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Dirty Dancing (2009 - 2010)
Theater am Potsdamer Platz, Berlin

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Don’t call it musical! Das will die Show allerdings auch gar nicht sein. Vielmehr wird ein zum sterilen Hightech-Spektakel aufgemotzter Bühnen-Klon der Zelluloid-Version als Schauspiel mit Musikuntermalung und Tanz gezeigt. Beim Urlaubs-Techtelmechtel von Frances „Baby“ Houseman mit Tanzlehrer Johnny Castle erklingen viele der Filmsongs in der Originalversion aus der Konserve.

Kann eine Welt perfekter sein? In Kellerman’s Ferienclub arbeiten schmucke, wohlgebildete Menschen mit wohlproportionierten Körpern für gut aussehende, begüterte Gäste. Ihren Urlaub verbringen diese stilecht im Outfit der Sechziger (Kostümdesign: Jennifer Irwin) in einer schneeweißen Villa vor einem pittoresken Bergpanorama, über dem sich der Himmel je nach benötigter Stimmung strahlend blau, bedrohlich grau oder romantisch glutrot färben kann. Im Wald plätschert zwischen sattem Grün ein kristallklares Bächlein, während im Hintergrund die Grillen zirpen. Selbst die Unterkünfte der dienstbaren Geister im Ferienidyll sehen kuschelig, nett und adrett aus. Jon Driscolls Computeranimationen bebildern nicht nur die verschiebbaren Rückwände im Erdgeschoss des halbrunden Treppen-Wandelgangs (Bühnenbild: Stephen Brimson Lewis), sie werden auch auf die breiten Leinwände projiziert, die neben der Bühne in den Zuschauerraum hineinragen.

In diesem Heile-Welt-Ambiente wird selbstverständlich auch die Bühnentechnik auf Topleistung getrimmt: Ein äußerer Drehring befördert immer neue Requisiten in den Vordergrund, per Seilzug schweben passende Lampen, Fenster oder Wände ein und auch die Hubpodien beweisen, dass sie in jede erdenkliche Position gebracht werden können. Dazu tauchen aus Versenkungen in Windeseile Türen oder Geländer auf und in der Mitte rotiert fast ohne Pause die in Höhe, Form und Größe variable Drehscheibe.

Auf dieser Hightech-Bühne lässt Regisseur James Powell die Szenen in einem atemberaubenden Tempo am Publikum vorbeischwirren. Seine Inszenierung orientiert sich an den Sehgewohnheiten von Musik-Videoclips mit schnellen Schnitten und viel Action. So hetzen die Darsteller schnurstracks oder mit Umweg über die Treppenkonstruktion zu ihrem nächsten Auftritt auf die gegenüberliegende Seite der sehr breiten Bühne. Zwischendurch hoppelt die Ferien-Spaßgesellschaft im Sackhüpf-Wettbewerb über die Bühne oder der überdrehte Chefanimateur kündigt im Laufschritt die anstehenden Urlauberbelustigunggen per Flüstertüte an. Augen und Ohren kommen bei Powells Hochgeschwindigkeits-Inszenierung kaum zur Ruhe. Und verlangt die Vorlage nach Romantik, erstickt sie der Regisseur mit einer XXL-Portion Postkarten-Kitsch. So üben Johnny und Baby ihre Hebefiguren zunächst in einem wogenden Grashalm-Meer auf einer projizierten Wiese, später in einem silbrig schimmernden virtuellen See.

Zudem lässt der Regisseur wenig Raum für die Charakterisierung der Nebenfiguren, die schon rein vorlagebedingt als reine Stichwortgeber über die Bühne flitzen. Allein die Houseman-Familie kommt etwas besser weg, wobei Katja Henschel im Verlauf der Vorstellung Mutter Marjorie zur warmherzigen, liebevollen Frau mit Sinn für das Gefühlschaos ihrer Tochter Frances entwickelt. Als Schwester Lisa ist Claudia Maltritz zunächst ein auf Äußerlichkeiten fixiertes College-Girl, das in Kellermans Saison-Abschluss-Show seinen Drang zur Bühne auslebt. Mit ihrem absichtlich schräg intonierten Hula-Song glänzt sie als Sängerin in einer der wenigen von einer handelnden Person im Stück vorgetragenen Gesangsnummern.

Etwas farblos wirkt Matthias Dittmer als hilfsbereiter Vater und Biedermann Jake Houseman, der mit Entsetzen feststellt, dass sein Nesthäkchen Francis ohne sein Wissen eigene Wege geht. Als diese von allen nur „Baby“ genannte Tochter liefert Janina Elkin das stärkste Rollenportrait der Show ab. Den Wandel vom blauäugigen Backfisch, dessen Leben durch das Tragen einer Melone eine plötzliche Kehrtwendung nimmt, stellt Elkin facettenreich und absolut glaubwürdig dar. Ungelenk wagt sie als „Baby“ ihre ersten Tanzschritte, um im Finale als strahlende Schönheit Frances von ihrem Johnny auf Händen getragen zu werden. In dieser Rolle hinterlässt Daniel Rákász einen zwiespältigen Eindruck. Gerade weil er seinem filmischen Vorbild optisch nur wenig ähnelt, wirkt er interessanter als die anderen Film-Klone auf der Bühne. Rákász setzt seinen beeindruckenden, fitnessgestählten Körper gekonnt in Szene und brilliert als Tänzer. Insbesondere die Mambo-Show mit der ebenso attraktiven wie perfekt beweglichen Charlotte Gooch (Penny) setzt Maßstäbe. Ein Rätsel bleibt, warum den Verantwortlichen der Show jedoch nicht aufgefallen ist, dass ihr Hauptdarsteller erhebliche Defizite im darstellenden Spiel aufweist. Rákász sagt seine Texte brav und fast ohne Emotionen auf, spielt hölzern und wirkt schlichtweg überfordert. Warum hat hier niemand in der Probenphase gegengesteuert?

Einen richtig guten Job hat das Choreografen-Trio (Kate Champion, Craig Wilson und David Scotchford) gemacht. Es treibt das Ensemble sowohl bei den Standard-Tänzen der Urlauber als auch zu den pulsierenden südamerikanischen Rhythmen mit provokanten Beckenbewegungen, ekstatischen Sprüngen und eleganten Hebefiguren zu Höchstleistungen an. Die Darsteller, die abseits der Einspielungen vom Original-Filmsoundtrack zur Live-Musik (Dirigent: Mathias Weibrich) als Gesangssolisten die Handlung illustrieren dürfen, zeigen, welches unausgeschöpfte Potenzial in den Darstellern schlummert. Bei einem derart unbefriedigenden Preis-Leistungsverhältnis – Eintrittspreise von bis zu 110 Euro pro Ticket für eine so schlichte Show – stellt sich die Frage, ob es der Veranstalter nicht wie das diebische Schumacher-Ehepaar der Handlung ausschließlich auf das Portmonee der Gäste abgesehen hat.

Anmerkung
Der Rezensent hätte gerne die gesanglichen Leistungen qualifizierter gewürdigt. Da die Namen in den Presseunterlagen nicht gesondert aufgeführt waren, bat er die Presseabteilung der Stage Entertainment per E-Mail um Nennung der Interpreten. Als Antwort haben wir leider nur die Namen aller Sänger erhalten, sodass wir weder die Sängerin mit der tollen Soul-Stimme in „Stay“, noch das ausdruckstarke Duo im finalen „(I’ve had) The Time of My Life“ namentlich benennen können.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungMichael Delhaye
Mathias Weibrich
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Frances "Baby" HousemanJanina Elkin
Jenny Bach [27.02.2010-]
Johnny CastleDániel Rákász
Penny JohnsonsCharlotte Gooch
Jake HousemanMattias Dittmer
Hans-Dieter Heiter
Majorie HousemanKatja Hentschel
Lisa HousemanClaudia Maltritz
BillyJens Petter Olsen
Nikolaj Alexander Brucker [ab Oktober 2009]
Max KellermanUwe Dreves
Wolf Bathke
Neil KellermanRicardo Frenzel Baudisch
Tito SuarezStephen Shivers
RobbieLukas Hötzel
StanMatthias Jentsch
Dustin Peters [27.02.2010-]
Vivian PressmanStephanie Wettich
Moe PressmanHans-Dieter Heiter
Mrs. SchuhmacherHelga Seebacher
Ursula Heyer [27.02.2010-]
Mr. SchuhmacherWolf Bathke
Hans-Dieter Heiter
Rainer Brandt [27.02.2010-]
Gesangs-EnsembleBridie June Rack
Patricia Meeden
Jens Peter Olsen
Stephen Shivers
Myrthes Monteiro
in weiteren RollenPavlov Antonov
Tertia Botha
Yasemin Celikkan
Alexey Chumakin
Marco Fahrland-Jadue
Mate Gyenei
Matthew Huet
Christoph Jonas
Dolan José
Victoria Kasprzak
Marie-Luisa Kaster
Richard McCowen
Stephen McGrath
Patricia Meeden
Milana Mikulich
Josephine Müller
Sara Pamploni
Sylvania Pen
Bridie June Rack
Dennis Radelaar
Jeroen Robben
Andreas Schonert
Sabrina Sepe
Thorsten Tinney
Anna-Louise Weihrauch
Band
DirigentenMichael Delhaye
Mathias Weibrich
Shay Cohen
Flöte, AltsaxophonFrank Fritsch
Wolfgang Fischer
Tenorsaxophon, KlarinetteWolfgang Fischer
James Scannell
Trompete, FlügelhornDavid Reinhard
Christian Meyers
PosauneTill Krause
KeyboardShay Cohen
GitarreBenjamin Schwenen
Kai Koschig
BassRainer Vogeley
DrumsRalf Kündgen
Marcin Lonak
PercussionSebastian Trimolt
Marcin Lonak
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 04.04.2009 20:00Theater am Potsdamer Platz, BerlinVoraufführung
Mo, 06.04.2009 19:00Theater am Potsdamer Platz, BerlinVoraufführung
Di, 07.04.2009 19:00Theater am Potsdamer Platz, BerlinPremiere
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