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Jesus Christ Superstar (2011)
Freilichtspiele, Tecklenburg

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Ordentliche Produktion der Rockoper von Lloyd Webber und Rice. Nicht jeder Regieeinfall zündet, dafür ist die musikalische und gesangliche Leistung tadellos.

„Jesus Christ Superstar“ ist nicht gerade ein dankbares Stück für die Freilichtbühne: Relativ wenig Handlung, dafür umso mehr innere Kämpfe der Protagonisten. Die Entwicklung und die Motive der Figuren müssen vor allem über die Mimik glaubhaft werden. Das auf einer riesigen Bühne wie der in Tecklenburg umzusetzen, bei der man als Zuschauer zwangsläufig oft weit weg ist, ist eine Herausforderung.
Es gelingt auch nur zum Teil. Es gibt Strecken, in denen auf der Bühne wenig Überraschendes passiert und die Show ein wenig dahinplätschert. Die Darsteller tragen historisierende Kostüme und spielen die Handlung nach, nicht jede Motivation wird klar. Aber es gibt auch andere Strecken.
Ihren stärksten Moment hat die Inszenierung, als Regisseur Marc Clear auf das Abstrakte setzt. In dessen Todesszene werfen Tänzer in Fantasiekostümen Seile um Judas, ziehen diese immer mehr zusammen, bis sie den verzweifelten Protagonisten schließlich erwürgen. Ein Gänsehautmoment.
Auch „Superstar“ hätte das Potenzial dazu. Der geschundene Jesus liegt mitten auf der Bühne, um ihn herum tanzt das riesige Ensemble und feiert ausgelassen. Dieser Kontrast und die in der Musik angelegte Spannung lassen schlucken. Allerdings verliert die Szene, als die Darsteller das Publikum nachdrücklich zum Mitklatschen auffordern. Das reagiert erst zögernd (Meinen die das wirklich ernst?), klatscht aber dann munter drauflos. Am Ende gibt es tosenden Applaus für eine hervorragend choreographierte (Doris Marlis) und umgesetzte Shownummer. Der Gänsehauteffekt geht aber verloren.
Die Bühne ist relativ karg ausgestattet (Susanne Buller). Im Hintergrund ein Gerüst, auf und unter dem mit hölzernen Rahmen mehrere weiß abgehängte Räume angedeutet sind. Als später Szene für Szene die Abhängungen abgerissen werden, kommt dahinter allerdings nichts zum Vorschein außer den jeweiligen Darstellern, die auf ihren Auftritt warten. Eine inhaltliche Funktion haben die Rahmen offenbar nicht.
Clear erfindet eine zusätzliche Figur, nämlich einen weiß gekleideten Jungen (Kristian Gajaczek), der ähnlich des kleinen Amadeus („Mozart!“) stumm mit den Hauptfiguren interagiert. Er hat den ersten und den letzten Auftritt in der Show, bleibt nach Jesus Kreuzigung in hellem Licht auf der Bühne sitzen. Die Deutung bleibt dem Zuschauer überlassen.
Ungewöhnlich ist auch, wie entrückt und wenig sympathisch Jesus in den Anfangsszenen dargestellt wird. So erinnert es geradezu an einen Harem, wenn der ruhende Messias in „Alles wird gut sein“ in einem separaten Zelt von zehn Frauen umsorgt und und umschmeichelt wird.
Punkten kann die Produktion auf der musikalischen Seite. Klaus Hillebrecht lässt seine große Band druckvoll und tadellos spielen. Patrick Stanke (Jesus) und Mischa Mang (Judas) haben ihre Parts auch in den Höhen unter Kontrolle und setzen viel Power in ihre Songs. Stanke gelingen auch die Übergänge zu ruhigen, nachdenklichen Momenten, wobei er die Rolle insgesamt mit relativ viel Wut anlegt. Die ist bei Mang noch stärker zu beobachten: Judas ist von Anfang an verzweifelt und wütend, steigert das sogar noch. Wut ist auch die zentrale Emotion bei Herodes (Adrian Becker). Dessen Song gerät trotz der eher tuntigen Kostüme erfreulich unalbern und wird als Showstopper gefeiert.
Am differenziertesten ist der Pilatus angelegt. Regisseur Marc Clear, der diese Rolle selbst spielt, kann von Unbehagen über Ratlosigkeit und Wut bis zur Verzweiflung alle Facetten zeigen. Netter Regieeinfall: Als er singt, dass er seine Hände in Unschuld wäscht, wäscht er sie tatsächlich. Dann schleudert er die Waschschale wütend gegen die Wand. Dort bleibt ein Blutfleck zurück.
Musikalisch ebenfalls stark sind die Chöre. Hier macht es sich bezahlt, dass sowohl in den Nebenrollen als auch im Ensemble etliche etablierte Darsteller engagiert sind. Unterstützt werden sie vom großen Laienchor, der schauspielerisch stärker ist als mancher professionelle Opernchor und die Massenszenen bereichert.
Unterm Strich bleibt eine Show, die sicherlich nicht als revolutionär in die Geschichte der JCS-Inszenierungen eingehen wird. Die aber professionell und in der musikalischen Umsetzung stark genug ist, um gut zu unterhalten.

Hinweis: Wir haben eine Zuschauer-Rezension wegen beleidigender Inhalte gelöscht und eine weitere, weil der Autor die Show nach eigenem Bekunden noch nicht gesehen hat. Bitte nutzt für Diskussionen über Form und Ton der Leserkommentare das Forum. Diese Seite ist dafür gedacht, Bewertungen zur Show abzugeben.

 
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KREATIVTEAM
RegieMarc Clear
ChoreografieDoris Marlis
BühneSusanna Buller
KostümeKarin Alberti
 
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CAST (AKTUELL)
JesusPatrick Stanke
JudasMischa Mang
Maria MagdalenaFemke Soetenga
PilatusMarc Clear
KaiphasTom Tucker
AnnasStefan Poslovski
PetrusFrank Winkels
HerodesAdrian Becker
Simon ZelotesThomas Hohler
Priester 1Sebastian Sohn
Priester 2Mathias Meffert
Priester 3Marius Hatt
Mädchen am FeuerMichaela Schober
EnsembleDavid Lake
Wolfgang Postlbauer
Kevin Foster
Hakan T. Aslan
Benjamin Witthoff
Siegmar Tonk
Sven Olaf Denkinger
Michael Clauder
Jan Altenbockum
Michaela Schober
Rachel Marshall
Rebecca Stahlhut
Christina Hindersmann
Silja Schenk
Anke Merz
Sophie Blümel
Daniela Römer
Angela Malinowski
 
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 29.07.2011 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Sa, 30.07.2011 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Do, 04.08.2011 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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