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KURZBEWERTUNG |
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Egal ob über Frauen in der Menopause, fleißige Vorzimmerdamen oder das vermeintlich starke Geschlecht – inzwischen gibt es viele musikalische Revuen, in denen bestimmte Personengruppen im Fokus stehen. Dazu erklingen bekannte Songs von Schlager bis Hardrock, die oft mit neuen deutschen Texten versehen wurden. So ist es auch bei dieser Matrosenshow von Michael Frowin (Idee, Buch, Texte, Inszenierung), Jochen Kilian (Musik) und Patrick Stauf (Choreografie). Wer allerdings einen schmissigen Shanty-Abend voller Seemannsgarn von der Reeperbahn erwartet, der wird überrascht sein, was ihm tatsächlich geboten wird.
Zu typischen Hafengeräuschen mit kreischenden Möwen, plätscherndem Wasser und Schiffsgetute betreten drei Männer den Zuschauerraum. A cappella stimmen sie mit Otis Reddings Klassiker „Sittin‘ on the dock oft he bay“ einen Song an, der davon handelt, dass Matrosen am Kai herumlungern, um auf einem Schiff angeheuert zu werden. Was für ein stimmungsvoller Einstieg in eine Show, in der das Publikum die Drei auf der Fahrt eines Containerfrachters von Hamburg nach Shanghai dabei beobachtet, wie sie sich unter Deck die Zeit vertreiben.
In „Wellen, Sturm und steife Brisen“ sind Seemänner in erster Linie die Reflexion sexueller Fantasien, sodass Körperlichkeit und männliche Erotik ihr Fundament bilden. In Frowins Inszenierung stehen und sitzen drei knackige Kerle auf der Bühne und sind in der Charakterisierung ihrer Rollen und im Spiel meistens sich selbst überlassen. Beim Gesang und mit erotischen Tanzbewegungen (Choreografie: Patrick Stauf) setzen sie im maritimen Matrosenkostümbild mit sparsamen Stoffeinsatz von Anja Gebauer und Timo Zickuhr ihre Muckis gekonnt in Szene. Gemäß der neuen deutschen Textzeile „Alle kollabieren, woll’n mich mal berühren“ in Tom Jones‘ Song „Sex Bomb“ begeistern sich nicht nur die schwule Szene oder Frauen im Junggesellinnen-Abschiedsmodus an Waschbrettbäuchen und Knackärschen in engen Lackhöschen.
Das genannte Ausstattungs-Duo hat auch den sehr zweckmäßigen, mit grauen Spundwänden begrenzten Raum entworfen, in dem einige Kisten und ein großer Spind stehen. Dominiert wird der Einblick in das Unterdeck von einem auf einer Tonne stehenden Röhrenradio. Der Rundfunkempfänger dient den Protagonisten als Stichwortgeber für Songs und Spielszenen sowie als Sprachrohr von der Schiffsbrücke. Doch das optisch in den 1950er-/1960er Jahren verortete Gerät ist auch gegenwartstauglich und ist als KI-gesteuerter Sprachassistent Rickmer ebenfalls ein Stichwortgeber.
Im Prinzip ist das Radio eine witzige Idee, die Michael Frowin allerdings überstrapaziert. So ist das Gag-Potenzial von Durchsagen des 1. Offiziers Kalle Kasupke im Stile der Deutschen Bahn zu falschen Anlegestellen, veränderten Container-Reihungen oder Verspätungen wegen Böschungsbränden im Suezkanal schnell aufgebraucht. Die aus dem TV-Spot des nicht nur Kinder froh machenden Fruchtgummi-Herstellers adaptierte Idee, erwachsene Menschen sich mit plärrenden Kinderstimmchen unterhalten zu lassen, wirkt in einer Seemänner-Show ebenso albern wie das lippensynchrone Nachsprechen von eingespielten, willkürlich aneinandergereihten Text-Schnipseln aus Kinofilmen mit vermeintlichem Seefahrtbezug wie „Titanic“, „Der weiße Hai“ oder „Piraten der Karibik“.
Schenkelklopfer vom Kaliber „Wie nennt man einen Delfin in einer Unterhose: Slipper“ sind Geschmackssache. Allerdings unterschreitet die Show mit ordinären Zoten mehrmals die Niveau-Grenze. Absoluter Tiefpunkt ist dabei die Interpretation des Liedes „If you could read my mind“. Basierend auf Daliah Lavis recht bekannter Version „Wär‘ ich ein Buch zum Lesen“ wird der Song als „Wär‘ ich ein Haufen Scheiße“ mit geschmacklosen Textzeilen, die hier nicht wiedergegeben werden sollen, verunglimpft.
Ohnehin wirkt die Musikauswahl uninspiriert. Abgesehen von einem Schnelldurchlauf-Medley mit zwanzig seefahrtinspirierten Songs à la „Er hat ein knallrotes Gummiboot“, „Ein Schiff wird kommen“ oder „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ erklingt ein wenig maritimer, kruder Mix aus aktuellem Pop („Uptown Funk“), Chanson („Wir sind süß, aber doof“) und Klassikern von Komponisten wie Cole Porter und Kurt Weill. Aus Platzgründen muss die recht luxuriös klingende musikalische Begleitung von Jochen Kilian aus der Konserve eingespielt werden.
Dank der drei hervorragenden Darsteller gibt es aber auch Lichtblicke, wie zum Beispiel bei dem Kinderlied „Das kleine Küken piept am Meer“. Mit allerlei Komik interpretieren Patric Dull, Andreas Langsch und Martin Ruppel miteinander die als Zählgeschichte aufgebauten Strophen, in denen nacheinander verschiedene Tiere mit für sie typischen Geräuschen auftauchen und nach der Ergänzung wiederholt werden müssen. So gesellen sich zum kleinen Küken nacheinander ein Pinguin, eine Robbe, ein Wal, ein Krebs, eine Alge und eine Seekuh und die von Michael Frowins Regie oft allein gelassenen Darsteller können sich hier einmal so richtig austoben.
Mit einer angeplattdeutschten Version von Chers „Strong Enough“ – „Stramm genuch“ besingt Martin Ruppel seine Sorge um die nachlassende Elastizität der Gesichtshaut. Im rosa Morgenmantel und auf High Heels scheint er auf einem Containerschiff eher deplatziert, begeistert allerdings als Tänzer. Mit müheloser Leichtigkeit schmeißt er seine Beine hoch in die Senkrechte, wirbelt mit schier unerschöpflicher tänzerischer Energie über die Bühne und krönt diesen Song mit einem gesprungenen Spagat. Gesanglich steht Ruppel etwas im Schatten seiner beiden Kollegen, was insbesondere beim eher sprechgesungenen Chanson „Er war gerade 18 Jahr“ auffällt.
Seine Sehnsüchte nach körperlicher Nähe und körperlicher Liebe lebt Patric Dull zunächst in einem knisternd-erotisch getanzten Tango mit Martin Ruppel aus. Die angedeutete homoerotische Episode wird zwar dramaturgisch fallen gelassen, Dull kann seinen Schmerz allerdings in „Tanz mit mir“ kompensieren und stellt fest, dass er eigentlich nur das Meer liebt. Mit seinem schönen Musical-Tenor setzt der Sänger damit eines der musikalischen Highlights der Show.
Für Matrose Nummer 3, Andreas Langsch, ist die Seefahrt ein Kindheitstraum, allerdings sieht er sich eher in der Rolle eines Piraten, auf den leider nicht in jedem Hafen eine Braut wartet. Mit Dreispitz und Laserschwert interpretiert Langsch mit samtigem Bariton ein hinreißendes „Nicht aller Tage Abend“ und gefällt beim Terzett „Sonnencremeküsse“ mit einer rasanten Steppeinlage.
Wie gut die drei Darsteller auch stimmlich harmonieren, zeigt sich in allen gemeinschaftlichen Songs, auch im finalen Shanty „Wellerman“. Ein Ende, das Sprachassistent Rickmer nicht gelten lässt und die Matrosen auffordert, ein „ordentliches Finale aufs Parkett zu legen“. Ein guter dramaturgischer Kniff, denn der Party-Song „Girls, girls, girls“ – hier natürlich „Boys, boys, boys“ – ist ein guter Rausschmeißer, der viele Defizite in der Show vergessen lässt.
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KREATIVTEAM |
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Idee, Buch, Inszenierung | Michael Frowin |
Texte | Michael Frowin Johannes Rehmann |
Nachdichtungen | Axel Pätz |
Beratung Plattdeutsch | Christian Richard Bauer |
Musikalische Leitung, Arrangements, Playbacks | Jochen Kilian |
Choreografie | Patrick Stauf |
Ausstattung | Antje Gebauer Timo Zickuhr |
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CAST (AKTUELL) |
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== ab Oktober 2024 == | ||||
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mit | Richard Patrocinio Martin Ruppel Patric Dull |
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CAST (HISTORY) |
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mit | Andreas Langsch Martin Ruppel Eiko Keller Richard Patrocinio |
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GALERIE |
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TERMINE |
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Fr, 27.12.2024 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Sa, 28.12.2024 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
So, 29.12.2024 18:00 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Fr, 10.01.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Sa, 11.01.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Mi, 15.01.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Do, 16.01.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Mi, 12.02.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Do, 13.02.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Fr, 14.02.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
▼ 4 weitere Termine einblenden (bis 07.03.2025) ▼ | |||||||||
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Sa, 15.02.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Mi, 05.03.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Do, 06.03.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
Fr, 07.03.2025 19:30 | Theaterschiff, Hamburg | ||||||||
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