Eines vorab: Die sensationelle Sabrina Weckerlin in der Hauptrolle und der überwiegend hervorragend besetzte Cast sorgen trotz eklatanter Schwächen des Stückes für sehenswerte Momente.rnrnWeckerlin gibt die Johanna mit gewohnt starker Stimme. Sie lotet die Höhen und Tiefen der Songs aus, singt leise und zart, um dann in den richtigen Momenten mit ihrer ganzen Stimmkraft zu beeindrucken. Auch schauspielerisch kann sie die Entwicklung von einer jungen, unterdrückten, wissbegierigen Frau zur entscheidungsfreudigen, von Machtgeplänkel unbeeindruckten Päpstin nachvollziehbar zeichnen. Ihr gegenüber steht mit Mark Seibert ein weiterer Publikumsliebling, der als Gerold stimmlich tadellos agiert und das Maximum aus der nicht besonders komplexen Rolle herausholt. Gerne möchte man mehr von ihm sehen. Christian Schöne als Antagonist Anastasius steht den beiden in nichts nach, kann stimmlich und besonders schauspielerisch überzeugen. Vom jungen, unsicheren, vom Vater gelenkten Sohn zum selbstbewussten, arroganten, machtgierigen, sich gegen den Vater stellenden Bösewicht, interpretiert Schöne Anastasius souverän – auch wenn man dieser Rolle mehr Zwischentöne gewünscht hätte. Der restliche Cast u.a. mit Reinhard Brussmann, Daniele Nonnis, Lutz Standop und Anke Fiedler überzeugt in den verschiedensten Rollen, die nicht immer besonders gut herausgearbeitet sind.rnrnUnd das ist wirklich schade, denn dieser Cast hätte ein so viel besser geschriebenes und inszeniertes Stück verdient. Besonders der erste Akt ist mit seinen 90 Minuten viel zu langatmig. Die Kindheit von Johanna wird ziemlich – vielleicht zu – ausführlich dargestellt, denn die Szenen können nicht fesseln. Die Regie von Stanislav Mosa und Christoph Jilo spult Szene für Szene ab, ohne dass eine Dynamik entsteht. Szene, Song, Bühnenbildwechsel und weiter geht es mit der nächsten Szene. Das erste Aufeinandertreffen von Gerold und Anastasius beispielsweise zeichnet bereits ab, dass sich dieser Konflikt noch verschärfen und essentiell für den Fortgang der Handlung sein wird. Noch später im ersten Akt darf das Publikum mit dem Duett „Wehrlos“ zwischen Johanna und Gerold, die erste richtig bewegende Szene genießen. Doch die dadurch aufgebauten Emotionen werden durch das abrupte Ende der jeweiligen Szene ohne wirklichen Übergang gleich wieder ausgebremst. Dummerweise schafft es die Regie auch nicht die Songs fließend in die Szenen zu integrieren, sodass diese zwischenzeitlich ziemlich abrupt eingesetzt wirken.rnrnViele Dinge dieser Inszenierung bleiben fragwürdig. Warum wird Reinhard Brussmann als Aeskulapius nicht zu Beginn deutlich als Erzähler etabliert? Stattdessen durchbricht Aeskulapius mitten im Stück plötzlich die vierte Wand. Auch das Finale des ersten Aktes ist unstimmig und verkommt zu einer undramatischen, ausgebremsten Fragwürdigkeit. Der Vorhang fällt, Stille, die Leute sind kurz davor aufzustehen, doch plötzlich und viel zu spät kommen Mönche mit Fackeln durch die Seitentüren in den Saal. Der Vorhang öffnet sich wieder, es findet eine Bücherverbrennung statt, der Vorhang fällt. Diese finale Szene ist weder musikalisch, noch inszenatorisch als große Finalnummer ausgearbeitet, sodass das Publikum mit diesem unwichtigen, undramatischen und schwunglosen Moment in die Pause entlassen wird.rnrnDer zweite Akt beginnt mit einer unpassenden, an „Mary Poppins“ erinnernden singenden Statue, die wie ein Fremdkörper im Stück wirkt. Fehl am Platz wirkt auch die Darstellung von Papst Sergius, der von der Regie wie eine Karikatur angelegt wird. Dieser erzwungene, slapstickartige Humor passt überhaupt nicht in das Stück, welches im ersten Akt als seriöses Drama aufgebaut wird. Schade, dass wichtige Momente wie die Wahl von Johanna zum Papst oder der Mord an Gerold und auch der finale Tod von Johanna so wenig Platz zum Strahlen bekommen. Da wäre viel mehr Dramatik und Gefühl drin. Trotzdem ist der zweite Akt insgesamt dynamischer und kann mehr begeistern.rnrnSo bleibt neben dem begeisternden Cast und den ausdrucksvollen Kompositionen, die an ältere Musicals von Dennis Martin wie „Bonifatius“ oder „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ erinnern, ein Bühnenbild, das für die recht kleine Bühnengröße viele atmosphärische Bilder bietet. Eine zentrale, teilbare Treppenkonstruktion bildet in Kombination mit einem Holzgerüst auf der Drehbühne das zentrale Element. Durch weitere ergänzende Requisiten sowie Prospekte und Kulissen, die aus dem Schnürboden herabgelassen werden, entstehen vom mittelalterlichen Kloster bis zum römischen Bordell schnell neue Szenen. Einzig der Einsatz der Drehbühne bremst aus, auch weil in diesen Momenten keine szenischen Übergänge geschaffen wurden und der Fortgang der Handlung häufig zum Erliegen kommt. Die offensichtlich neu eingesetzten Projektionen sind eine gelungene Ergänzung, da durch geschickte Kombination von realem Bühnenbild und Projektionen sowie dem allgemein überzeugenden Lichtdesign stimmungsvolle Szenen entstehen.rnrnSelbst wenn man über die kleineren Mängel im Kostüm- und Maskenbild hinwegsieht, und selbst wenn man die stark ans Amateurtheater grenzenden Choreografien – besonders in der Szene „Im Namen des Herrn“ – ignoriert, so bleibt der Gesamteindruck, dass „Die Päpstin“ einer grundlegenden dramaturgischen und inszenatorischen Überarbeitung bedarf. Ein Hoch auf den Cast, der den Abend rettet und verdient Standing Ovations entgegen nehmen darf.rnrnrnrnTransparenzhinweis: Für dieses Musical wurden auch zusätzliche Songtexte verwendet, die von einem Redakteur der Musicalzentrale-Redaktion stammen. Da dieser aber ansonsten an der Produktion nicht beteiligt war, haben wir uns entschieden, die Show trotzdem zu rezensieren.rnrnEine Rezension zur Spielzeit 2011 bzw. 2012 befindet sich weiter unten in der Rubrik „Frühere Besetzungen“.
== Sommer 2019 ==
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Johanna | Isabel Trinkaus Anke Fiedler (Caroline Zins)
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Gerold | Mark Seibert Dennis Henschel (Sascha Kurth Marcus G. Kulp)
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Vater / Papst | Andreas Lichtenberger (Leon van Leeuwenberg)
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Anastasius | Christian Schöne (Lutz Standop)
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Aeskulapius | Reinhard Brussmann (Leon van Leeuwenberg)
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Arsenius / Ratgar | Leon van Leeuwenberg (Stephan R. Przywara)
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Fulgentius/ Rabanus | Lutz Standop (Leon van Leeuwenberg Marcus G. Kulp)
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Marioza | Larissa Windegger (Jenny Schlensker)
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Gudrun | Caroline Zins (Jenny Schlensker)
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Lothar | Marcus G. Kulp (Michael Beck)
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Richild | Larissa Windegger (Jenny Schlensker Juliane Bischoff)
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Rabe | Jenny Schlensker (Michelle Tönnies)
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Rabe | Sascha Laue (Farid Halim
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Ensemble | Isabel Trinkaus Juliane Bischoff Giulia Fabris Marjeta Urch Larissa Windegger Caroline Zins Marcus G. Kulp Sascha Laue Michael Beck André Naujoks Chadi Yakoub Farid Halim Denys Magda
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Swings | Jenny Schlensker Michelle Tönnies Stephan R. Przywara
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Extra-Ensemble | Doreen Sommer Katharina Peregudov Julia Vilmar Jörg Alt Torsten Paul
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=2018=
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Johanna | Sabrina Weckerlin, (Anke Fiedler Tina Haas)
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Gerold | Mark Seibert Dennis Henschel, (Sascha Kurth)
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Anastasius | Christian Schöne, (Lutz Standop Kristian Lucas)
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Aeskulapius | Reinhard Brussmann, (Daniele Nonnies)
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Arsenius / Ratgar | Daniele Nonnis, (Thomas Christ)
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Vater / Papst | Sebastian Lohse, (Thomas Christ Sascha Kurth)
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Fulgentius/ Rabnaus | Lutz Standop, (Kristian Lucas)
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Gudrun / Marioza | Anke Fiedler Larissa Windegger, (Jenny Schlensker)
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Lothar | Olaf Meyer, (Michael Beck)
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Richild | Larissa Windegger, (Jenny Schlensker Caroline Zins)
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Ensemble | Sharon Rupa Giulia Fabris Caroline Zins Denise Obedekah Nicole Sydow Sascha Laue Michael Beck Kristian Lucas Chadi Yacoub Farid Halim Andrea Viggiano Thomas Christ
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Swings | Jenny Schlensker Michelle Tönnies Stephan R. Przywara Martin Ruppel
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Extra-Ensemble | Doreen Sommer Katharina Peregudov Julia Vilmar Jörg Alt Torsten Paul
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=2015=
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Johanna | Sophie Berner, (Isabel Trinkaus)
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Gerold | Ron Holzschuh, (Matthias Graf))
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Mutter | Isabel Trinkaus, (Karolin Konert)
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Anastasius | Lutz Standop, (Sascha Kurth)
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Aeskulapius | Claus Dam
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Vater | Sascha Kurth
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Arsenius | Sebastian Lohse, (Matthias Graf)
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Rabanus, Fulgentius | Dietmar Ziegler
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Marioza | Larissa Windegger
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Lothar, Thomas | Olaf Meyer
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Richild | Jenny Schlensker
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Ensemble | Tamina Ciskowski Maximilian Klakow Yasuko Sunaba Michelle Tönnies Linda Stark Tabea Grün Philipp Phung Claus Opitz Sascha Laue Michael Beck
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Swings | Robert Schmelcher Tabea Grün
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=2014=
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Johanna | Sabrina Weckerlin, (Isabel Trinkaus Karolin Konert)
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Gerold | Rob Fowler, (Dennis Henschel)
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Anastasius | Lutz Standop, (Dennis Henschel Sascha Kurth)
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Mutter | Isabel Trinkaus, (Jenny Schlensker)
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Marioza | Larissa Windegger, (Jenny Schlensker)
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Aeskulapius | Claus Dam, (Dennis Henschel Leon van Leeuwenberg)
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Vater | Sascha Kurth, (Dennis Henschel Leon van Leeuwenberg)
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Sergius | Stefan Tolnai, (Dietmar Ziegler)
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Rabenus, Fulgentius | Dietmar Ziegler, (Dennis Henschel Leon van Leeuwenberg)
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Arsenuis | Andrea Matthias Pagani, (Dennis Henschel Leon van Leeuwenberg)
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Lothar, Thomas | Michael Scheel, (Dennis Henschel Leon van Leeuwenberg)
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Richhild | Jenny Schlensker, (Larissa Windegger)
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Ensemble | Dennis Henschel Max Klakow Stefan Tolnai Karolin Konert Jasuko Sunabi Tamina Ciskowski Linda Stark Michelle Tönnis
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Swings | Robert Schmelcher Jenny Schlensker
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=2013=
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Johanna | Sabrina Weckerlin Sophie Berner, (Anke Fiedler Tina Haas)
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Gerold | Mathias Edenborn, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Anastasius | Lutz Standop, (Sascha Kurth Léon van Leeuwenberg)
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Mutter, Marioza | Anke Fiedler, (Tina Haas Anna Müllerleile Jenny Schlensker)
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Aeskulapius | Claus Dam, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Vater | Bruno Grassini, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Sergius | Martin Christoph Rönnebeck, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Rabanus, Fulgentius | Dietmar Ziegler, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg Olaf Meyer)
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Arsenius | Frank Bahrenberg Andrea Matthias Pagani, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Lothar, Thomas | Olaf Meyer, (Sascha Kurth Léon van Leeuwenberg)
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Richild | Anna Müllerleile, (Tabea Grün Jenny Schlensker)
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Ensemble | Lars Rindelaub Konstantin Zander Sascha Kurth Dennis Hentschel Tabea Grün Evita Komp Yasuko Kayamori Tamina Ciskowski Tina Haas
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Swings | Guido Breidenbach Stephan R. Przywara Linda Stark Jenny Schlensker
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=2012=
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Johanna | Sabrina Weckerlin Sophie Berner, (Tina Haas)
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Gerold | Mathias Edenborn, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Anastasius | Lutz Standop, (Sascha Kurth Lars Rindelaub)
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Mutter, Marioza | Mara Dorn, (Tina Haas Jenny Schlensker)
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Aeskulapius | Claus Dam, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Vater, Sergius | Kristian Vetter, (Marcus G. Kulp Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Rabanus, Fulgentius | Dietmar Ziegler, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Arsenius | Andrea Matthias Pagani, (Dennis Henschel Léon van Leeuwenberg)
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Lothar, Thomas, Ensemble | Marcus G. Kulp, (Sascha Kurth Léon van Leeuwenberg)
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Richild, Ensemble | Nadja Weise, (Tabea Grün Jenny Schlensker)
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Johannes, Ensemble | André Haedicke
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Theodorus, Ensemble | Konstantin Zander
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Rabe, Ensemble | Tabea Grün
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Rabe, Ensemble | Yasuko Kayamori
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Ensemble | Dennis Henschel Tina Haas Sascha Kurth Lars Rindelaub Tamina Ciskowski Evita Komp
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Swings | Laura Stecher Jenny Schlensker Linda Stark Guido Breidenbach Stephan R. Przywara Markus Wegner
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=2011=
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Johanna | Sabrina Weckerlin, (Eveline Suter Alexandra Farkic)
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Gerold | Mathias Edenborn, (Dennis Henschel Nikolas Gerdell)
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Anastasius | Christian Schöne, (Niklas-Philipp Gertl Sascha Kurth)
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Mutter, Marioza | Isabel Dörfler, (Petra Roth Alexandra Farkic Eveline Suter)
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Aeskulapius | Daniele Nonnis, (Dennis Henschel Nikolas Gerdell)
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Vater, Sergius | Norbert W. Conrads, (Marcus G. Kulp Dennis Henschel Nikolas Gerdell)
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Rabanus, Fulgentius | Dietmar Ziegler, (Dennis Henschel Nikolas Gerdell)
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Arsenius | Jogi Kaiser, (Dennis Henschel Nikolas Gerdell)
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Lothar, Thomas, Ensemble | Marcus G. Kulp, (Sascha Kurth Nikolas Gerdell)
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Richild, Ensemble | Eveline Suter, (Tabea Grün Alexandra Farkic)
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Johannes, Ensemble | Matthias Bollwerk
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Theodorus, Ensemble | Lars Rindelaub
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Rabe, Ensemble | Niklas-Philipp Gertl
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Rabe, Ensemble | Yasuko Kayamori
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Ensemble | Dennis Henschel Sascha Kurth Lars Rindelaub Tabea Grün Evita Komp Alexandra Farkic
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Swings | Janna Blaurock Wolfgag Schwingler Petra Roth Stephan R. Przywara
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Die Geschichte über die Päpstin Johanna | teils historisch korrekt, teils frei erfunden - beginnt in der Kindheit. Hier wird bereits klar, welch problematisches Leben Johanna von Anfang an führen muss. Frauen spielen in der mittelalterlichen Gesellschaft nur eine untergeordnete Rolle. Während ihr Bruder Johannes auf die Domschule gehen soll, steht dies Johanna nicht zu.
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Doreen Sommer stellt die wissbegierige, kluge Johanna gut dar, nur fällt sie manchmal aus der Rolle und vergisst z.B. eine entsprechende Körperhaltung einzunehmen, wenn sie selbst nicht im Mittelpunkt steht. Wenn sie rollenbedingt zeigen soll, über welches Wissen Johanna verfügt, spricht sie schneller, so dass man Schwierigkeiten hat, ihr zu folgen. Dennoch gewinnt sie das Publikum für sich und erntet mehrmals Szenenapplaus. Mark Möller als kleiner Johannes spricht etwas undeutlich, was jedoch gut zu seiner Rolle als weniger intelligenter Bruder Johannas passt. Marcus Kulp, der die Rolle des tyrannischen und konservativen Vaters unmissverständlich und kompromisslos verkörpert, steht Isabel Dörfler als liebevolle Mutter gegenüber. Besonders ergreifend ist der Abschied zwischen Johanna und ihrer Mutter, der rein durch Mimik und Gestik dargestellt wird.
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Zur selben Zeit veranschaulicht Arsenius seinem Sohn Anastasius, welcher Mittel man sich in der Welt des Adels bedienen muss, um darin bestehen zu können | selbst wenn dabei Blut fließt. Das eindeutige Ziel des Vaters ist es, seinen Sohn auf den Papstthron zu bringen. Christian Schöne spielt den Anastasius einerseits als arroganten, sich selbst überschätzenden Schnösel, andererseits als zunächst vom Vater abhängigen, unreifen Sohn. Diese Charakterzüge wandeln sich im Laufe des Stücks je näher er dem Thron kommt. Letztendlich wendet er sich gegen seinen Vater. Den kaltblütigen, manipulativen, jedoch rationell denkenden Arsenius präsentiert Nikolas Gerdell glaubhaft.
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Markgraf Gerold und seine Frau Richild nehmen Johanna bei sich auf, und Gerold (überzeugend gespielt von Dennis Henschel) verfällt der heranreifenden jungen Frau immer mehr. Seine eifersüchtige Ehefrau nimmt man der zu aufgesetzt agierenden Tabea Grün nicht ganz ab. Erst als sie später Johannas Hochzeit mit dem Sohn des Hufschmieds initiiert, ist Grün voll in ihrem Element.
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Doch Richilds Plan geht nicht auf, denn während der Trauung stürmen Normannen in die Kirche und ermorden die komplette Hochzeitgesellschaft. Nur Johanna überlebt. Da ihre bisherige Existenz zerstört ist, nimmt sie die Identität ihres Bruders Johannes an und wird im Schutze des Klosters Fulda zu einem angesehenen Arzt. Später schafft sie als Mann getarnt den Sprung ins hohe Kirchenamt, Ein Machtkampf mit Anastasius beginnt, in den auch Arsenius, Gerold sowie die Kurtisane Marioza (Isabel Dörfler in einer Doppelrolle) verstrickt sind. Durch die gesamte Geschichte führt erzählend und erläuternd Daniele Nonnis als Gelehrter Aeskulapius. Gleichzeitig tritt er als väterlicher Freund und Beschützer Johannas auf.
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Die erwachsene Johanna spielt Sabrina Weckerlin. Gesanglich und schauspielerisch souverän, stellt sie die Entwicklung von der jungen, verliebten Frau über den als Mann verkleideten Arzt bis hin zum verantwortungsvollen Papst dar.
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Leider gelingt es der Maske (Andrea Kucerova) nicht, das Schauspiel mancher Darsteller zu unterstützen. Während Johanna als erwachsene Frau eindeutig älter aussieht als im Kindesalter, verändern sich andere Figuren wie Gerold und Richild optisch nicht.
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Die Darsteller überzeugen zwar rundum, jedoch sind die Mikrophone (Johannes Lowien) manchmal übersteuert, tiefe Töne sind schlecht hörbar, hin und wieder knackst es, was in einigen Szenen leider von der Handlung ablenkt. Die Beleuchtung (David Kachlir) ist auch nicht immer perfekt. Vereinzelt stehen die agierenden Darsteller im Schatten. Das Bühnenbild (Christopher Weyers) wird mit Hilfe einer Drehbühne verändert | je nach Szene sieht man eine große Treppe, die man in der Mitte teilen kann, auf der anderen Seite werden Schauplätze gezeigt, für die eine flache Ebene erwünscht ist. Wird die Drehbühne bewegt, hört man ein lautes Knarren, was die Stimmung in geheimnisvollen dunklen Szenen noch unterstützt. Ansonsten ist dieses Geräusch eher störend.
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Stanislav Moša gelingt es, dem Publikum den historischen Stoff authentisch und logisch aufgebaut näherzubringen. Die Kostüme (Andrea Kucerova) sind ebenfalls zeitgemäß. Ein kleiner Kritikpunkt | Tanzende Nonnen Mönche gehören wohl eher in Produktionen mit modernen Themen, wenngleich die Choreographien (Julia Poulet) ansonsten sehr ansprechend sind.
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Dieses neue Musical bietet durchaus eingängige Lieder, jedoch hat man mehrmals das Gefühl, die eine oder andere Melodie schon einmal gehört zu haben. Wer „Bonifatius" und „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen" gesehen oder gehört hat, erkennt eindeutig die Handschrift von Dennis Martin. Auch der dramaturgische Aufbau des Stücks ist ähnlich | Es geht um eine historische Figur, die im inneren Zwiespalt steht, sich einsam, allein heimatlos fühlt. Es gibt einen der Hauptfigur wohlgesonnenen Erzähler, der durch die Geschichte führt, einen Gegenspieler mit Familienkonflikt eine dramatische Liebesgeschichte.
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Insgesamt erlebt der Zuschauer hier eine unterhaltsame Show, an der darstellerisch kaum etwas auszusetzen ist. Über die technischen Probleme kann man hinwegsehen. Die Spielfreude der Darsteller und der wiederkehrende Bezug zu Fulda reißen das Publikum mit.
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"Die Päpstin" legt offenbar eine erfolgreiche zweite Saison hin | Laut Veranstalter waren 2012 in Fulda 99 Prozent der Tickets ausverkauft. Für die erste "Auswärtsserie" in Hameln waren vor dem Start bereits . Der Erfolg dürfte auch dem starken Ensemble zu verdanken sein. In der besuchten Vorstellung in Hameln (nach Abschluss der langen Spielserie in Fulda, nachmittags an einem heißen Sommertag) wirkt die Produktion immer noch frisch, das Ensemble spielfreudig.
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Sabrina Weckerlin in der Titelrolle ist allein das Eintrittsgeld wert. Kraftvolle Höhen haben auch andere. Was Weckerlins Stimme so besonders macht, sind die ausdrucksstarken Tiefen, die klingen, als sei noch ein zweiter, dunklerer Ton dazugemischt. Dazu noch das intensive, konzentrierte Schauspiel | eine tolle Leistung.
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Neu dabei ist Lutz Standop als Anastasius. Er legt den karrierebewussten Jüngling ein wenig tuffig an, ohne ihn zur Karrikatur zu überzeichnen. Das passt gut, weil es den Hochmut transportiert und plausibel macht, warum man Anastasius durchaus unterschätzen kann. Kristian Vetter wirkt als Johannas Vater mit oft von Wut verzerrtem Gesicht aufgesetzt, aber das ist wohl auch der eher eindimensionalen Rolle geschuldet. Der Aeskulapius von Claus Dam ist das krasse Gegenstück | und dermaßen von Güte Weisheit erfüllt, dass es schon wieder anstregend ist (insbesondere bei dem pathetischen Sprechteil im Finale).
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Trotz kleiner Schwächen und des Mankos, dass die Musik aus der Konserve kommt (und deshalb steriler wirkt als Livemusik) | auch in der zweiten Spielzeit eine lohnenswerte Show.
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