Dagmar Gelbke und Frank Brunet brillieren in diesem Duo-Abend, der sich in einem unübersichtlichen Handlungswirrwarr sehr frei an Gerd Natschinskis Musical „Mein Freund Bunbury“ orientiert.
Wie gut, dass sich die „Bundesagentur für künstlerische Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ endlich um Dagmar (Dagmar Gelbke) kümmert. Die Behörde schickt der arbeitslosen Schauspielerin den smarten, mit breitem amerikanischem Slang sprechenden Motivationscoach „Fränk“ (Frank Brunet) ins Haus. Im Rahmen der künstlerischen Fortbildungsmaßnahme „Die moderne Kabarettistin in der klassischen Komödie“ soll er seine Schülerin für neue Engagements qualifizieren. Als ehemalige Sketch- und Stepp-Partnerin der DDR-Blödelikone Helga Hahnemann lebt „Dägmar“ von ihrem auf die östlichen Bundesländer begrenzten, verblassenden Ruhm. Da der sie jedoch nicht ernähren kann, schlägt sie sich als Kochbuchautorin durch.
In dieser von beiden Protagonisten für ihre „1-€-Musical-Revue“ erdachten Ausgangssituation verschwimmt Biografisches mit Fiktion. Im Rahmen der staatlich verordneten Weiterbildung spielen Gelbke und Brunet alle Rollen in einer komprimierten Fassung des 1964 in Ost-Berlin uraufgeführten Musicals „Mein Freund Bunbury“, wobei dessen Handlung aus dem London der „Golden Twenties“ ins heutige Berlin und Brandenburg verlegt worden ist. Ganz wie in einer TV-Endlos-Serie kommt es zu Liebeswirrungen, Intrigen und plötzlichen auftauchenden Verwandten. Handelnde sind unter anderem Mister Warnemünde, Lady Brandenburg und ihre plötzlich lesbisch werdende Cousine Lady Erika, die eine Auge auf Jacqueline, eine Aspirantin auf den Titel der Uckermärkischen „Miss Kartoffelacker“ geworfen hat. Klingt haarsträubend, ist es auch. Frank Brunet wäre gut beraten gewesen, wenn er sich für seine auf den ersten Blick recht witzige Bearbeitung des Bunbury-Musicals einen Co-Autor mit ins Boot geholt hätte. Kaum ein Zuschauer kann der mit allerlei platten Gags versehenen Handlung folgen, sodass sie zur Nebensache verkommt. Eine mitten auf der Bühne platzierte, drehbare weiße Wand und zwei Hüpfbälle sowie die vielen geschmackvollen, ebenfalls weißen Kostüme eines nicht genannten Ausstatters bilden dazu einen tollen optischen Rahmen.
Wer einfach nur zuschaut, der erlebt zwei furiose, urkomische und wandlungsfähige Darsteller, die unter der Co-Regie von Christine Bossert mit viel Enthusiasmus einen Sketch-Abend geben, der mit Gesangs- und Tanzeinlagen (Choreografie: Maik Damboldt) aufgepeppt wird. Auch wenn Gelbke mit ihren leicht scheppernden Höhen gegenüber ihrem wesentlich jüngeren Bühnenpartner etwas abfällt, ist sie immer noch eine tolle Tänzerin und vor allem Komödiantin. Insbesondere bei ihren Auftritten als Lady Brandenburg verschmilzt sie mit der Rolle und lässt Brunet etwas blasser aussehen. Dieser trumpft mit sicher geführtem, samtigem Bariton auf, ist ein erstklassiger Tänzer und ist nicht nur bei „Wir tanzen Tango“ urkomisch, sondern auch als Darsteller von Sigrid Simmel und der dämlich-doofen Jacqueline.
Erst nachdem der ebenfalls auf der Bühne an seinem Flügel sitzende musikalische Leiter (Andreas Peschel) seinen Platz räumt, kommt Farbe auf die Bühne. Gelbke und Brunet geben in knallroten Fracks noch einmal ein Best-Of-Medley aller Bunbury-Songs – allerdings als Vollplayback mit einer äußerst billig klingenden Synthie-Begleitung. Auch wenn dies einen Auftritt in einer TV-Gala von Florian Silbereisen parodieren soll: solch ein grauenvolles Finale hat diese Vorstellung nicht verdient.
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