Anatevka (2005 - 2007)
Staatstheater am Gärtnerplatz, München

Das Leben ist ein Balanceakt. Nicht nur, dass man nicht abstürzen darf. Man muss auch noch versuchen, bei diesem Drahtseilakt eine einschmeichelnde Melodie zu spielen. Pawel Czekala als Tewje.

Jerry Bocks Musical schildert den Lebenskampf jüdischer Bürger im zaristischen Russland: In dem kleinen Dorf Anatevka wird die Tradition noch großgeschrieben. So geht der Milchmann Tewje auf den Vorschlag der Heiratsvermittlerin Jente ein, die für seine älteste Tochter Tzeitel den reichen Witwer Lasar Wolf als Bräutigam vorschlägt. Tzeitel liebt jedoch den armen Schneider Motel Kamsoil, mit dem sie sich heimlich verlobt hat. Nach langem Zögern willigt Tewje ein; aber wie soll er es seiner Frau Golde sagen? Schließlich spielt er ihr einen Traum vor, in dem Goldes Mutter, Oma Tzeitel, bestimmt, daß ihre Enkelin Motel heiraten soll.
Auch zwei jüngere Schwestern von Tzeitel wollen entgegen der Tradition selbst ihren Mann bestimmen: Hodel interessiert sich für den Studenten Pertschik, der umstürzlerische Ideen verbreitet, und Chawa will sich mit dem Nichtjuden Fedja verbinden. Daraufhin erklärt Tewje seine Tochter Chawa für tot. Tzeitels Hochzeit mit Motel wird gestört, als russische Soldaten, angeführt vom Wachtmeister, sie überfallen und Verwüstung anrichten.
Doch es kommt noch schlimmer: Auf Befehl des Zaren müssen alle Juden das Dorf verlassen. Hodel folgt Pertschik nach Sibirien, wohin er verbannt wird. Chawa und Fedja, denen Tewje zuletzt doch noch seinen Segen übermittelt, gehen nach Polen, ebenso wie Tzeitel und Motel. Tewje und Golde wandern mit den beiden jüngsten Töchtern Schprintze und Bielke nach Amerika aus. Für alle wird es ein schwerer Abschied von Anatevka.
„Anatevka“ – unter diesem Titel ist das Musical von Tewje, dem Milchmann, und seiner Familie in Deutschland berühmt geworden, wo es 1968 am Operettenhaus Hamburg erstmals gespielt wurde. Der Originaltitel „Der Fiedler auf dem Dach“ spielt auf eine von Chagall immer wieder dargestellte Figur an: Jederzeit vom Absturz gefährdet, der in Gestalt von Pogrom und Vertreibung dann auch über sie hereinbricht, versuchen die jüdischen Bewohner Anatevkas, ihr Leben zu leben, so wie man eine fröhliche Weise auf der Fiedel spielt. Seit der Uraufführung 1964 im New Yorker Imperial Theater gehört dieses zu Herzen gehende Musical zu den erfolgreichsten des Genres.

Musikalische Leitung – Hans-Joachim Willrich
Inszenierung – Peter Baumgardt
Bühne / Kostüme – Jörg Zimmermann / Sophia Schröck
Choreographie – Rosita Steinhauser

Besetzung
Tewje, Milchmann – Pawel Czekala
Golde, seine Frau – Gisela Ehrensperger
Tzeitel – Rotraut Arnold
Hodel – Talia Or
Chawa – Ulrike Dostal
Oma Tzeitel, Goldes Großmutter – Florian Simson
Jente, Heiratsvermittlerin – Susanne Heyng
Motel Kamsoil, Schneider – Michael Gann
Schandel, seine Mutter – Astrid Weimann
Pertschik, Student – Manfred Sandmeier
Lasar Wolf, Fleischer – Jörg Simon
Fruma-Sara, seine erste Frau – Michael Gann
Motschach, Gastwirt – Martin Hausberg
Rabbi – Fritz Graas
Mendel, sein Sohn – Sebastian Derksen
Awram, Buchhändler – Werner Stückmann
Nachum, Bettler – Michael Halder
Wachtmeister – Dieter Rupp
Fedja, ein junger Mann – Florian Mock / Adam Sanchez
Sascha – Jan von der Heyden
Der Fiedler – Peter Clemente
Russischer Tanz – Yukata Nakata