Mandy Patinkin © Joan Marcus
Mandy Patinkin © Joan Marcus

Mandy Patinkin in Concert (2023)
Lyric Theatre, London

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Während bei uns Mandy Patinkin außerhalb einer sehr engen Musical-Gemeinde wohl eher als Schauspieler in Filmen und Serien Bekanntheit erlangt hat, eilt ihm in London und vor allem am Broadway der Ruf einer der wenigen noch lebenden Legenden voraus. Er war der erste Che in der Broadway-Fassung von „Evita“ und kreierte die Rolle des George in Sondheims „Sunday in the Park with George“. Bei seinem Engagement im Londoner Lyric Theatre beweist der Tony-Gewinner, dass dieser Ruf ganz klar verdient ist: Zwei Stunden am Stück singt und tanzt er, erzählt Geschichten, lacht und weint. Und das Publikum hängt an seinen Lippen.

Mehr als einen Pianisten am Klavier, einen Stuhl und drei, vier Utensilien braucht Mandy Patinkin nicht, um durch den Abend zu führen. Sein Programm besteht aus den Songs, die er auch für seine verschiedenen Alben aufgenommen hat; dabei setzt er neben den für ihn typischen Medleys wie dem Schooldays-Medley„, mit dem er die Show eröffnet, oder dem „Silent-Movie-Medley“ mit Songs aus der Feder berühmter US-amerikanischer Komponisten wie Jerry Hermann und George Wright auch auf einige Überraschungen: So verneigt er sich an diesem Abend auch vor Kermit dem Frosch mit „It’s Not Easy to be Green“ oder vor dem großen Freddie Mercury mit „Bohemian Rhapsody“, bei dem er nicht nur die Hauptstimme, sondern auch gleich den Chor mitübernimmt. Zusammen mit der virtuosen Klavierbegleitung von Adam Ben-David bildet dieser Song einen der Höhepunkte der Show. Der mittlerweile 70-Jährige beweist dabei nicht nur seine immer noch beeindruckend ausdrucksstarke Stimme, sondern auch sein schauspielerisches Talent. Mal tänzelt er im  Charlie-Chaplin-Gang über die Bühne, mal flippt er beim Auseinanderfalten einer Zeitung, die immer größer und größer wird und am Ende größer als er selbst ist, völlig aus.

Die Geschichten, die in den Songs erzählt werden, stehen in keinem größeren Zusammenhang; erst im zweiten Teil des Konzerts beginnt Patinkin damit, Geschichten aus seinem Leben zu erzählen, die er mit den Songs verbindet. Das Publikum erfährt, wie seine jüdische Mutter wenige Stunden nach seiner Geburt einen Tobsuchtsanfall bekommen hat, weil seine Beschneidung beinahe von einem Arzt vereitelt wurde. Oder wie sein Vater immer und immer wieder eine Schallplatte von „Mame“ mit Angela Lansbury angehört habe und sie die Schauspielerin dann bei einem Vater-Sohn-Ausflug anlässlich seiner Bar Mitzwa am Bühnenausgang für ein Autogramm abgefangen haben. Jahre später habe Patinkin dann Angela Lansbury auf einer Party von Harold Prince kennengelernt und Stephen Sondheim habe für beide in einem Nebenzimmer „Anyone Can Whistle“ auf dem Klavier gespielt. Bis heute sei Mandy Patinkin sicher, dass dies für seinen Vater der stolzeste Moment war. Beim Erzählen dieser Geschichten kann er sich dann auch die eine oder andere (nicht gespielte) Träne nicht verkneifen. Sondheim spielt jedoch nicht nur in den Geschichten dieses Abends eine bedeutende Rolle, auch bei der Songauswahl bringt er seine Verbundenheit zu seinem 2021 verstorbenen Freund zum Ausdruck. Auf der Setlist finden sich einige Songs wie „Being Alive“ und „Children Will Listen“, die in der Interpretation von Mandy Patinkin auch bereits Klassiker geworden sind.

Mandy Patinkin beendet den Abend mit einer Zugabe, die gerade in der aktuellen politischen Situation ein großes Zeichen ist: Er singt eine jiddische Version von „Somewhere Over the Rainbow“ (Ergets iber di Regnboygn) und verbindet damit den Aufruf und die Hoffnung, dass diese Erde ein Platz sein sollte, an dem alle Menschen, gleich welcher Hautfarbe, Orientierung und religiöser Angehörigkeit in Frieden zusammenleben können.

 
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CAST (AKTUELL)
GesangMandy Patinkin
Am FlügelAdam Ben-David
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 07.11.2023 20:00Lyric Theatre, LondonPremiere
Do, 09.11.2023 20:00Lyric Theatre, London
Sa, 11.11.2023 15:00Lyric Theatre, London
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