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Ganz klassisch von den Frackschößen bis zum paillettenbesetzten Glitzerfummel geht es bei „Victor/Victoria“ im Alten Schauspielhaus Stuttgart zu. Das kleine, aber feine Ensemble rund um Antje Rietz und Jan Ammann beweist, dass Altbewährtes noch lange nicht ausgelutscht sein muss.
Um es gleich vorweg zu sagen: Wer eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Geschlechteridentitäten erwartet, wird mit der „Victor/Victoria“-Inszenierung am Alten Schauspielhaus Stuttgart recht wenig anfangen können. Zwar finden sich im Programmheft einige geistreiche Texte zum Thema, doch Regisseur Ulf Dietrich hat mit seiner Inszenierung etwas anderes im Sinn: Schlicht und ergreifend zu unterhalten.
Im klassischen Vaudeville-Stil der 1920er Jahre legt Dietrich das Stück über die Frau an, die einen Mann spielt, der Frauen spielt. Er setzt dabei auf eine pointierte Personenregie, eine klassische, aber zurückhaltende Bühne und effektvolle Choreographien. Selten sieht man an Theatern vergleichbarer Größe so perfekt durch-choreographierte und synchron dargebotene Tanznummern wie hier. Unter der Leitung von Alexander Grünwald, künstlerischer Leiter am Stuttgarter Stage Palladium Theater, schafft das siebenköpfige Ensemble eine voll und ganz überzeugende Darbietung auf der überschaubaren Bühne des Jugendstiltheaters, die von Dietmar Teßmann zweckmäßig realistisch gestaltet wurde.
Der Hintergrund zeigt Pariser Straßenszenen, Zimmer werden als abgeschlossene Räume mit einer offenen Seite für den Zuschauer gestaltet und wenn Victoria ihr hohes C anstimmt, zerbrechen dank eines doppelten Bodens in der Bartheke die Gläser auf dem Tresen. Die Tricks, die Teßmann auf seiner Bühne nutzt, sind einfach zu durchschauen, aber gerade das macht auch ihren Reiz aus. Nichts wirkt zu perfekt, zu unnahbar. Die Kostüme von Monika Seidl bilden mit Teßmanns Bühnenbild eine harmonische Allianz. Zum Hingucker werden vor allem die paillettenstrotzenden Bühnenoutfits Victorias, Marchans Nadelstreifenanzug und die Charleston-Kleidchen Normas, die die Handlung deutlich in den 1920er Jahren verorten.
Die fünfköpfige Band unter der Leitung von Niclas Ramdohr, die aus Platzgründen an den Seiten der Bühne ins Spiel mit einbezogen wird, macht Spaß. Trotz kleiner Besetzung vermisst man kein Instrument, die Musik aus der Feder von Henry Mancini und Frank Wildhorn kommt spritzig und frech daher. Genauso die Darsteller, die Dietrich auf der Bühne versammelt hat:
Antje Rietz singt und spielt die Victoria Grand mit angenehm tiefer Stimme, souveräner Zurückhaltung und hintergründigem Witz. Als Toddy wurde der beliebte Stuttgarter Komödiant Volker Risch in seiner erste Musicalrolle verpflichtet. Schauspielerisch gewandt manövriert er sich charmant durch die zugegebenermaßen flachen Witze und schlägt sich auch gesanglich gut. Überraschend witzig präsentiert sich Maja Sikora in der Rolle der schrillen Blondine Norma. Mit explosiver Körperlichkeit blödelt sie sich durch das Stück und gewinnt ihrem Part auch gesanglich spannende Nuancen ab. Publikumsliebling Jan Ammann, der einen smarten und nonchalanten King Marchan spielt, wirkt im ersten Akt noch reichlich unterfordert. Nach der Pause schöpft er aber aus den Vollen und zeigt – neben gesanglichen Höchstleistungen – treffsicheres Gespür für Pointen und Slapstick.
Es ist vor allem das Zusammenspiel der Hauptakteure, das den Reiz der Stuttgarter „Victor/Victoria“- Inszenierung ausmacht. Regisseur Dietrich lässt Rietz, Ammann und ihre Kollegen mit perfektem Timing über die Bühne fegen. Gerade die Verfolgungsjagden durch die Hotelsuiten von Victoria und Marchan werden für den Zuschauer ein absoluter Hochgenuss. Jedes Öffnen einer Tür, jede Flucht unter die Betten ist detailliert geplant und punktgenau ausgeführt.
Durch Timing, Treffsicherheit und die gewisse Chemie beweisen die Darsteller, wie eine solide gespielte Komödie funktioniert. „Victor/Victoria“ könnte muffig und aus der Zeit gefallen wirken – in Stuttgart wird der Beweis erbracht, dass es auch anders geht. Wer alles Reflektieren und Intellektualisieren für einen Abend ausschalten kann, den erwartet ein königliches Vergnügen mit Altherrenwitzen und klassischen Verwechslungs-spielchen im Stil von „Charleys Tante“ und „La Cage aux Folles“.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Henry Mancini Frank Wildhorn |
Buch | Blake Edwards |
Liedtexte | Leslie Bricusse Frank Wildhorn |
Inszenierung | Ulf Dietrich |
Musikalische Leitung | Niclas Ramdohr |
Choreographie | Alexander Grünwald |
Bühnenbild | Dietmar Teßmann |
Kostüme | Monika Seidl |
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CAST (AKTUELL) |
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Victoria Grand | Antje Rietz |
Toddy | Volker Risch |
King Marchan | Jan Ammann |
Norma | Maja Sikora |
Squasch Bernstein | Michael Hiller |
André Cassell | Reinhold Ohngemach |
Gregor / Jazz-Sänger u. a. | Luigi Scarano |
Henri Labisse u. a. | Martin Planz |
Alte Präsidentin / Mlle Selmer u. a. | Tanja Schön |
Richard, Clam u. a. | Daniel Wernecke |
Madame Roget / Blumenmädchen u. a. | Fabiana Denicolo |
Schauspielerin u. a. | Verena Raab |
Juke u. a. | André Naujoks |
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GALERIE |
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