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Auch in diesem Jahr tanzen und rocken die Nonnen wieder deutschlandweit über die Bretter, die die Welt bedeuten: Der Dauerbrenner „Sister Act“ mit der Musik von Alan Menken füllt bei Profiproduktionen und Laienstücken gleichermaßen die Zuschauerbänke. Im Ludwigshafener Theater im Pfalzbau hat sich die bekannte Musical-Regisseurin Iris Limbarth einer Truppe junger Talente angenommen und der Geschichte um Nachtclubsängerin Deloris ein durchaus vorzeigbares Profil verliehen.
Nach ihren Inszenierungen bei der Freilichtbühne Meppen und dem jungen Staatstheater Wiesbaden hat sich Limbarth nochmals der Geschichte gewidmet, die auf der bekannten 90er-Jahre-Komödie mit Whoopi Goldberg beruht – und ihre Erfahrung kommt der Produktion im Pfalzbau zugute: Es wird eine Show geboten, in der junge (Laien-) Nachwuchstalente durch Limbarths Know-How in einer durchaus eher als „professionell“ zu wertenden Produktion ihr Potenzial entfalten können. Ein gut durchdachtes Regiekonzept lässt sich in der gesamten Inszenierung erkennen und das Ensemble gibt sein Bestes, den Inszenierungsideen gerecht zu werden. Britta Lammers‘ Bühnenbild, das aus flankierenden säulenartigen Strukturen, einer im Hintergrund befindlichen Tribünentreppe und von der Bühnendecke herunterfahrbaren Wandelementen besteht, ist gleichermaßen funktional wie stimmig, fast schon überraschend komplex für eine Produktion mit einer derart kurzen Spielzeit von nur wenigen Tagen. Heike Korns Kostüme bilden das optische Highlight des Stücks: Das 70er-80er-Setting der Geschichte kommt durch die Kleidung der Hauptfiguren sehr gut durch. Auch die Trachten der Nonnen sind, vor allem am Ende des zweiten Aktes, echte Hingucker und erinnern an die originale Broadway-Produktion und seinen Hamburger Ableger von Stage Entertainment. Die Lichttechnik wirkt im Vergleich dazu etwas redundanter und hätte mitunter noch nuancierter auf die einzelnen Szenen abgestimmt werden können – aber insgesamt unterstützen die Lichteinstellungen und immer wieder zum Einsatz kommenden Spotlights das Narrativ durchaus angemessen. Insgesamt bietet das Stück visuell deutlich mehr, als man bei einer solchen Kurzproduktion erwarten würde.
Einen Wermutstropfen auf der technischen Seite bildet die Tontechnik, die neben einigen Mikrofon-Patzern – jedenfalls in den oberen Rängen – nicht zufriedenstellend abgemischt scheint: Gesangsparts gehen in der Orchestrierung teilweise unter und der Gesamtton ist so zurückhaltend eingestellt, dass die Stimmung der fetzigen Lieder nicht optimal ins Auditorium übertragen wird. Dabei spielt die sechs-köpfige Liveband unter der musikalischen Leitung von Frank Bangert die Melodien von Alan Menken gleichermaßen beschwingt wie fehlerlos.
Ein kleines Problem bildet auch noch das Timing: Zuweilen wirken die musikalischen Partien, ebenso wie auch einige Schauspielteile, allerdings etwas gehetzt ausgespielt. Dem Publikum wird leider oftmals nicht die Zeit eingeräumt, auf die wunderbar dargestellten und zahlreichen lustigen Stellen zu reagieren, sodass beispielsweise immer wieder Dialogteile in den zuvor ausgelösten Lachern der Zuschauer untergehen oder die Darsteller ihre Sprechtexte unter merklichem Zeitdruck beenden müssen, um den flotten Musikeinsatz noch zu bekommen.
Limbarths Choreographien kommen schwungvoll wie dynamisch daher und fangen bestens den beinahe schon ikonischen „Sister Act“ – Vibe ein. Durch die tänzerischen Abläufe entsteht eine mitreißende Stimmung im Zuschauersaal und das junge Ensemble beweist beeindruckendes Geschick, die Choreographien mit Bewegungsfreude und -talent umzusetzen. Das gesamte Ensemble singt darüber hinaus sauber und gibt auch schauspielerisch durchweg solide Leistungen preis.
Emma Leonie Fähndrich als Deloris Van Cartier füllt ihre mit großen Fußstapfen versehene Rolle souverän aus. Vor allem im zweiten Akt erstrahlt sie außerdem stimmlich mit ihrem Solo „Sister Act“. Nathalie Schadt lässt durch ihr überzeugendes Spiel zuweilen vergessen, dass sie wahrscheinlich noch 40 Jahre zu jung für die Charakterrolle der Mutter Oberin ist. Sie bildet einen optimalen Gegenpol zu Fähndrichs Nachtclubsängerin und harmoniert auch mit dem Nonnenensemble sehr gut. Charlotte Stachel als rüstige Mary Lazarus und Julia Varycheva als schüchterne Postulantin Mary Robert glänzen vor allem schauspielerisch in ihren grundverschiedenen Rollen. Ihre Figuren statten sie mit einer überzeugenden und charakterisierenden Körpersprache aus, die ihrem Spiel schöne Nuancen verleiht. Das Nonnen-Highlight bekleidet Maria Pasqua als Mary Patrick: Wie ein mit guter Laune aufgeladener Flummi fegt sie über die Bühne und verleiht dieser Charakterrolle ihre ganz eigene Farbe.
In dieser auf Frauenrollen fokussierten Produktion schaffen es erfrischenderweise auch die männlichen Darsteller, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was bei „Sister Act“ nicht unbedingt selbstverständlich ist. Sebastian Kaufmanns Darstellung von Eddie Fritzinger ist grundsympathisch, fast schon niedlich und mit seinem Song „Tief in mir“ gelingt ihm ein Showstopper. Philipp Frey als Gangsterboss Curtis Jackson begeht locker-flockig in „Ich mach sie kalt“ verbale Brutalitäten und macht auch tänzerisch eine gute Figur. Dem Handlanger-Trio, bestehend aus Moritz Hebestreit (TJ), Lukas Werner Müller (Joey) und Diego Casti (Pablo), gelingt mit seinem Lied „Hey Schwester“ der wohl größte Szenenapplaus des Abends – und das wohlverdient: Gesanglich sauber und darstellerisch perfekt legen sie Comedy-Gold aufs Parkett und wissen zu brillieren.
Das junge Musical der Bühnen im Pfalzbau braucht sich nicht hinter Prädikaten wie „Laientruppe“ zu verstecken: Durch Talent, Spielfreude und mithilfe einer professionellen Regie hat die Truppe bewiesen, dass die Grenzen zwischen Amateurgruppen und professionellen Ensembles fließend sind.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Iris Limbarth |
Musikalische Leitung | Frank Bangert |
Bühne | Britta Lammers |
Kostüme | Heike Korn |
Musikalische Einstudierung | Tim Speckhardt |
Choreographische Einstudierung | Anna Okunowski |
Szenische Einstudierung | Julia Sophia Schwarz |
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CAST (AKTUELL) |
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Deloris Van Cartier | Emma Leonie Fähndrich |
Mutter Oberin | Nathalie Schadt |
Mary Robert | Julia Varycheva Antonia Förster |
Mary Lazarus | Charlotte Stachel |
Mary Patrick | Maria Pasqua |
Curtis Jackson | Philipp Frey |
Eddie Fritzinger | Sebastian Kaufmann |
TJ | Lukas Hebestreit |
Joey | Lukas Werner Müller |
Pablo | Diego Casti |
Monsignore O'Hara | Minh-Luan Lé |
Mary Nirvana / Tina | Leonie Fink |
Mary Theresa / Michelle | Amber Arundel |
Mary Augustus | Julia Frankenhofer |
Mary Poppins | Louisa Kemmer |
Mary Sunshine | Antonia Förster Julia Varycheva |
Mary Philipp | Josephine Mansky |
Mary Lou | Lea Deutschle |
Mary Roos | Lisa Stein |
Mary Franziskus | Kai Himperle |
Mary John | Fabienne Eitelmann |
Mary Kay | Mirjam Umlauf |
Ernie / Mary Lichter | Hanno Weidebrecht |
Mary Lafer | Dominik Becker |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 13.04.2024 19:30 | Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen | Premiere |
So, 14.04.2024 14:30 | Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen |