Londoner Coliseum eigentlich nie Musicals sondern nur Opern und Operetten gespielt werden, zum anderen, weil für diese Aufführung Opern-, Musical- und Schauspielprominenz vom Feinsten versammelt sind.
Wie bei halbszenischen Aufführungen üblich, gibt es quasi kein Bühnenbild und kaum Requisiten. Das Orchester sitzt auf der Bühne verteilt, dazwischen Wege für die Darsteller nach rechts, links und hinten, in der Mitte und vorne eine Spielfläche. Außerdem werden die Seitenlogen ab und an mit bespielt und der Orchestergraben wird für Auf- und Abgänge genutzt. Dazu eine effektvolle Ausleuchtung und man vermisst das Bühnenbild kein bisschen. Die zu Requisiten umfunktionierten Gegenstände sind entweder Dinge, die eben in einem Theater herumstehen, oder sie stammen aus dem Orchester. Mrs. Lovett knetet ihren Teig auf einer Pauke, serviert ihre Pie mit einem Becken und nimmt sich mit Nachdruck den Stuhl eines Kontrabassisten oder auch den Dirigierstab, wenn sie etwas Entsprechendes benötigt.
Überhaupt ist Mrs. Lovett der Star des Abends. Kein Zweifel, dass die meisten Zuschauer gekommen sind, um Emma Thompson nach jahrzehntelanger Londoner Bühnenabstinenz zu sehen. Musicalerfahrung hat sie: 1985 hatte sie mit „Me and my Girl“ hier ihren Durchbruch. Nun muss eine Mrs. Lovett nicht zwingend schön singen, doch Emma Thompson tut dies überraschend gut, auch wenn sie bei den hohen Tönen bei den „Worst Pies in London“ pressen muss. Sie hat mit ihrer dankbaren Rolle das Publikum in der Hand, setzt jede Pointe perfekt und auch die Emotionen vermittelt sie glaubhaft.
Bryn Terfel ist wortwörtlich ein „Demon Barber“, so dunkel, bedrohlich und wuchtig klingt sein Bassbariton. Als Opernsänger ist er es gewohnt ohne Mikroport zu singen, deswegen übertönt er hin und wieder Orchester und Ensemble.
Als Judge Turpin überzeugt Philip Quast stimmlich und darstellerisch. Im Gegensatz zu Terfels Stimme ist seine heller, das macht ihn weniger abgrundtief böse. In „Johanna (Judge’s Song)“ zeigt er mehr als deutlich, welches Interesse er an seinem Mündel hat, aber auch mit diesen sexuellen Gelüsten hadert. Das macht ihn zwar nicht sympathischer, formt aber aus der Figur, die nur wenige Auftritte hat, einen plastischen Charakter.
Katie Hall gibt Johanna mit einem glockenklaren Sopran pure Unschuld. Matthew Seadon-Young ist als Anthony jungenhaft, quirlig und voller Energie. Auch in den kleinen, aber prägnanten Rollen wurde auf hohem Niveau besetzt: Rosalie Craig (penetrant und unheilverkündend als Beggar Woman), Alex Gaumond (schmierig-schleimig als Beadle Bamford) und John Owen-Jones (stiehlt, wie es sich gehört, als Pirelli Bryn Terfel die Show).
Bei dieser geballten „Les Mis“- und „Phantom“-Prominenz erscheint Jack North als Tobias auf den ersten Blick ganz schön unerfahren, doch er stattet seine Rolle mit Schlitzohrigkeit und Selbstsicherheit aus, kann sich flink bewegen, hat Bühnenpräsenz und eine gute Stimme, die ihn kein bisschen blasser aussehen lässt als seine Kollegen.
Das Orchester der English National Opera unter der Leitung von David Charles Abell findet den richtigen Zugang zu Sondheims großartiger Partitur. An den richtigen Stellen ein Klang-Inferno, aber auch zart und nuanciert bei der Herausarbeitung verschiedener Klangfarben. Einfach hervorragend!
Regisseur Lonny Price geht mit einer gewissen Leichtigkeit an die Sache heran, betont mehr das Komödiantische als das Dramatische der Geschichte und kann sich die eine oder andere Albernheit leider nicht verkneifen. Auch versäumt er es leider, deutlich zu machen, was mit Sweeney Todds Opfern vor der Weiterverarbeitung zu Pie-Füllung passiert. Nachdem ihnen die Kehle durchgeschnitten wurden, geht über der Szene der Spot aus und die „Toten“ gehen deutlich sichtbar langsam nach hinten ab. Dadurch wird auch erst am Ende klar, wo die Leichen erst mal landen. Das ist verwirrend, weil man nicht versteht, wie sie eigentlich von Todds Zimmer urplötzlich in den Keller zu dem eingesperrten Tobias kommen.
Aber das sind unterm Strich Lappalien, die wahrscheinlich bei einer szenischen Aufführung so nicht vorgekommen wären. Musikalisch handelt es sich auf jeden Fall um eine Sternstunde und alle Beteiligten werden mit Standing Ovations gefeiert. Jetzt wünscht man sich von diesem Cast nur noch eins: unbedingt eine Aufnahme!
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KREATIVTEAM |
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Musik / Text | Stephen Sondheim |
Buch | Hugh Wheeler |
Musikal. Leitung | David Charles Abell |
Inszenierung | Lonny Price Matt Cowart |
Bühnenbild | James Noone |
Kostüme | Tracy Christensen |
Licht-Design | Mark Henderson |
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CAST (AKTUELL) |
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Sweeney Todd | Bryn Terfel |
Mrs Lovett | Emma Thompson |
Anthony Hope | Matthew Seadon-Young |
Johanna Barker | Katie Hall |
Judge Turpin | Philip Quast |
Tobias Ragg | Jack North |
Beadle Bamford | Alex Gaumond |
Beggar Woman | Rosalie Craig |
Pirelli | John Owen-Jones |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Mo, 30.03.2015 19:30 | Coliseum, London | Preview | |||||||
Di, 31.03.2015 19:30 | Coliseum, London | Premiere | |||||||
Mi, 01.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
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Do, 02.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Sa, 04.04.2015 14:30 | Coliseum, London | ||||||||
Sa, 04.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Di, 07.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Mi, 08.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Do, 09.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Fr, 10.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
Sa, 11.04.2015 14:30 | Coliseum, London | ||||||||
Sa, 11.04.2015 19:30 | Coliseum, London | ||||||||
So, 12.04.2015 15:00 | Coliseum, London | Dernière | |||||||
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